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Coronavirus Was jetzt mit den deutschen Urlaubern auf Mallorca passiert

25.000 Mallorca-Urlauber sollen nach und nach ausgeflogen werden. Obwohl die Ausgangssperre bereits bestand, kamen noch neue Touristen auf der Insel an.
17.03.2020 - 16:04 Uhr Kommentieren
Corona-Krise: Das passiert jetzt mit deutschen Mallorca Reisenden
Flughafen Palma

Das Flug- und Passagieraufkommen hat sich schon in den vergangenen Tagen drastisch verringert.

(Foto: Michael Wrobel)

Palma Die Bierstraße am Ballermann: wie leergefegt. Am Strand an der Playa de Palma: keine Spaziergänger oder Jogger zu sehen. Die Innenstadt von Palma de Mallorca: fast menschenleer. Das Leben auf der zu dieser Jahreszeit eigentlich schon lebhaften Insel Mallorca steht weitestgehend still. Nachdem am Wochenende der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez wegen der Coronakrise den Alarmzustand für sein Land ausgerufen hat, herrscht auch auf Mallorca Ausgangssperre.

Aktuell gibt es auf den Balearen 92 bestätigte Coronafälle, landesweit starben bereits knapp 500 Menschen an dem neuartigen Virus. Sowohl Inselbewohner als auch die rund 25.000 Urlauber, die sich aktuell noch auf der Insel befinden, müssen in ihren Häusern und Hotels bleiben. Nur Gänge zum Supermarkt, zur Arbeit oder zum Arzt sind noch erlaubt. Umso mehr verwundert, dass noch bis zuletzt neue Urlauber auf der Insel ankamen.

„Am Sonntagnachmittag ist noch ein kompletter Bus mit deutschen Urlaubern an unserem Hotel vorgefahren“, berichtet etwa Heinz Hermsen. Der Rentner verbringt mit seiner Frau seit vergangener Woche seinen Urlaub in einem Hotel an der Playa de Palma und wurde – wie viele andere Urlauber auch – von der verhängten Ausgangssperre quasi überrascht. Er könne nicht nachvollziehen, wieso auch deutsche Reiseunternehmen nicht sofort auf den Alarmzustand in Spanien reagiert und Reisen auch nach Mallorca sofort eingestellt hätten.

Tadeusz und Doris Mrozek aus Nordrhein-Westfalen sind zwei von jenen Urlaubern, die noch am Wochenende nach Mallorca gekommen sind. „Am Flughafen in Deutschland hat man uns gesagt, dass wir natürlich noch nach Mallorca fliegen können“, erzählt uns Tadeusz Mrozek, als wir das Paar an der Schinkenstraße in Höhe des Partytempels „Bierkönig“ treffen. „Nur, ob wir wieder zurückkommen würden, konnte man uns nicht sagen.“

Noch am Samstagabend sei er im „Bierkönig“ gewesen. „Da wurden allerdings schon weniger Leute reingelassen als sonst.“ Mittlerweile hat die Lokalität am Ballermann geschlossen – so wie sämtliche Restaurants, Bars, Clubs und Diskotheken der Insel. Das große Opening-Wochenende vom 17. bis 19. April, an dem Tausende partywütige Urlauber erwartet wurden, haben die Verantwortlichen des Bierkönigs bereits abgesagt. Noch weiß niemand, ob und wie die Mallorca-Saison 2020 überhaupt stattfinden wird.

Auch der legendäre „Bierkönig“ hat geschlossen. (Foto: Michael Wrobel)
Nichts geht mehr

Auch der legendäre „Bierkönig“ hat geschlossen.

(Foto: Michael Wrobel)

Denn mittlerweile wurde der Luftraum über Mallorca weitgehend geschlossen, um die Pandemie einzudämmen. Erlaubt ist laut der Balearenregierung nur ein täglicher Flug je Airline auf den Strecken nach Madrid, Barcelona und Valencia. Zudem werde alle privaten innerspanischen und internationalen Flüge verboten, Heimhol-Flüge ausgenommen.

Beim Fährverkehr bleibe lediglich der Warentransport erlaubt. „Unsere Inseln werden praktisch abgeschottet sein, der Warentransport ist aber garantiert“, so die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol bei einer Pressekonferenz am Mittag. Bereits zuvor hatte Armengol alle Ausländer und Urlauber aufgefordert, die Insel zu verlassen.

