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Effiziente Ernährung Brainfood gegen das Monster in uns: Was das Gehirn wirklich braucht

Forscher in aller Welt zeigen gerade, dass Leistungsfähigkeit direkt verknüpft ist mit gesunder Ernährung – natürlich auch im Beruf.
14.12.2019 - 08:59 Uhr Kommentieren
Essen kann viele verschiedene biochemische Vorgänge anstoßen und unser Handeln und Denken beeinflussen.(Foto: Maddi Bazzocco on Unsplash)
Faktor Lebensmittel

Essen kann viele verschiedene biochemische Vorgänge anstoßen und unser Handeln und Denken beeinflussen.

(Foto: Maddi Bazzocco on Unsplash)

Hamburg „Willst Du erkennen, lerne zu handeln“, lautet ein Bonmot des Physikers Heinz von Foerster. Es lässt sich spontan ergänzen: … und gesund zu essen. Denn viele Forschungsarbeiten bestätigen derzeit, dass die Ernährung direkt die Leistungsfähigkeit
des Gehirns, unsere seelische Verfassung und mentale Gesundheit beeinflusst.

Das Gehirn isst mit, immer. Es verbraucht mehr als 20 Prozent des täglichen Energiebedarfs. Wird es gleichmäßig gut gefüttert, kann es tagsüber auf vollen Touren laufen und nachts regenerieren. Erkenntnisse dazu liefert neuerdings eine junge
Wissenschaft, die über die gesamte Lebensspanne für die Gehirngesundheit untersucht, was wir so zu uns nehmen.

Der Name: Nutritional Cognitive Neuroscience. Das Lieblingsthema: Neuro Nutrion oder Brainfood – jene ballaststoff-, obst- und gemüsereiche Ernährung, die unerlässlich ist fürs optimale Funktionieren der grauen Zellen. Also für spürbar bessere Hirnleistung und Laune, Konzentration und Kreativität, geringeres Stresserleben und tieferen Schlaf. Ja, und offenbar auch für mehr Zufriedenheit mit sich und dem Leben.

Rund 50 Nährstoffe brauchen Kopf und Körper dafür – und ganz allgemein zum Gesundbleiben, Lieben und Lernen, Arbeiten und Mitarbeiter führen. Was, wenn das System Mensch die dauerhaft nicht bekommt? Wird es krank – umso mehr bei einem
Lebensstil mit wenig tiefenentspannenden Ruhephasen und noch weniger Bewegung.

Könnte die regelmäßige Portion Nüsse, Fisch, Beeren, Hafer, Kohl und Co. die Welt sogar zu einem friedlicheren Ort machen? Dr. Ap Zaalberg vom Forschungsinstitut des niederländischen Justizministeriums bemerkt jedenfalls in der TV-Dokumentation „Unser Hirn ist, was es isst“: „Mit industriell produzierten und stark verarbeiteten Sachen, die keinerlei Nährstoffe mehr haben, füttern wir das Monster in uns.“

Wichtiger Lieferant von Omega-3-Fettsäuren.(Foto: Colin Czerwinski on Unsplash)
Frischer Lachs

Wichtiger Lieferant von Omega-3-Fettsäuren.

(Foto: Colin Czerwinski on Unsplash)

In seinen Untersuchungen mit Gefängnisinsassen, aber auch in australischen Studien mit Kindern und Erwachsenen, wird immer offensichtlicher: Zu einseitig, zu viel, zu fett, zu salzig – und immer zu süß – kommt nicht länger nur einem Anschlag auf Leib und Leben gleich, sondern auch auf das Gehirn.

Junkfood gilt als einer der Schlüssel für emotionale Störungen: für Impulsivität, Aggression, Gewalttätigkeit. Andere Arbeiten finden ein Risiko für Depressionen und Ängstlichkeit. Vor allem ungünstige Fette und Zucker stehen im Verdacht, das
Zusammenspiel der Nervenzellen und so die Aktivitäten verschiedener Hirnareale zu stören, die für das Lernen, die Erinnerung und räumliche Orientierung zuständig sind.

