Unwort des Jahres „Gutmensch“ – die Perversion des Anständigen

„Gutmensch“ – Floskel aus dem Standardrepertoire von Pegida und Co. und Unwort des Jahres 2015.
Nach „Lügenpresse“ nun „Gutmensch“: Die Darmstädter „Sprachkritische Aktion“ bleibt ihrer Linie treu und wählt zum zweiten Mal in Folge eine Standard-Floskel aus dem Umfeld von AfD und Pegida zum Unwort des Jahres. Die Wahl ist gut und richtig, denn der Begriff setzt Ehrenamtler herab und schürt Vorurteile. Doch bleibt die Unwort-Wahl reine Symbolik.
Sie passt zum Umgang der Großen Koalition mit den Spinnern vom rechten Rand: Man beklagt eine Verrohung von Sprache und Sitten, insbesondere im Netz – jedoch nicht ohne im nächsten Halbsatz hinterherzuschieben, man habe durchaus Verständnis für die Sorgen derjenigen, die Wörter wie „Lügenpresse“ und „Gutmensch“ verwenden.

Auch andere Unwort-Kandidaten wie „Asylbetrüger“ haben bei Pegida-Sympathisanten Hochkonjunktur.
Es ist unerträglich, wenn ehrenamtliche Helfer durch diesen Begriff als dumm und naiv diffamiert werden und ein im Kern positiv besetzter Ausdruck – „guter Mensch“ – pervertiert wird. Kaum auszudenken wo das Land in der Flüchtlings-Krise stünde, gäbe es die große Schar freiwilliger Helfer nicht. Allein, die Wahl von „Gutmensch“ zum Unwort des Jahres wird die Zahl der Anfeindungen gegen eben jene Helfer nicht reduzieren. Und Am rechten Rand wird die Botschaft ungehört verhallen.
Die Sprachwissenschaftler trifft keine Schuld. Ihre Aktion bleibt ein wichtiges Zeichen gegen die sprachliche Verrohung. Vielmehr ist die Politik gefordert, sich noch deutlicher von denjenigen zu distanzieren, die gegen Flüchtlinge und ehrenamtlich Helfer hetzen. Sie muss klar machen: Wer „Lügenpresse“ oder „Gutmensch“ verwendet, offenbart seine Nähe zu völkischem Gedankengut. Im demokratischen Diskurs hat er sich damit disqualifiziert.
Aus wahltaktischer Sicht ist es nachvollziehbar, dass Teile der Union immer mehr Verständnis signalisieren für jene, die sich „besorgte Bürger“ nennen – noch so ein Unwort, das auf den Index gehört, weil es die Seriosität von rechten Sprücheklopfern suggeriert. Alle demokratischen Parteien müssen sich dieser zutiefst undemokratische Strömung entgegenstellen.
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Diese Jury zeigt, wes Geistes Kind ihre Mitglieder sind. Das Wort Gutmensch trifft so sehr ins Mark einer bestimmten Zielgruppe, wie kaum ein zweiter Begriff. Ich als Schlechtmensch schließe mich dem Kommentar der Neuen Osnabrücker Zeitung voll an.
Der Unterschied zwischen einem "Gutmensch" und einem "guten Menschen" besteht darin, dass der "gute Mensch" sich selbst zum richtigen Handeln gefordert sieht, während der "Gutmensch " sich zur moralischen Instanz erhebt und jedwede Forderung an eigenes Tun und Handeln von sich weist.
Die Unterscheidung ist somit sachlich durchaus gegeben.
Vielleicht könnte man den "Gutmensch " zum Unmensch des Jahres küren. Auch wenn es etwas übertrieben wäre- es hätte was oder ?
Wenn die "Lügenpresse" (2014) "Gutmensch" (2015) zum Unwort erklärt, dann ist das eklige "Politische Korrektheit" (2016).
"Alle große politische Aktion besteht im Aussprechen dessen, was ist, und beginnt damit.
Alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und Bemänteln dessen, was ist.“
(Ferdinand Lassalle, Gründervater der SPD)
Das Wort "Gutmensch" ist insofern ein "Aussprechen dessen, was ist":
Gutmenschen wollen sich selbst moralisch erhöhen, während andere dafür die Kosten tragen sollen.
Das ist ziemlich ekelig
Liegt im Wort "Gutmensch" nicht eine Ironie? Nämlich die einer krampfhaften moralischen Überhöhung des eigenen Selbst immer auf der moralisch "richtigen" Seite stehen zu müssen? Koste es was es wolle? Ein Gutmensch ist m.E. ein ängstlicher Mensch. Angst vor seiner eigenen Meinung & die der anderen! Denke mal, dass weder der Verfasser des Artikels, noch die Damen & herren der Jury das wirklich "durchschauen " wollten oder sich bewusst vor den Karren haben spannen lassen!
Sehr geehrter Herr Blume,
leider ist die Diskussion zum Thema Flüchtlinge auf ein Niveau herabgesunken, die eine sachliche Diskussion fast unmöglich macht.
