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Versteigerungen in London Kunst der Stunde

Das Auktionshaus Christie’s setzt die traditionelle Juni-Versteigerung für zeitgenössische Kunst freiwillig aus. Davon profitieren unter anderem kleinere Konkurrenten wie Bonhams, besonders aber Phillips.
06.07.2017 - 18:54 Uhr Kommentieren
Hart umkämpft war diese Collage von 2009. Quelle: Bonhams
Mark Bradford "Dream Deferral"

Hart umkämpft war diese Collage von 2009.

(Foto: Bonhams)

Düsseldorf Christie’s reduziert seine Versteigerungen zeitgenössischer Kunst und ließ den Juni-Termin in London erstmals ausfallen. Und das in einem robusten Markt, der wieder anzieht und die Flaute von 2016 vergessen lässt. Das haben nicht nur Sotheby’s (siehe Handelsblatt vom 30. Juni 2017), sondern auch die kleineren Mitbewerber Bonhams und Phillips zu nutzen gewusst.

Mark Bradford, Jahrgang 1961, genießt momentan viel Aufmerksamkeit, u.a. weil er auf der Biennale von Venedig ausstellt. Der Afro-Amerikaner aus Los Angeles verkauft seine abstrakten Collagen und Decollagen aus Papieren, die üblicherweise im Müll landen, für Preise bis zu vier Millionen Dollar.

Der groß gewachsene Maler hat dem klassizistischen US-Pavillon in Venedigs Garten allen Glanz genommen. Der Hof um die Dreiflügelanlage sieht aus wie ein dreckiger Hinterhof. Einen Staat, dem er nicht mehr trauen kann, repräsentiere er nicht, sagte er vor Journalisten; und vermüllte den Hof. So war schon vor den Versteigerungen von Bonhams und Phillips am 29. Juni klar, dass jene beiden Gemälde, die die Konkurrenten anzubieten hatten, viel Beachtung finden würden.

Gefragt: Kunst aus Abfall

In London konnte Bonhams dann 1.565.000 Pfund brutto für das Mittelformat „Dream Deferral“ von 2009, das einmal zur Sammlung von Marion Lambert zählte, realisieren. Für Bradford sind seine Bilder „Abstraktionen mit durchschimmerndem politischem oder sozialem Kontext“. Sie bilden zwar keine Stadtlandschaften ab, vermitteln aber ein Gefühl von Macht oder Ohnmacht, von Energie oder Stimmung. Sie sind begehrt, weil die Kunstgemeinde momentan gerade schwarze Künstler verstärkt in den Blick nimmt. Und weil Bradfords Bilder verstanden werden als ein Schmelztiegel von Farben, Kulturen und gesellschaftlichen Schichten.

Phillips konnte von den Kontakten der neuen Chairwoman Cheyenne Westphal profitierten, die zuvor über zwei Jahrzehnte für Sotheby’s gearbeitet hatte. Bieter aus 26 Ländern kämpften um 29 ausgebotene Werke und hoben den Umsatz auf 24,3 Millionen Pfund. Das sind stattliche 105 Prozent mehr als 2016, was ein schwaches Jahr war. Bei Phillips landete Mark Bradfords Bild „Drag Her to the Path“ von 2011 auf dem dritten Platz der Top Ten. Auf 1,8 bis 2,5 Millionen Pfund geschätzt, kostet diese collagierte Leinwand aus Farbe, Plakaten und Papieren, wie sie in Friseursalons zum Einsatz kommen, schließlich 2.277.000 Pfund.

Um Marktliebling Wolfgang Tillmans wurde gekämpft. Um sein kameraloses Lichtbild „Freischwimmer #84“, überboten sich Kunstfreunde bei Phillips sechs Minuten lang. Am Ende kostet die kameralose Fotografie (Auflage 1 + 1 Künstlerabzug) 605.000 Pfund. In Dollar sind das 780.450 und damit 120.000 mehr als beim letzten Höchstpreis im Mai des Jahres. Sammler und Investoren, die passende Bilder von Gerhard Richter und Peter Doig, von Michelangelo Pistoletto und Bridget Riley nicht mehr in Galerien bekamen, konnten sich hier bedienen – zu Preisen nicht über 2,4 Millionen Pfund für Richters „Abstraktes Bild (682–4)“ von 1988.

Bonhams nahm deutlich weniger ein. 37 Werke summieren sich auf 7,1 Millionen Pfund. Die aktuellen Sehnsüchte nach halbwegs erschwinglichen Bildern von Christopher Wool („Untitled“, 1991, für 1 Million Pfund) und Andy Warhol („Lenin“, 1986, 785.000 Pfund) wurden ebenso befriedigt wie die nach etwas älteren Werken. Zwei Bronzen der französischen Bildhauerin Germaine Richier (1904–1959) aus einer Re-Edition vervielfachten ihre Preise.

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