Hitze-Dresscode „Sie müssen nicht halb nackt rumlaufen“

Im Sommer helfen kurze Röcke und Hosen gegen die Hitze im Büro. Doch wie viel ist zu viel?
Düsseldorf Sabina Wachtel ist Management-Beraterin und Inhaberin von Expert Executive, macht die Top-Führungsriege für den öffentlichen Auftritt fit. Dazu zählen auch Dresscode und Style.
Frau Wachtel, ist der Dresscode in den vergangenen Jahren gelockert worden?
Nein. Es kommt immer auf Branche und Position an. Da gibt es viele Unterschiede. Aber welche Rolle auch immer: Tanktops, Shorts und Konsorten gingen und gehen nicht. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Es sei denn, man arbeitet für die Vogue in Paris. Nur die wissen, wie man das trägt.
Da hat Glück, wer in klimatisierten Räumen sitzt.
Ja, Unternehmen sollten dann vor jedem Sommer einen ‚Reminder‘ schicken, der alle erinnert: Wir haben Klimaanlage! Sie müssen nicht halb nackt herumlaufen.
Wie viel Haut darf denn bei tropischen Temperaturen am Arbeitsplatz gezeigt werden?
Gerade wenn es heiß ist, ist der vorn, der Stil hat und angezogen bleibt. Wirklich. Es gibt überhaupt keine Dinge, die nur gehen, weil es warm ist. T-Shirt und Blazer gehen immer. Und wenn Sie irgendwo arbeiten, wo es nicht geht, geht es auch nicht im Sommer.
Und die Feinstrümpfe am Damenbein? Bleiben sie ein Muss?
Beim Thema Nylonstrümpfe sind die Regeln etwas lockerer geworden: Frauen können auch mittlerweile ohne gehen, gerade im Hochsommer. Allerdings muss man auch sagen: Im strengen und konservativen Business oder bei Kundenkontakt werden Sie keine Frau finden - sofern sie ein Profi ist - die ihr Kostüm im Sommer ohne Nylons trägt. Mittlerweile gibt es nämlich wirklich perfekte Strümpfe.
Da wir gerade bei den Beinen sind: Welche Schuhe sind denn erlaubt?
Gehen wir vom normalen Business-Dresscode aus, dann sind Sandalen auf jeden Fall ein No-Go. Und zwar für Männer und Frauen. Ballerinas gehören nur an Ballerina-Figuren oder an Rennpferdbeine wie die von Nadja Auermann. Von Flip-Flops und ähnlichem will ich hier überhaupt nicht reden – ein Unding! Der geschlossene Schuh hat somit immer noch am meisten Stil.
Da gibt es keine Gnade?
Frauen können zur Not immer noch auf Peeptoes zurückgreifen. Die sehen noch einigermaßen komplett aus.
Zum Sommer gehören natürlich auch dünne Stoffe, die schnell die Geheimnisse darunter verraten.
Das geht gar nicht! Warum auch? Wer sich bei Hitze zum Beispiel für eine helle Hose entscheidet, muss hautfarbene Dessous darunter tragen. Ein No-Go sind auch durchsichtige Blusen. Muss ja auch nicht sein. Wozu gibt es Wochenenden?
Gilt bei den Herren eigentlich die gleiche Regel oder gelten weiße Unterhemden nicht als Geheimnis?
Weiße Hemden werden eigentlich generell ohne Unterhemd getragen. So. Damit es jetzt alle endlich mal wissen. Unterhemden sind Unterwäsche und Unterwäsche sollte man einfach nicht sehen. Also entweder ohne Unterhemd, denn nichts sieht man mehr als ein weißes Unterhemd, oder ein hautfarbenes Unterhemd. Hört sich schrecklich an, sieht aber gut aus.
Das alles klingt ziemlich streng. Was ist denn mit ein wenig mehr Mut zu Farbe und Muster. Gibt es dafür auch Vorschriften?
Natürlich! Und es gibt noch was: Stil und den guten Geschmack. Hinzu kommen die Branche, die Position und die Rolle, die die einzelne Person verkörpert oder verkörpern soll. Greift im Business eine Frau im Winter zum sehr kurzen Leo-Röckchen, dazu dunkle Nylons mit hellen Pumps, können wir uns vorstellen, was im Sommer folgt. Und wenn ein Mann im Winter Krawatten mit Fröschen trägt, können wir davon ausgehen, dass im Sommer die Schmetterlinge folgen.