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Der Kauf einer Jacht wie diesem Modell der italienischen Werft Sanlorenzo ist Familienangelegenheit. Foto: San Lorenzo Yacht

Boote und JachtenWarum eigentlich kaufen Frauen keine Superyachten?

Das Geschäft mit Jachten boomt. Weltweit steigt die Zahl der Jachtbesitzer – die der Jachtbesitzerinnen aber nicht. Sind Boote einfach Männersache?Thorsten Firlus 30.01.2024 - 11:15 Uhr

Düsseldorf. Paul Allen hat eine, Bernard Arnault selbstverständlich auch. In der Liste der längsten Jachten der Welt geht es alphabetisch weiter über D wie Dyson, Sir James bis zu W wie Würth, Reinhold. Sortiert nach Länge sucht das Auge bis Platz 43, wo der erste weibliche Vorname auftaucht. Walmart-Erbin Nancy Walton Lauries Schiff Kaos mit 110 Metern Länge. Auf Rang 62 steht Heidi Horten. Sie verstarb 2022 am Wörthersee und hinterließ die Carinthia VII. (Latein für Kärnten).

Unter einer Auswahl an Berühmtheiten des Sports mit Superjachten befindet sich keine Frau. Wirklich keine? Die Agentur Zizoo, die Jachturlaube vermittelt und eine Liste erstellt hat, schaut nach: Nein, keine Eignerin. Tennisspielerin Maria Sharapova hätte aber einmal eine gemietet für eine Woche.

Frauen entscheiden, Männer unterzeichnen

Massimo Perotti ist CEO des Jachtbauers Sanlorenzo im ligurischen La Spezia. Maßanfertigung und Understatement seien ihr Markenzeichen, sagt der Manager. Das Unternehmen hat lediglich ein Boot mit in die Halle 7 zur Düsseldorf Messe Boot gebracht. Andere Hersteller haben ganze maritime Fuhrparks aufgebockt.

Das neue Boot SL90 trägt die Zahl und Typenbezeichnung im Gegensatz zur Mehrheit der Ausstellungsstücke nicht auf dem Rumpf. „Unsere Gäste wollen keinen Show-off, sie sind erfahrene Jachtbesitzer, die im Verlaufe ihres Lebens erkannt haben, was ihnen wichtig ist“, sagt Perotti. Gut 1000 Mitglieder zählt der Klub der Eigner einer Sanlorenzo. Ändert sich die Kundschaft? Sind mehr Frauen dabei in den vergangenen Jahren? „Nein.“

Preise beginnen bei acht Millionen Euro für das Modell 182 des Herstellers Sunseeker. Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann
Volles Boot. Kommt Besuch, wird es im Wohnraum des 30 Meter langen Schiffs rasch gemütlich. Foto: Firlus
Breitwandfernseher im Wohnbereich sind so selbstverständlich auf Superyachten wie Ankerketten. Foto: Firlus
Effiziente Nutzung jedes Quadratzentimeters ist entscheidend beim Yachtbau. Platz wird nicht verschwendet. Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann
Breite Betten, schmaler Gang, großer Fernseher, gedeckte Farben sind unter Deck gefragt. Foto: Messe Düsseldorf / ctillmann

Perotti kann aus der Hüfte bis auf die vierte Nachkommastelle den CO2-Ausstoß der Jachtbranche beziffern, lässt den Carbonfootprint so groß wie eine Nussschale auf hoher See erscheinen. Wasserstoff- und Methanol-Antriebe stünden in den Startlöchern. „Wir rechnen damit, dass in wenigen Jahren die jetzt noch junge Generation mehr nach diesen Dingen fragt.“ Aber dass mehr Frauen dabei sind, damit rechnet er nicht. Das letzte Wort habe die Frau. Sie entscheide in der Regel, welches Modell. Den Kaufvertrag unterschreibe dann der Mann. Egal, welcher Hersteller.

Bei Luxusuhren sind die Klischees veraltet – bei Jachten noch aktuell?

Beim Kauf einer Jacht werden offenbar noch immer Klischees zur Wirklichkeit. So führt ein kurzer Rundgang entlang der Messestände zu der stets ähnlichen Antwort, wie sie dergestalt vermutlich noch bis in die 90er in vielen Lebensbereichen gegeben wurde. Bei Luxusuhren ist das lange passé, die Geschäftsfrau, die eigenständig ein Modell mit mechanischem Uhrwerk auswählt, ist eine feste Größe in den Marketingetats der Luxusholdings.

An Deck („bitte Schuhe ausziehen!“) scheint die Frau auf das Sonnendeck und der Mann hinters Steuer zu gehören. In den aktuellen Kampagnen sind zumindest junge Väter zu sehen, die vom Schwimmdeck aus mit den Kindern ins Wasser springen und dabei von der Mutter mit Sonnenhut beobachtet werden. Die Zahl der Lizenzen zum Führen eines Motorboots sind laut Bundesministerium für Wirtschaft und Verkehr während Corona gestiegen – wie viele der Wellenführerscheine von Frauen absolviert wurden, wird nicht erfasst.

Bei dem Anbieter Sunseeker sind etwas mehr Hintergründe zu erfahren. In der Regel sei es eben in Unternehmerfamilien doch der Mann, der das Unternehmen besitze, und aus steuerlichen Gründen sei es sinnvoller, dass ihm dann auch das Boot gehöre. „Frauen mit dem nötigen Vermögen gibt es derzeit nicht so viele wie Männer“, sagt Adam Wheeler, Head Designer von Sunseeker.

Frauen kaufen weniger Jachten, sondern teilen lieber

Wenn es eine steigende Nachfrage weiblicher Jachtfans gibt, dann zeigen sich ihre ersten Spuren nicht in den Schiffsregistern der Behörden, sondern in den Büchern von Sharing-Agenturen wie Meros. Das gleiche Modell, das es für Häuser gibt, wird auch für Schiffe angeboten. „Da sehen wir schon eine verstärkte Nachfrage weiblicher Gründerinnen“, sagt Meros-Managing-Director Georg Oehme.

Einige Gründer nehmen sich auch mal Auszeiten aus dem Sharingmodell, weil sie sich voll auf das Start-up konzentrierten. Derweil haben Gründerinnen den Zauber von Workation – eben nur an Bord statt an Land – für sich entdeckt. Perottis Werft Sanlorenzo plant – wenn derzeit auch nur für Männer – ebenfalls immer öfter Büros mit zeitgemäßer Konferenztechnik für den Innenausbau.

Sunseeker hat ausgerechnet mit seinem größten Schiff auf dem Messestand eine weibliche Kundin überzeugt. Die Europapremiere wurde in Socken und mit Sekt gefeiert und gefilmt:

Die Jacht sagt den Anforderungen von Eignerinnen so zu, dass auch ein weiteres Boot für eine Käuferin exakt so angefertigt wird. Die Zahl der Jachtbesitzerinnen ändert das allerdings nicht. Die Kundin, laut Wheeler die zweitreichste Mexikanerin, brauchte das gleiche Boot noch mal, um es auf der anderen Seite von Mexiko zu ankern.

Mehr: Superjachten sind krisenfest

Erstpublikation: 27.01.2024, 10:01 Uhr

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