Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Das Prinzip Weihnachtsmarkt Lukrativer Budenzauber

Weihnachtsmärkte made in Germany sind Publikumsmagnet und Exporthit. Millionen Touristen stürmen hiesige Innenstädte. Kopien gibt es mittlerweile weltweit. Doch wer verdient was?
05.12.2015 - 14:29 Uhr
Glühwein und Dildoschmuck. Quelle: dpa
Weihnachtsmarkt in Köln

Glühwein und Dildoschmuck.

(Foto: dpa)

Wer echtes deutsches Klischee erleben will, sollte nach Birmingham fahren, auf den „Frankfurt Weihnachtsmarkt“ mit seinen hutzelmännchenhaften Holzbuden, zwischen denen Original-Glühwein- und -Bratwurstschwaden hängen. Einzig der riesige, lila illuminierte Plastikweihnachtsmann und die Leuchtschrift „Happy Christmas“ verraten, dass es sich hier nicht um den Römerberg am Main handelt, sondern die britischen West Midlands. Birmingham ist Frankfurts Partnerstadt.

Seit 1997 gibt es den britischen Ableger schon, einst entstanden durch eine Initiative deutscher Kaufleute. Heute ist der Budenzauber mit seinen 180 Ständen nicht nur der größte Weihnachtsmarkt Großbritanniens, sondern sogar größer als Originale wie etwa in Dresden oder Nürnberg. Drei Millionen Menschen lockt das Birmingham-Dörfchen jedes Jahr an.

Die sehr deutsche Christkindl-Kultur ist ohnehin zum Exportschlager geworden. In Frankreich zum Beispiel strömen jährlich 78 Millionen Menschen auf die Weihnachtsmärkte und setzen dort über 800 Millionen Euro um. In Großbritannien sind es immerhin noch knapp 400 Millionen.

Illustration: Viola Binacchi für Handelsblatt Magazin

Die Ursprünge der Bewegung reichen rund 600 Jahre zurück. Damals versorgten Kaufleute die mittelalterlichen Städte mit Utensilien für die kalte Jahreszeit: Decken, Lebensmittel, natürlich Wein. „Der war damals ja nicht so stark wie heute, wurde aber auch schon gerne erhitzt – gegen die Kälte“, sagt Andreas Korger, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Festwirte.

Allein der Nürnberger Christkindlesmarkt bringt der dortigen Hotellerie heute rund 170.000 zusätzliche Übernachtungen und der Stadt Mehreinnahmen von 130 Millionen Euro ein. Acht Prozent des jährlichen Tourismus-Umsatzes erwirtschaftet die Stadt in den vier Wochen vor Heiligabend.

Kein Wunder, dass die Kommunen kräftig für ihre Märkte trommeln. Die Nürnberger setzen dabei auf die Wucht der Tradition. „Es gibt bei uns keine pinken Dächer oder blinkenden Weihnachtsbäume“, sagt Michael Fraas, Wirtschaftsdezernent der Stadt. Dafür ist man einst oft als zu trutschig verspottet worden, zumal die meisten Besucher unter 29 Jahre alt sind. Doch „altbacken“ ist die neue Moderne: „Heute stellen wir fest, dass wir richtig liegen.“

Andere probieren mit teils absurden Superlativen gegenzuhalten: Für den Dresdner Striezelmarkt setzen Bäcker einen Rekordstollen aus 400 Einzelteilen zusammen: 4,34 Meter lang und 1,77 Meter breit. Im hessischen Schlitz steht mit 42 Metern die höchste Kerze Deutschlands, in Erbstorf nahe Lüneburg wurde ein Adventskranz mit fast 20 Meter Durchmesser aufgebaut. Frankfurt karrt alljährlich die angeblich höchste Tanne der Welt auf den Römer: 30 Meter maß die Fichte im Jahr 2014.

Handelsblatt Magazin N° 6 –
Dezember 2015

Manuel Neuer lebt für den Fußball, seit er denken kann. Als Torhüter hat er alle Titel gewonnen. Aber mittlerweile spielt er auch auf einem anderen Terrain, wo es um sehr viel Geld geht, seine Imagewerte und globale Sponsoren. Im Interview spricht er über das Geschäft mit seinem Sport.

Weitere Themen der Ausgabe unter anderem:

  • Welterfolg Thermomix: Die zehn wichtigsten Grundprinzipien des Vorwerk-Bestsellers.
  • King of Bling: Hausbesuch bei Stardesigner Philipp Plein in Cannes, tiefer Einblick ins Modegeschäft inklusive.
  • Das Prinzip Weihnachtsmärkte: Der Budenzauber made in Germany ist Publikumsmagnet und Exporthit. Doch wer verdient was?

  • Jetzt lesen: Den Digitalpass vier Wochen gratis testen und das komplette Handelsblatt Magazin kostenlos als PDF downloaden.

    Wer da nicht mithalten kann, sucht sich ein ‧alternatives Publikum: Der Advents-Ökomarkt auf dem Berliner Kollwitzplatz buhlt mit Ökogans, Biowurst und veganem Brot um Kundschaft. Ungewöhnlicher schon ist Hamburg, wo im Rot- bis Blaulichtviertel St. Pauli strippende Engel zu besichtigen sind, die Pornokaraoke singen. In Köln gibt es auf der schwul-lesbischen Christmas-Avenue pinke Nussknacker und Dildoschmuck für den Baum.

    Aber nicht nur die Umsätze, auch die Kosten sind enorm. Allein in Nürnberg kostet die Müllentsorgung die Standbetreiber rund 40 000 Euro – bei Standkosten von bis zu 1 000 Euro pro Meter Ladenfront. In Frankfurt zahlt ein sechs Meter breiter Glühweinstand auf dem Römerberg für dreieinhalb Wochen gut 5 000 Euro an die Stadt. Dafür bekommt der Wirt die Hütte immerhin von der Stadt gestellt.

    Der Aufwand lohnt sich. 2014 gab eine Viertelmilliarde Besucher fast zweieinhalb Milliarden Euro zwischen all den Buden im ganzen Land aus. „Weihnachtsmärkte sind ein absoluter Hype“, sagt Verbandschef Korger.
    Die Touristen dächten bei Deutschland an Sauerkraut und Bratwurst – im positiven Sinne. „Unsere Feste haben eben ein tolles Image. Das ist ein Schatz, den wir bewahren müssen.“

    Startseite
    Mehr zu: Das Prinzip Weihnachtsmarkt - Lukrativer Budenzauber
    Zur Startseite
    -0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%