Zeitgenössische Kunst aus der Olbricht Collection Auktionsmarathon mit Kunst im XXL-Format

Die Bronze nach dem Foto eines abartig misshandelten Gefangenen aus dem berüchtigten Abu Ghraib-Gefängnis wurde bei 70.000 Euro zugeschlagen, was sich mit Aufgeld auf 90.300 Euro summiert.
Düsseldorf Nur fünf Personen zeitweise im Saal? Das kann Auktionator Markus Eisenbeis heute nicht mehr schrecken. Denn das von ihm geleitete Kölner Auktionshaus Van Ham überträgt seine Live-Auktionen mittlerweile nicht nur auf der eigenen, sondern auf fünf weiteren internationalen Plattformen. So auch die jüngste umfangreiche Tranche aus der Olbricht Collection.
Rund 3,4 Millionen Euro hämmerte Van Ham am 23. Juni für 534 Lose zusammen, 50 Prozent mehr als erwartet. Die Verkaufsrate lag bei ansehnlichen 77 Prozent einschließlich der 178 Lose zählenden Tranche mit Restbeständen aus der Wunderkammer. Die Zahlen für die Online Only-Auktion sind hier noch nicht mitgerechnet.
Für die 119 Großformate, die wie berichtet zuvor eigens im Außenlager ausgestellt wurden, kamen 86 Prozent zusammen. In diesem erst gegen Abend aufgerufenen Teil des Auktionsmarathons wurden auch die besten Ergebnisse erzielt.
Insgesamt entfielen aber 180 Arbeiten auf die Kategorie Großformat, darunter auch Katharina Grosses furios aus übereinander gelagerten und gesprühten Lasuren komponiertes abstraktes Leinwandbild „Ohne Titel“. Erwartet wurden bis zu 500.000 Euro. Der Hammer fiel jedoch bereits bei 300.000 Euro, zur unteren Taxe, was sich mit Aufgeld auf 387.000 Euro summiert.
Deutlich zu früh war Schluss mit Wim Delvoye’s über drei Meter hohen, scharfkantigen Kathedral-Skulptur „Chapel“. Sie war auf 180.000 bis 240.000 Euro geschätzt, wurde jedoch unter Vorbehalt schon bei 150.000 Euro zugeschlagen. Ohne Vorbehalt, aber unter der Taxe blieb der Hammerpreis für Marc Quinns Bronze „Mirage“, die nach dem Foto eines abartig misshandelten Gefangenen aus dem berüchtigten Abu Ghraib-Gefängnis entstand; beide sind natürlich schwierige Arbeiten, die dem Betrachtenden etwas zumuten.

SEO, die mit bürgerlichem Namen Seo Su-gyeong (auch Seo Soo-Kyoung) heißt, arbeitet mit Acryl und collagierten, bunten Papierstreifen. Das Bild wurde nahe der oberen Taxe von 30.000 Euro zugeschlagen.
Mit einem internationalen Auktionsrekord ging Andrea Zittels musealer 28-teiliger Zyklus „Free Running Rhythms and Patterns Version II“ (2000) aus dem Rennen. Ein Schweizer Onlinebieter übernahm die Arbeit für 141.900 Euro mit Aufgeld. Geschätzt war er auf 80.000 bis 100.000 Euro.
Freude auch bei einer ganzen Anzahl weniger auf dem Auktionsmarkt etablierter Künstler. So konnte Van Ham etwa für Martina Steckholzer, Reed Anderson und Jan Albers Auktionsrekorde melden. Alle drei waren mit attraktiven abstrakten Arbeiten vertreten. Eine Stilhaltung, welche die für Thomas Olbricht so typische Fixierung auf die Sex- und Todesthematik aufbricht, und seinem Auge vielleicht etwas Erholung gönnte.

Den musealen 28-teiligen Zyklus aus dem Jahre 2000 übernahm ein Schweizer Onlinebieter für 141.900 Euro mit Aufgeld. Geschätzt war er auf 80.000 bis 100.000 Euro.
Gute Preise auch für asiatische Werke, die einen recht breiten Raum in der Kollektion des sammelnden Universalisten einnehmen. Die größten Sprünge, gemessen am Schätzwert, machten die 36-figurige Installation des chinesischen Künstlers Jingdong Shen von 10.000 bis 15.000 Euro auf 33.000 Euro netto, und das rätselhafte Ensemble mit Fisch des Indonesiers Entang Wiharso. Es wurde von geschätzten 15.000 bis 25.000 Euro auf 45.000 Euro hochgeboten. Macht mit Aufgeld 58.050 Euro. Das acht Meter breite Gemälde „Lullaby“ der Japanerin Satoko Nachi übersprang die obere Taxe und kam auf 20.640 Euro.
Etwas enttäuschend verlief die zu Beginn der Auktion aufgerufene Passage mit Schwerpunkt Fotokunst. Hier kam es reihenweise zu Rückgängen, unter anderem von Otto Steinert, Lee Friedlander, Tom Hunter und Harry Callahan. Gut aber lief es für Jürgen Teller und fast alle Lose der umfangreichen Cindy Sherman-Passage.
Mehr: Zeitgenössische Kunst aus der Olbricht Collection: Zu sperrig geworden: Großsammler trennt sich von Kunst im XXL-Format
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