„Als fester Bestandteil des Alltags kann Essen viele verschiedene biochemische Vorgänge anstoßen und sogar unser Handeln und Denken beeinflussen“, sagt die Psychologin und Hirnforscherin Prof. Soyoung Q Park, die am Deutschen Institut für
Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) und an der Charité die Abteilung Neurowissenschaft der Entscheidung leitet.

Allein durch die Wahl eines Lebensmittels und den Verzehr zu einer bestimmten Zeit lässt sich einiges steuern. Zum Beispiel das morgendliche Müsli – selbstgemacht aus Getreideflocken, frischem Obst, Nüssen, Biomilch oder -joghurt: Eine bessere Basis gibt´s wohl kaum, um jeden Tag aufs Neue den lauernden Säbelzahntiger zu besiegen. Es füllt leere Energiespeicher viele Stunden, sättigt lange, schützt vor Heißhungerattacken.

Und unterstützt nicht zuletzt die Darmgesundheit. Denn an allem ist der Darm beteiligt, das VIP-Organ der Jetztzeit. Die Bakterien der Darmflora vermitteln zwischen Nahrung und Neuronen; sie kommunizieren mit ihnen über wichtige Teile des Nervensystems und steuern, wie wir uns fühlen: fröhlich oder jämmerlich, optimistisch oder verzagt. Oder eben auf Krawall gebürstet.

Steuerung der Hirnchemie

Wie genau sie das tun, ist noch Hypothese. Doch klar scheint inzwischen zu sein, dass die Meldung „Zu viel schlechtes Fett und Zucker unterwegs!“ früher oder später über das Immunsystem im ganzen Körper Entzündungen auslöst, auch im Gehirn. Die eigentlich undurchlässige Blut-Hirn-Schranke wird überwunden. Am National Cancer Institut in Bethesda/Maryland geht man davon aus, dass mindestens jede fünfte Krebsdiagnose durch schwelende Entzündungen angeschubst wird.

Wer kann das ernsthaft wollen? Eben. Deshalb setzt sich eine Idee immer mehr durch: Mit Pflanzenstoffen, „guten“ Fetten und all den anderen Schätzen aus hochwertigem Essen die Hirnchemie steuern, um positiv auf Befinden und Verhalten zu wirken.

Wie die Zusammenhänge sind und wie die richtigen Lebensmittel nicht nur präventiv funktionieren, sondern Licht in den Tunnel auch bei Dauerstress bringen: Forscher folgen allen Fährten, vor allem denen der mediterranen Küche. Selbst wenn die in
traditioneller Form kaum noch anzutreffen ist, da die Qualität sich verändert hat und auch im Süden Europas längst Fastfood konsumiert wird, so bleibt sie ein Synonym für die Bandbreite an frischer, pflanzlicher, gering verarbeiteter Nahrung.

Alle Studien zeigen: Die Kombination von Gemüse, Fisch, Geflügel, Getreide, Nüssen, Käse, Früchten und Olivenöl – bei uns ist auch Rapsöl angesagt – führt zu einer bunten Vielfalt an Darmbakterien und soll die kleinen grauen Zellen richtig fit machen. Der Zeitgeist nennt das Plant Based Food. Und meint damit eine meist vegetarische Kost, bei der man sich gelegentlich biologisch produziertes Fleisch auf den Teller legt.

Unser Überblick über die wichtigsten Elemente eines idealen Hirnfutters entspricht letztlich einem idealen Healthfood, klar. Dafür ist nicht nur der private Lebensraum das perfekte Setting. Längst sind auch Schulen, Unternehmen, Tagungshotels im Fokus.
Dort lassen sich die Bildungshungrigen, etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung und schließlich Manager erreichen: alle, die sich sowieso schon für Brainfood interessieren und jene, die wenig drüber nachdenken.

Mehr: Wie gesund ist eigentlich grüner Tee? Die Frage ist zweckmäßig – aber eher zweitrangig. 

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