Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
Kellner Mehmet

„Trinkgeld ist sehr wichtig, weil man mit einen der schwersten Berufe ausübt.“ (Foto: Lea Nischelwitzer / Orange by Handelsblatt)

Gastronomie Wie viel Trinkgeld verdienen Kellner?

Im Restaurant geben wir Trinkgeld, in der Bar auch. Aber wie viel ist üblich? Und was ist angemessen? Hier sind ein paar Tipps für dich – serviert von Kellnerin und Kellnern.
  • Lea Nischelwitzer
19.04.2018 - 11:14 Uhr Kommentieren

Dieser Artikel ist am 19. April 2018 bei Orange - dem jungen Portal des Handelsblatts - erschienen.
Am Ende eines gemeinsamen Abends mit Freunden in unserer Stammkneipe geht’s ans Bezahlen. Ein Freund von mir rundet ordentlich auf und auf meinen erstaunten Blick hin meint er: „Die Kellner wissen immer schon, was ich trinken möchte. Hier ist es einfach am besten, das gehört auch vernünftig belohnt.“ Doch was meint er mit vernünftig? Wie viel Trinkgeld soll ich geben?

Trinkgeld im Café, Restaurant und der Kneipe: Wie wichtig ist es für Kellner?

Wer nebenberuflich kellnert, bekommt seit 2015 mindestens den gesetzlichen Mindestlohn. Dieser liegt bei 8,84 Euro pro Stunde (Stand: April 2018). Viel mehr wird häufig allerdings nicht gezahlt.

Wer eine Ausbildung zum Restaurantfachmann macht, bekommt noch weniger, da er keinen Arbeits-, sondern einen Ausbildungsvertrag abschließt und somit vom gesetzlichen Mindestlohn ausgeschlossen wird. Im ersten Lehrjahr liegt der Verdienst zwischen 440 und 710 Euro.

Nana arbeitet in einem Café in Süddeutschland, Karsten in einer Kneipe in Solingen. Beide sind 19 Jahre alt und wollen sich in ihrer Zeit nach dem Abitur etwas dazu verdienen. Ruwen, 24 Jahre alt, ist im zweiten Ausbildungsjahr zum Restaurantfachmann und arbeitet im Restaurant „Lukullum“ in Friedrichshafen am Bodensee.

Mehmet, der seinen echten Namen nicht nennen möchte, ist schon seit zwanzig Jahren hauptberuflich in der Gastronomie tätig und kellnert in einem Restaurant. Bei allen habe ich nachgefragt. Wie viel Trinkgeld bekommen sie? Und wie sehr sind sie darauf angewiesen?

Ruwen, der im 2. Ausbildungsjahr zum Restaurantfachmann ist, meint: „Trinkgeld ist mir sehr wichtig. Es ist eine Wertschätzung gegenüber der Dienstleistung, die ich gebe. Außerdem ist es ein hoher Betrag, den ich monatlich bekomme.“

Auch für Mehmet, der schon seit zwanzig Jahren in der Gastronomie arbeitet, ist Trinkgeld sehr wichtig: „Wir haben in der Gastronomie nicht die vernünftigen Tarifverträge wie in anderen Berufen. Außerdem üben wir einen der schwierigsten Berufe aus, die es gibt und müssen alle Launen aushalten, die die Gäste so haben. Da ist das Trinkgeld ein wichtiger Bestandteil des Verdienstes. Keiner würde diesen Beruf machen, wenn es nicht ums Trinkgeld gehen würde.“

Trinkgeld im Café, Restaurant und der Kneipe: Wie viel bekommen Kellner?

Im Gastronomiebereich sind die Unterschiede groß. Für eine Schicht von fünf bis acht Stunden bekommt Karsten in der Kneipe meist zehn Euro Trinkgeld, Nana im Café zehn bis zwanzig Euro. Mehmet kann keine genauen Zahlen nennen und meint: „Das ist jeden Monat unterschiedlich. Das hat keine Regelmäßigkeit, selbst Stammgäste zahlen immer ganz verschieden.“

Ruwen erzählt, dass sein Trinkgeld mehr als das Doppelte seines Gehalts ausmacht und meistens zwischen 1.500 und 2.000 Euro liegt. Da er von seinem Chef finanziell zusätzlich unterstützt wird, verdient er mehr als der durchschnittliche Auszubildende und kommt ohne das Trinkgeld auf ein Nettogehalt von rund 950 Euro monatlich.

