Weng Fine Art AG Beteiligung an neuem Geschäft: Digitale Marktplätze für Kunst und Immobilien

Das teuerste Werk, das die WFA 2020 verkaufen konnte, war diese expressionistische Landschaft für 500.000 Euro.
Wiesbaden Mit breiter Brust konnte Rüdiger K. Weng am Mittwoch in die Hauptversammlung gehen, die mit rund 100 Teilnehmern die größte Präsenzveranstaltung dieser Art in Deutschland seit Beginn der Pandemie war. Mit einer Börsenbewertung von rund 120 Millionen Euro ist seine Weng Fine Art AG zum Schwergewicht unter den Kunstmarktunternehmen aufgestiegen. Und mit einem Aktienkurs von über 40 Euro gehört die Gesellschaft unter Small Caps genannten kleineren börsennotierten Aktiengesellschaften auch schon zu den größeren.
Die WFA ist im B2B-Handel aktiv, etwa dem Kauf und Verkauf über Auktionen. Das teuerste Werk, das die WFA 2020 veräußern konnte, war die expressionistische Landschaft „Blick auf das Murnauer Moos“ von Gabriele Münter für 500.000 Euro. Noch besser sieht es beim Gewinn aus.
Bei einem Umsatz von knapp 8,7 Millionen Euro im Jahr 2020 blieb ein Jahresüberschuss von sagenhaften 4,3 Millionen Euro übrig. Damit habe die WFA die höchste Betriebsrendite eines Handelsunternehmens in Deutschland, nicht nur im Kunsthandel, erklärt Weng.
Anlass genug, neben einer Dividende von 30 Cent auch einen Bonus in Höhe von 20 Cent auszuschütten und darüber hinaus Gratisaktien im Verhältnis Eins zu Eins auszugeben. Dadurch wird die Zahl der im Umlauf befindlichen Aktien erhöht, und durch die zu erwartende Halbierung des Kurses scheint die Aktie preiswerter, was wiederum zu einem gesteigerten Handel mit ihr führen soll.
Den Großteil des Gewinns steuert allerdings nicht das Kerngeschäft des Unternehmens bei, sondern die bisher noch nicht börsennotierte Zuger Online-Tochter ArtXX AG. Sie ist im E-Commerce tätig und vertreibt Editionen, etwa von Jeff Koons, Damien Hirst oder Christo.

Das NFT spielt auf Wurms „Fat Sculptures“ an. Die erste offene Edition ist nur am 30. August zu kaufen für 999 Dollar.
ArtXX AG gilt wegen ihres rasanten Wachstums und der hohen Margen als Perle im Portfolio des Konzerns. Eine Ausschüttung und Neubewertung der Aktien der Tochter trägt nicht unerheblich zum Gewinn der Mutter bei. Die Durchschnittspreise von Kunstwerken der ArtXX liegen mittlerweile bei 10.000 Dollar. Ein Börsengang sei allerdings frühestens 2023 geplant, so Weng.
Wachsen über Beteiligungen
Expandiert wird aktuell auch über Beteiligungen an anderen Unternehmen. So kontrolliert Weng rund 25 Prozent an der Berliner Artnet AG, die mittelfristig in die Konzernstrategie eingebunden werden soll.
Aktuell hat für ihn allerdings eine andere Beteiligung Priorität, die er gerade auf 15 Prozent aufgestockt hat, mit der Option auf mehr. Das Geschäft der Frankfurter 360X Art AG und ihrer Mutter 360X AG mit ihren Hauptaktionären Deutsche Börse und Commerzbank ist der Aufbau von digitalen Marktplätzen für physische Vermögenswerte, wie etwa Immobilien und Kunst.
„Die Tokenisierung bringt uns ganz andere Möglichkeiten“, erläuterte Weng auf der Hauptversammlung. „Sie müssen sich das so vorstellen, dass man ein Kunstwerk wie eine Aktiengesellschaft handeln kann. Ein Kunstwerk wird in viele Token aufgeteilt, die sich wie Aktien handeln lassen. Auf einer entsprechenden Handelsplattform kann man diese Token jederzeit handeln.“
Wer „Tokenisierung“ sagt, denkt an NFTs. Und so ist es kein Zufall, dass ein weiterer Investor der 360X Art der Berliner Galerist Johann König ist, prominentester Vorreiter seiner Zunft beim NFT und Kunst. „Ich suche immer nach Gelegenheiten, die Zukunft mitzugestalten“, begründet König sein Engagement.
Auch Weng freut sich über den Zuwachs an Expertise – und Ware – die der Galerist mitbringt: „Zusammen mit Johann König werden wir die Kunstmarktkompetenz einbringen und auch die Kunstwerke, die wir tokenisieren können.“
Eine eigene Plattform für tokenisierte – oder fraktionalisierte – Kunstwerke aufzubauen, läge nahe, scheint aber wenig sinnvoll. Denn dabei würde es sich um ein Finanzprodukt handeln. „Wenn man sich mit der deutschen Börse zusammentut, hat man das Thema Bafin und Regulierung besser gelöst, als wir das jemals selber könnten“, so Weng.
Weng ist überzeugt: „Die Tokenisierung von Kunst ist potenziell ein Multimilliarden-Geschäft. Das wird keine zehn Jahre dauern und auch keine fünf, sondern das wird sehr viel schneller gehen.“ Wenn er Recht behält, dürfte er aufs richtige Pferd gesetzt haben. Und seine Aktionäre auch.
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