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Festival-Catering Von der Hand in den Mund

Musikfestivals erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Doch nicht nur Veranstalter und Musiker verdienen an den Events, beim Catering drängen Kleinunternehmer erfolgreich in die Nischen. Ein Ortsbesuch beim Haldern Pop.
01.09.2014 - 12:09 Uhr Kommentieren
Handbrot auf dem Haldern Pop: Die Nischen für Start-ups sind beim Festival-Catering vorhanden. Quelle: Alexander Möthe

Handbrot auf dem Haldern Pop: Die Nischen für Start-ups sind beim Festival-Catering vorhanden.

(Foto: Alexander Möthe)

Rees-Haldern Auf einer Decke im kleinen Örtchen Haldern am Niederrhein sitzen an einem sonnigen Freitagmittag im August zwei kleine, blonde Mädchen. Auf ihrer Decke sind kleine Kästchen mit Gummibändern und Plastikteilen drapiert. Rund um sie herum tummeln sich nicht nur 5000 Dorfbewohner, sondern auch gut 6500 Besucher eines Musikfestivals. Haldern, Teil der nicht wesentlich größeren Stadt Rees, wird einmal im Jahr zu einem Hotspot der Musikszene.

Die beiden Kinder, vielleicht acht, vielleicht neun Jahre alt, verkaufen hinter einer Hecke abseits der Dorfhauptstraße selbstgebastelte Armbänder. Die sogenannten „Looms“ sind längst zur Goldgrube für deren Erfinder geworden. Die Kästen, die aus einem einfachen Webrahmen, einem abgerundeten Metallhaken ähnlich einer Häkelnadel sowie kunterbunten Gummiringen bestehen,  gehen für rund 25 Euro über den Ladentisch. 30 Cent möchten die Mädchen pro Stück haben. Sie haben keinerlei Ahnung von Betriebswirtschaft, von Mischkalkulationen, von Marktmechanismen. Für sie sind 30 Cent zusätzlich zum Taschengeld einfach genug.

Eigentlich. Denn wie das bei Kindern so ist, am Ende drückt man ihnen für ihre Arbeit zwei Euro in die Hand, einfach, um diese strahlenden Gesichter zu sehen. Die Pointe der Geschichte? Einen Tag später haben die beiden Jungunternehmerinnen ihren Standort gewechselt.

Sie sitzen nun vor der Filiale der Sparkasse Rees. Es gibt hier vielmehr Laufkundschaft. Und es hat sich noch mehr geändert: Die Mädchen haben sich eine weitere Freundin als Verkäuferin mit auf die Decke geholt. Das Warenangebot wurde ausgebaut, es gibt jetzt auch ausrangierte Bücher und Camping-Zubehör wie Kabelbinder. Gegenüber sitzen die Kapitalgeber, die Eltern, und schauen dem Start-up beim Wachsen und Gedeihen zu. Die wichtigste Änderung – die Gummibändchen kosten jetzt dem Marktangebot entsprechend einen Euro das Stück. Gelebte Ökonomie.

Das Örtchen Haldern ist während des Festivals Haldern Pop jedes Jahr aufs Neue ein Schaufenster für Mikroökonomie. Das Dorf ist ein klassischer Wohnort. Es lebt sich gut hier, beschaulich, günstig, gearbeitet wird meist woanders. Das Festival wird somit einmal im Jahr zum größten Arbeitgeber der Stadt – ohne es tatsächlich zu sein. Denn das Haldern Pop, so Gründer und Organisator Stefan Reichmann, bezieht das ganze Dorf mit ein. Nicht als Angestellte, aber als Teil eines kurzlebigen Mikrokosmos. Das funktioniert nun schon im 31. Jahr.

Tatsächlich kalkulieren die Einzelhändler im Ort, die Bäckereien, die Supermärkte, die Hotellerie und Gastronomie fest mit der jährlich wie ein Präzisionsuhrwerk wiederkehrenden Zahl von 7000 Besuchern. Es gibt größere Warenbestände, mehr Personal und für so manchen Laden im Ort das Äquivalent zum Jahresumsatz an einem einzigen Wochenende. Damit nicht genug: Auf dem Festivalgelände sammelt die Dorfjugend unablässig Pfand. Anrainer, die 2013 noch durch das Aufstellen eines Toilettenwagens an schnelles Geld kamen, lassen den Nachwuchs 2014 – in Sichtweite der sanitären Einrichtungen – Salat und Würstchen verkaufen.

Es lässt sich gut Geld verdienen am Haldern Pop. Am wenigsten noch von den Machern selbst, die sich damit abfinden müssen, dass viele Musiker in Zeiten von Downloads und Streaming-Diensten ihr Einkommen über Live-Auftritte sichern. Zudem steigen die Kosten für Sicherheitsmaßnahmen. Die sichersten Einnahmequellen: Essen und trinken.

Bühne frei für Gründer
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