Zeitgenössische Kunst: Galerie aus einem 32-Seelen-Ort eröffnet Standbein in Seoul

München. Michael Zink ist wendig. Seine 1994 in Regensburg gegründete Galerie zog erst nach München, dann nach Berlin und vor fünf Jahren in einen architektonisch brillanten Neubau in die bayerische Provinz. Jetzt lockt Asiens boomender Kunstmarkt. In Jahr ihres 30-jährigen Bestehens baut die Galerie Zink ihre Position im Fernen Osten aus. Nach einer Repräsentanz in Hongkong sorgt die Galerie aus dem kleinen oberpfälzischen Waldkirchen nun in Südkoreas Hauptstadt Seoul für die Präsenz ihrer Künstlerinnen und Künstler.
Für eine dortige Galerie habe man momentan zwar keine Kapazitäten, signalisiert Michael Zink im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Aber wir haben dort eine weitere Repräsentantin, die die Kontakte zu unseren Kunden pflegt.“ Dass das eine gute Investition sein könnte, spiegelt beispielhaft das diesjährige Interesse Seouls an der in Europa wie in Asien gefeierten vietnamesischen Künstlerin Thao Nguyen Phan.
Die 27-jährige Filmemacherin und Malerin wird seit vier Jahren weltweit exklusiv von Michael Zink vertreten. Die Kunstmesse „Frieze Seoul“ etwa nahm Arbeiten von Thao in ihr Filmprogramm auf. Ihre Video-Installation „Reincarnation of Shadows“ ist eine filmische Erzählung zwischen Künstlerinnenbiografie und postkolonialer Sozialstudie. Sie ist momentan Teil der Ausstellung „Connecting Bodies: Asian Women Artists“ im Nationalmuseum für Moderne und zeitgenössische Kunst in Seoul. Es liefen gerade Verhandlungen mit dem Museum über den Ankauf einer Arbeit von Thao, berichtet Zink.
Ende Oktober wird der stets entspannt wirkende Galerist auf der dortigen Messe „Define: Seoul“ mit der koreanischen Künstlerin HA II HWA vertreten sein. Sie entwickelte für ihre filigranen Skulpturen eine aus der Pflanzenwelt abgeleitete Formensprache.
Dass Michael Zink heute von einem 32-Seelen-Ort zwischen „Schnufenhausen und Beilngries“, wie er ironisch anmerkt, den globalen Kunstmarkt erreicht, ist der Digitalisierung zu verdanken. Einst in Berlin ansässig, bezog er vor fünf Jahren hier ein architektonisch stilvolles Galerie- und Residency-Gebäude. Die Ausstellungen mit Galeriekünstlern wie dem Fotografen Paul Kooiker, Michael Sailstorfer oder dem viel beachteten Maler-Duo Muntean/Rosenblum haben museales Format.
Die Brücke zu einer globalen Sammlerschaft aber wurde das Internet. Erste Berührungspunkte zu asiatischen Käufern ergaben sich schon früh durch die große Nachfrage nach den comicartigen Zeichnungen des Japaners Yoshitomo Nara, den Zink jahrelang vertrat. Zahlreiche Messebeteiligungen in Asien folgten.
Michael Zink sieht im südkoreanischen Kunstmarkt derzeit eine weitaus größere Dynamik als in China und Hongkong. Südkoreas Wirtschaftselite sammelt schon seit Jahren Kunst. Nicht ohne Grund ist die „Frieze“ 2022 hier zum ersten Mal als Messeveranstalter aufgetreten. „Es gibt nirgendwo anders so viele Privatmuseen wie hier und der Hunger nach Kunst ist enorm“, untermauert Zink sein Vortasten nach Seoul.




Die 9,8-Millionen-Stadt, die Finanzzentrum in einem der stärksten Wirtschaftsräume Südostasiens ist, hat unlängst auch die in Berlin und Basel ansässige Galerie Meyer-Riegger angezogen. Schon länger vor Ort sind Global Player wie die Galerien Esther Schipper, Lehman Maupin und Thaddaeus Ropac. Parallel zur ersten Ausgabe der „Art Basel Paris“ nächste Woche zeigt Maison Guerlain an den Champs-Elysées die Ausstellung „Good Morning Korea. In the Land of Morning Calm“. Koreas Kunstszene rückt bei Galeristen, Sammlerinnen und Institutionen in den Fokus.






