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Jürgens Weinlese „Wir hatten keine Ahnung vom Wein“

Die Eröffnung des ersten Jacques Weindepots vor 40 Jahren veränderte den Weinhandel. Ein Interview mit Jacques von Jacques und seinem Kompagnon – auch über Probleme des Fachhandels und den Hawesko-Machtkampf.
07.12.2014 - 17:36 Uhr Kommentieren
Dr. Müller-Soppart (l.) und Jacques Heón haben vor 40 Jahren das erste Jacques Weindepot eröffnet.

Dr. Müller-Soppart (l.) und Jacques Heón haben vor 40 Jahren das erste Jacques Weindepot eröffnet.

Düsseldorf Jacques Héon und Olaf Müller-Soppart haben 1974 mit der Eröffnung des ersten Jacques Weindepots nicht nur den Weinhandel in Deutschland revolutioniert, sondern auch neue Impulse für den Handel hierzulande insgesamt gesetzt. Viele ihrer Ideen aus den 70er Jahren sind immer noch aktuell. Beide sind witzige Gesprächspartner und zugleich herzerfrischend direkt in ihren Aussagen. Mit ihrer Kritik an der heutigen Art des Weinverkaufs halten sie sich auf jeden Fall nicht zurück. Zum Interview kam ich fünf Minuten zu früh – gleichzeitig mit dem Franzosen Jacques Heón. Den anschließenden Small Talk über die Pünktlichkeit von Deutschen und Franzosen beendete Heón schnell mit einem Satz „Ich bin ein Normanne!“.

Herr Heón, Sie haben die Gründung der Jacques Weindepots als reines Marketing-Produkt bezeichnet. Würden Sie mir bitte das erklären…
Heón: Wir hatten nur eine Marketing-Agentur. Von Wein hatten wir keine Ahnung.

Meinen Sie das ernst?
Müller-Soppart: Ja, wir hatten keine Ahnung vom Wein. Wir wussten, wie man französische Produkte auf dem deutschen Markt einführt. In den 70er Jahren begann die Liberalisierung des europäischen Marktes; die Importbeschränkungen fielen weg. Damals waren einfache französische Lebensmittel in Deutschland Delikatessen. Hier sind wir sehr systematisch vorgegangen und haben mit Marktforschung unsere Zielgruppe definiert und anschließend bedient.

Wie sind Sie dann auf Wein gekommen?
Müller-Soppart: Es war die Zeit der Energiekrise aufgrund der steigenden Ölpreise. Es gab autofreie Sonntage - Tage an denen auf den Autobahnen keine PKW fuhren. Viele Lebensmittelhändler haben die französischen Produkte ausgelistet, weil sie keinen Umsatz brachten. Die Marketing-Agenturen haben ihre Budgets gestrichen. Und wir haben uns gefragt: Was können wir jetzt machen?
Heón: Wir hatten bereits einige Lieferanten in Frankreich, die auch Wein produzierten. Mit denen sind wir angefangen. Die hatten uns anfangs für verrückt gehalten, ihren Wein in Deutschland zu verkaufen. Vor allem hatten sie Sorge, dass wir ihren Wein anschließend nicht bezahlen können.

Ein Bild aus den Gründerzeiten: Olaf Müller-Soppart (l.) Jacques Heón.

Ein Bild aus den Gründerzeiten: Olaf Müller-Soppart (l.) Jacques Heón.

Wenn Sie keine Ahnung von Wein hatten, wie haben Sie denn die Weine ausgesucht?
Heón: Wir hatten schon Kontakte zu den Winzervereinigungen und dort gefragt, welche die besten Tropfen in dem jeweiligen Gebiet sind. Es waren alles trockene Weine. Wir haben zunächst einfach die Weine ausgesucht, die die Franzosen jeden Tag trinken. Die teuren Weine, die es damals schon in Deutschland gab, auf die haben wir verzichtet.
Müller-Soppart: Damals wurden in Deutschland französische Weine nur mit einer hohen Restsüße verkauft. Unsere Zielgruppe waren die vier Prozent Frankophilen, die Weine wollten, die sie auch während ihres Urlaubs in Frankreich getrunken haben. Das war damals eine Lücke im Markt, die wir erkannt haben. Ansonsten gab es meistens nur teure Weine aus Frankreich, zu teuer auch für viele Deutsche. Doch unsere Weine wollte kein anderer Händler verkaufen, diese saure Brühe, wie unsere Weine damals immer bezeichnet wurden. Und Discounter wie Aldi verkauften damals noch keine Weine.

„Der Einkaufswagen war der Top-Umsatzbringer1“"
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