Auch Gabriela Messlin ist vom Alarmzustand betroffen. Sie war als Kreuzfahrtpassagierin auf der „Mein Schiff 4“ unterwegs, als sich das Coronavirus in Europa rapide ausbreitete. Deshalb hatte TUI die Kreuzfahrt wie viele andere auch vorzeitig gestoppt. Als eines der letzten Schiffe, das noch in den Hafen von Palma durfte, erreichte der Kreuzfahrtriese die Insel. Das Schiff musste jedoch zunächst in der Bucht vor Palma vor Anker gehen, ehe die Passagiere am Wochenende an Land durften – jedoch nur, um in Hotels auf den Heimflug zu warten.

Seither wartet die Urlauberin darauf, ausgeflogen zu werden. „Wir sitzen nun im Hotel in Can Pastilla fest, dürfen nicht raus und eigentlich auch noch nicht einmal in die Lobby“, berichtet Messlin.

Mit Listen, die an den Rezeptionen ausliegen, informieren derzeit die Reiseveranstalter ihre Mallorca-Kunden, mit welchen Fliegern sie wann nach Hause gebracht werden. „Doch es gibt fast stündlich eine neue Liste mit neuen Abflugzeiten“, so die Usedomerin. Zunächst hatte es geheißen, dass sie und weitere Urlauber am Dienstag nach Zürich fliegen sollten. „Als wir wieder in die Liste geguckt haben, stand da plötzlich, dass es nun am frühen Abend nach München gehen soll.“

Ausgangssperre und geschlossene Restaurants zeigen die Partymeile in einem gänzlich neuen Bild.(Foto: Michael Wrobel)
Die „Schinkenstraße“

Ausgangssperre und geschlossene Restaurants zeigen die Partymeile in einem gänzlich neuen Bild.

(Foto: Michael Wrobel)

Eigentlich muss Messlin aber zum Flughafen Tegel, wo ihr Auto steht. „Ob es einen Weiterflug von München nach Berlin gibt, wissen wir bisher nicht“, sagte sie uns am späten Dienstagmittag am Telefon. Zur Not wollen sie und ihr Mann sich einen Mietwagen nehmen oder in München zunächst ins Hotel gehen. „Nur gut, dass wir jetzt schon mal nach Deutschland fliegen sollen und nicht in die Schweiz.“ Denn ob sie von dort wegkämen, sei ja völlig unklar.

Neue Urlauber seien indes seit dem Wochenende nicht mehr in dem Hotel angekommen. Nur jene, die aus anderen Hotels umziehen mussten, die bereits geschlossen wurden. Denn laut der Balearenregierung sollen möglichst bald alle Hotels auf Mallorca ihren Betrieb vorerst einstellen. In einigen könnte es in den kommenden Tagen und Wochen dennoch hektisch bleiben. Denn statt Urlauber sollen dort Coronapatienten einziehen.

So stellte unter anderem der Generaldirektor der Garden Hotels, Gabriel Llobera, das Hotel der Kette an der Playa de Muro bei Alcudia im Norden der Insel als Not-Krankenhaus zur Verfügung. Das Hotel mit seinen 132 Zimmern befindet sich in der Nähe des Krankenhauses von Muro. Auch die großen Hotelketten der Insel wie Meliá und Riu stellten Hilfe in Aussicht. Meliá-Chef Gabriel Escarrer bot an, Hotels der Kette für die Gesundheitsversorgung zur Verfügung zu stellen.

Trotz der unklaren Lage ist die Stimmung unter den Urlaubern noch vergleichsweise ruhig. „Hier verfällt niemand in Panik oder so“, sagte Gabriela Messlin. „Wir spielen Sudoku oder unterhalten uns.“ Ältere Gäste, die sich nicht über Smartphone und Internet informieren können, würde man mit Informationen versorgen. Alle jene Gäste, die bereits auf einen Flug gebucht sind, seien guter Dinge, dass sie bald nach Hause kämen.

Was sie allerdings in den kommenden Tagen in Deutschland erwartet, kann noch niemand abschätzen. Mallorca unternimmt mit der Abschottung jedenfalls momentan alles, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet.

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