"Total schwachsinnig" Lars von Trier bereut Nazi-Sprüche in Cannes

Personifizierte - und berechnende - Provokation: Regisseur Lars von Trier
Cannes Der dänische Regisseur Lars von Trier hat seine „Verbannung“ vom Festival in Cannes akzeptiert und für seine Äußerungen über Hitler und die Nazis um Verzeihung gebeten. „Das war total schwachsinnig“, sagte von Trier am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Cannes. „Natürlich sympathisiere ich nicht mit Hitler. Ich mag ein Schwein sein, aber ein Nazi bin ich nicht.“
Von Trier ist vom Festival in Cannes nach seinen jüngsten Äußerungen über Adolf Hitler und die Nazis offiziell zur „unerwünschten Person“ erklärt worden. Ab sofort gelte von Trier als „Persona non grata“, teilte das Festival am Donnerstag mit, die Akkreditierung wurde ihm entzogen. Der 55 Jahre alte Däne hatte auch in der Vergangenheit schon wiederholt für Skandale in Cannes gesorgt.
Bei einer Pressekonferenz hatte der Regisseur verkündet: „Ich bin ein Nazi“. Das ließ nicht nur die Hauptdarstellerinnen Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg sprachlos zurück. Die jüngsten Kommentare des Filmemachers seien „nicht akzeptabel, nicht tolerierbar und stehen im Gegensatz zu den Idealen der Humanität und Großzügigkeit“ des Festivals, heißt es in der Erklärung. Die Organisatoren verurteilten die Aussagen aufs Schärfste
Ein Ausschluss wie für von Trier ist in den bisher 64 Jahrgängen von Cannes noch nie passiert und gilt auch nur für 2011, wie Festivalpräsident Gilles Jacob und sein Bevollmächtigter Thierry Frémaux in einem Pressegespräch betonten. Der Regisseur habe seine Fehlleistung voll eingesehen und die Folgen akzeptiert, sagte Frémaux: „Er ist bekannt für seine Provokationen, aber er hat begriffen, dass er dieses Mal zu weit gegangen ist.“
Im Verwaltungsrat sitzen unter anderem staatliche und städtische Vertreter. Die Entscheidung sei nicht einstimmig erfolgt und gelte auch nur für die Person Lars von Trier, nicht für seinen Film „Melancholia“. Der Film steht damit weiterhin im Wettbewerb um die Goldene Palme.
Schon seit längerem gilt von Trier als ein Enfant terrible der Filmwelt. Unvergessen sind zum Beispiel Szenen wie aus „Antichrist“, wo sich Charlotte Gainsbourg selbst verstümmelt. Vor allem aber warf der Däne, der jahrelang wegen Depressionen behandelt wurde, in seinen Werken wie „Dogville“ oder „Breaking the Waves“ immer wieder einen äußerst pessimistischen Blick auf die menschliche Existenz. In „Melancholia“ thematisiert er jetzt das Elend vor dem Weltuntergang.
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