Um so beklagenswerter ist es, dass die Medien sich aktiv an der Entsachlichung der Duskussions beteiligen.
Und ebenso beklagenswert ist es, dass Sie hier offensichtlich keine Ausnahme sind.
Das Wort Gutmensch gibt es im Sprachgebrauch schon seit vielen Jahren und bezieht sich absolut nicht auf die Menschen, die täglich und unter hohem persönlichem Einsatz um Flüchtlinge kümmern.
Statdessen bezieht es sich auf Menschen die sich gern durch blumige Reden - weniger durch Taten - als "gute Menschen" darstellen wollen und dabei gern die Realität ausblenden.
Ob diese Charakterisierung auf Sie zutrifft mögen Sie selbst beurteilen.
Dass Sie aber das Wort Gutmensch in die Nähe zu "völkischem Gedankengut" bringen Wollen und Verwender des Wortes als Abseits des demokratischen Diskurses ansiedeln wollen ist nicht nur Absurd, sondern auch billiger Populismus.
Wer sich so äußert schürt den Hass und den inneren Unfrieden.
Diese Gesellschaft braucht offene Diskussionen und keinen billigen Populismus.
Wer die massenhafte Zuwanderung kritisch sieht und negative Folgen für die Gesellschaft voraussieht mag vielleicht unrecht haben, zum Rechtradikalen, Nazi,... macht ihn/sie das noch lange nicht.
Diese billigen Versuche offene Diskussionen durch populistische verunglimpfungen zu ersticken sind weder demokratisch, noch hilfreich.
Sattdessen treiben sie die Spaltung der Gesellschaft voran.
Vom Handelsblatt hatte ich doch mehr erwartet - offensichtlich zu Unrecht.
Die "Gutmenschen" sind realitätsfremde Personen. Es gäbe genug bedürftige deutsche, da hörte man von solche "Hilfsbereitschaft" nie etwas, selbst nicht von den Kirchen. "Gutmenschen" sind Deppen welche sich vor den Karren der Asylindustrie haben spannen lassen, i.G. haben diese Menschen Straftaten begangen, indem sie illegal eingereisten geholfen haben.
War nicht anders zu erwarten, dass die treffende Bezeichnungen für Lügenpresse und die selbsternannten Gutmenschen mit einer derartigen Auszeichnung belegt werden, solche aufgesetzte Meinungsbildung kennen wir von einigen Diktaturen her.
Die Zukunft wird uns zeigen wer die Deppen sind, würde mich selbstverständlich selbst am meisten über eine Fehleinschätzung meinerseits freuen, sieht aber nicht sehr gut aus damit.
Nach meinem Verständnis ist nicht der hilfsbereite Mitmensch der Gutmensch, sondern der, dem es unter Bezug auf das Elend in der Welt darum geht, sich selbst in den Mittelpunkt zu setzen und damit für sich Vorteile aller Art zu ergattern. In früheren Zeiten gab es Kriegshelden, das waren diejenigen, die den Kopf hingehalten haben und dann gab es Kriegsgewinnler, die aus dem Krieg für sich Vorteile schöpften. Letztere waren auch die lautesten Patrioten, wenn es aber um ihren Fronteinsatz ging, dann waren sie natürlich zu ihrem größten Bedauern in der Heimat zu wichtig für den Sieg. Das gleiche Bild haben wir heute und Gutmenschen fallen z.B. dadurch auf, dass sie nicht aufhören können, andern zu predigen, was sie nicht alles für andere zu tun, wie sie sich zu verhalten und was sie zu denken hätten. Kommt es darauf an, hört man von dieser Spezies (irgendwie bekannt) „ich finde es großartig, Flüchtlinge bei sich zu Hause zu beherbergen, deswegen werden sie verstehen, wie sehr ich es bedauere aus … Gründen dies selbst nicht tun zu können“. Unsere hochgeschätzten Investoren haben nun statt „Vaterland“ das Zauberwort „Menschenwürde“ entdeckt, da gibt es keinen Widerspruch, denn für das Gute ist kein Opfer zu groß. Eigentlich wären die Verflechtungen zwischen Kapital (z.B. Soros, Sutherland, Goldman Sachs u. a.) und Flüchtlingen ein Riesenthema für den investigativen Journalismus, nur es kommt nichts (Gutmenschen unter sich?). Es ist nämlich sehr verwunderlich, dass soviel Einsatz all dieser internationalen Persönlichkeiten dafür erfolgt, dass alle Flüchtlinge nach Deutschland und Europa kommen sollen, aber bei der Hilfe vor Ort war man bisher erstaunlich ideenlos. Herr Sutherland, ein früherer EU Kommissar aus Irland und naturgemäß bester Kenner aller Fördertöpfe, ist übrigens gleichzeitig UN Flüchtlingskommissar und in Spitzenpositionen bei Goldman Sachs und der Vatikan Bank. Aber wie gesagt, es geht um das Gute und da fragt man nicht weiter.