Trinkgeld im Café, Restaurant und der Kneipe: Wie wird es aufgeteilt?

„Ich muss einen Prozentsatz, von dem Umsatz, den ich gemacht habe, an die Küche abgeben und an die anderen Kellner kann ich auch noch etwas spenden. Aber das meiste, etwa 80 Prozent, landet in meiner eigenen Tasche“, erklärt Ruwen.

Auch bei Mehmet ist das so: „Prozentual vom Umsatz müssen wir Trinkgeld an die Theke abgeben, also an den Barmann und auch an die Küche.“ Karsten darf sein ganzes Trinkgeld für sich behalten, da er alleine arbeitet, bei Nana kommt das Trinkgeld in eine Gemeinschaftskasse und wird am Ende gerecht unter allen Mitarbeitern aufgeteilt.

Trinkgeld im Café, Restaurant und der Kneipe: Wer gibt am meisten?

Karsten, Mehmet und Nana sind sich einig: Die Gäste, die eigentlich nicht so viel Geld haben, geben häufig mehr Trinkgeld. Besonders, „wenn sie gerade ihr Gehalt bekommen haben“, fügt Karsten noch hinzu. Ruwen weiß außerdem: „Am meisten Gehalt geben Gäste, die sehr kommunikativ sind.“

Trinkgeld im Café, Restaurant und der Kneipe: Wann gibt es am meisten?

Nana und Karsten sind der Überzeugung, dass spät am Abend und nachts am meisten Trinkgeld gegeben wird, genauso wie bei gutem Wetter. Mehmet ist der Meinung, dass das Trinkgeldverhalten der Gäste unveränderlich bleibt: „Es gibt nicht den Gast, der morgens mehr Trinkgeld gibt, als abends. Es gibt keine Trinkgeldkultur in Deutschland. Da finde ich das in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern schon etwas besser geregelt.“

Wie die Taxifahrer in Folge eins der Trinkgeldserie, profitiert auch Ruwen besonders von der Messezeit: „Dann kommen sehr viele Gäste, die viel Geld haben, da kommt dann auch schnell was rum. Und natürlich auch wenn Schweizer da sind, die geben richtig viel Trinkgeld.“

Trinkgeld im Café, Restaurant und der Kneipe: Wie viel ist angemessen?

Alle vier finden es fair, wenn zwischen fünf und zehn Prozent Trinkgeld gegeben wird, von dem Preis, den man eigentlich zahlen müsste. Kritisch fügt Mehmet noch hinzu: „Mehr als fünf Prozent sollten es aber schon sein, wenn man den ganzen Abend vernünftig bedient worden ist und seine Speisen auch zu einer vernünftigen Zeit bekommen hat.“

Wie versuchen Kellner, mehr Trinkgeld zu bekommen?

Mehmet versucht einfach, seine Arbeit vernünftig zu machen. Karsten wiederum gibt alles, um die Leute in ein Gespräch zu verwickeln und ihnen eine angenehme Zeit zu bereiten. Nana bleibt immer freundlich, und beantwortet alle Fragen der Gäste.

Und Ruwen hat nochmal eine andere Taktik: „Ich versuche aufmerksam zu sein, ich will freundlich sein, hilfsbereit, die Wünsche der Gäste abzulesen, bevor sie sie selber wissen. So schaffe ich es an Trinkgeld ranzukommen, in dem ich die Wünsche erfülle.“

Auch für Kellner ist Trinkgeld also ein äußerst wichtiger Bestandteil ihres Verdienstes. Besorgt meint Mehmet am Ende des Gesprächs: „Die Zahlungsmoral der Menschen ist im Laufe der Jahre zurückgegangen.“ Diese Aussage deckt sich mit den Erfahrungen der Friseurin Mareen.

Doch durch das Bewusstsein, wie wichtig es ist, die Dienstleistung der Kellner wertzuschätzen, gebe ich bei meinem nächsten Restaurantbesuch auch gerne etwas mehr Trinkgeld. Denn obwohl die Berufe in der Dienstleistungsbranche so sehr darauf angewiesen sind, fasst Nana zusammen, Trinkgeld „ist keine Selbstverständlichkeit!“.

Mehr: Die Ökonomie des Trinkgelds: Warum sich die Sitte so hartnäckig hält

Startseite
0 Kommentare zu "Gastronomie: Wie viel Trinkgeld verdienen Kellner?"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%