Liebling der Supermodels Der Starfotograf Peter Lindbergh ist tot
Paris Peter Lindbergh prägte eine ganze Modelgeneration. Er schuf mit seinen Bildern das Phänomen der Supermodels in den 1990er-Jahren, fotografierte Claudia Schiffer, Naomi Campbell, Cindy Crawford und Kate Moss. Der deutsche Modefotograf, einer der berühmtesten seiner Zeit, ist im Alter von 74 Jahren gestorben.
Lindbergh wurde am 23. November 1944 als Peter Brodbeck in Polen geboren. Aufgewachsen in Duisburg, machte er eine Lehre als Schaufensterdekorateur, studierte dann freie Malerei in Krefeld, bevor er 1978 mit einer Fotoserie im „Stern“ den Durchbruch schaffte und nach Paris zog.
Im Gegensatz zum Klischee der Branche wirkte Lindbergh kein bisschen extravagant. Ein schwarzes T-Shirt reichte ihm, dazu eine Kappe mit der Aufschrift „Peter“. In der exklusiven Szene leistete er sich weiterhin den Tonfall des Ruhrpotts, mit seinem lauten Lachen erinnerte er ein wenig an Fernsehkommissar Schimanski. Authentisch war er, deshalb schenkten die Models ihm ihr Vertrauen. Er arbeitete für die großen Zeitschriften, für „Vogue“, „Harper‘s Bazaar“, „The New Yorker“, „Vanity Fair“ und den „Stern“.
Berühmt war Lindbergh für seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Bei seinen Modefotos stellte er die Persönlichkeit der Frauen in den Vordergrund, womit er einen neuen, ungeschminkten Stil der Modefotografie schaffte. So wurden aus den Mannequins die Supermodels.
„Mich interessieren Frauen, die selbst etwas zu sagen haben und Selbstbestimmung ausstrahlen“, sagte Lindbergh einmal. 1988 steckte er sechs Supermodels in Herrenhemden, dies galt als Initialzündung für die Ära der Supermodels.
Man habe ihn zum Modefotografen erkoren, dabei habe er sich nie als solcher empfunden, wie er kürzlich in einem Interview erklärte. Ihm seien die Seelen der Menschen wichtig, in die er versuche so tief wie möglich zu blicken. Mode-Guru Karl Lagerfeld schrieb einmal über Lindberghs Fotos: „Die Mode spielt darin nie die Hauptrolle.“
Auch waren es seine Natürlichkeit, Offenheit und Fröhlichkeit, die ihn zum Lieblingsfotografen vieler Models machte. Die Deutsche Nadja Auermann mutmaßte einmal, er habe wohl „als Kind die Sonne verschluckt“. Und Charlize Theron, die südafrikanisch-amerikanische Schauspielerin, würdigte ihn nach seinem Tod auf Twitter nicht nur als Genie, als einen absoluten Meister, der sein Handwerk beherrschte, sondern als einen Mann voller Wärme und Freundlichkeit. Einer der besten Menschen, dem sie je begegnet sei, schrieb die 44-Jährige.
Für Lindbergh war schlechte Laune eine Art Zeitverschwendung. Er habe keine Gründe gehabt, sich über irgendetwas in seinem Leben aufzuregen, sagte er. „Ich habe wirklich sehr viel Glück gehabt“, meinte er bescheiden. Zuletzt kritisierte er intensiv die Entwicklung der Modefotografie. Die intensive Bildbearbeitung mit Photoshop töte jedes Leben ab, so seine Kritik.
Bis zum Schluss arbeitete er. Für die aktuelle September-Ausgabe der britischen „Vogue“ steuerte er Fotos von Salma Hayek und Umweltaktivistin Greta Thunberg bei. Schönheit, sagte er oft, ist undefinierbar: „Wir Fotografen sind da, um Frauen von der Diktatur der Schönheit und der Jugend zu befreien.“
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