Neue LVMH-Tochter Mit der Luxuskette Belmond erreicht LVMH eine neue Dimension

Seit 1993 fährt der Belmond-Luxuszug in Südostasien durch exotische Landschaften.
Paris Wenn es um Luxus geht, hat der Franzose Bernard Arnault ein feines Gespür. Ob die Modemarken Louis Vuitton, Dior, die Luxusspirituosen Moët Chandon Champagner oder Hennessy Cognac, die Schweizer Uhrenmarken TAG Heuer oder Hublot – was der 70-jährige Chef des Imperiums LVMH (Moët Hennessy Louis Vuitton) in die Hand nimmt, wird ein Erfolg. Nun hat Arnault auch bei der Londoner Hotelkette Belmond zugegriffen.
Dem Franzosen ist das Außergewöhnliche wichtig, seine Devise: Luxus pur. Rund 70 Marken hat er schon gesammelt. Und weil Luxus auch in der Krise immer gut läuft, setzt Arnault zunehmend auf Luxusreisen, der letzte große Trend in der Welt der Reichen und Schönen. Damit eröffnet er eine völlig neue Dimension.
Daher passt also auch die Hotelkette Belmond, der einige der schönsten Hotels der Welt gehören. Damit baut er sein Geschäft mit den Luxushotels weiter aus. Bezahlt hat er für die Kette 3,2 Milliarden Dollar inklusive Schulden. „Belmond bietet anspruchsvollen Reisenden einzigartige Erlebnisse und besitzt eine Reihe außergewöhnlicher Vermögenswerte an den begehrten Reisezielen“ erklärte Arnault. „Das Erbe, die innovativen Dienstleistungen, die exzellente Ausführung und das Unternehmertum stehen in Einklang mit den Werten der Gruppe und ergänzen unsere eigenen Cheval Blanc-Maisons und die Aktivitäten der Bulgari-Hotels.“
Zu dem 1976 gegründeten Konzern gehören außer Hotels auch Touristenzüge, Flusskreuzfahrtschiffe und Restaurants. Gegründet wurde die Kette mit dem Belmond Hotel Cipriani in Venedig. Im Gegensatz zu anderen Hotelgruppen, die ähnliche Häuser in verschiedenen Orten anbieten, hat Belmond immer auf Originalität gesetzt. Oft wurden alte Kolonialhotels renoviert, deren Charme erhalten blieb. Analysten hoben das „Einzigartige der Aktiva hervor“, auch wenn der Kaufpreis etwas hoch war.
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Der Konzern ist unter anderem an Standorten wie Italien, Portugal, Brasilien und den USA vertreten. Von seinen mythischen Hotels träumen viele. Dazu gehören neben dem Cipriani das berühmte Copacabana Palace in Rio de Janeiro und das Splendido in Portofino, das Grand Hotel Europe in St. Petersburg, das Maroma Resort & Spa in Mexiko, das Hotel das Cataratas im Iguassu-Nationalpark in Brasilien und das Cap Juluca Anguilla in der Karibik.
Hinzu kommen Züge wie der Venice Simplon-Orient-Express und der Royal Scotsman von Belmond, der Belmond Andean Explorer, der durch das peruanische Hochland fährt, sowie Kreuzfahrten. Dazu zählen die Flotte von Belmond Afloat in Frankreich und die Belmond Road nach Mandalay. Insgesamt sind es rund 50 Objekte in 24 Ländern.
Das allerneueste Objekt ist das Belmond Cadogan Hotel in London. Das 1887 im Queen-Anne-Stil erbaute Haus in Chelsea an der Einkaufsstraße Sloane Street wurde vier Jahre grundsaniert. In dem luxuriösen Hotel mit nur 54 Zimmern und einem Gourmetrestaurant waren schon Oscar Wilde und Prinz Edward zu Gast.
Auch das Castello di Casole zwischen Florenz und Siena gehört noch nicht lange zu Belmond. Es ist ein historisches Schlosshotel mit 39 Zimmern, das zu einem mehr als 600 Hektar großen Landgut mit Weinbergen gehört. Seine Geschichte reicht bis ins 10. Jahrhundert zurück. In der jüngeren Vergangenheit war das Landgut unter anderem im Besitz des italienischen Regisseurs Luchino Visconti („Der Leopard“), der dort viele Hollywood-Größen zu Partys empfing.
Für LVMH, dem weltweiten Branchenführer der Luxusindustrie, ist es eine große Bereicherung seines Portfolios. LVMH ist schon 2006 in den Hotelmarkt eingestiegen und besitzt Bulgari-Hotels sowie Cheval Blanc-Hotels in so exklusiven Locations wie Courchevel, den Malediven, Saint-Barthélemy und Paris. Mit dem französischen Edelskiort Courchevel machte Arnault den Anfang. Doch bisher war seine Präsenz in diesem Bereich eher limitiert.
Trend der „Luxury Experience“
Arnault hat den Ehrgeiz, sich bei den Luxushotels einen ähnlich dominanten Platz zu erobern wie in der Luxusmode, wo er seit mehr als 30 Jahren aktiv ist. Deshalb bietet er immer etwas mehr an als andere. Dazu gehören unter anderem Drei-Sterne-Restaurants in seinen Hotels, in denen die besten Köche der Welt am Herd stehen.
Der Kauf von Belmond passt in den Trend der Zeit von „Luxury Experience“. Die Kunden kaufen weniger Produkte und investieren mehr in ungewöhnliche Erfahrungen wie Luxusessen, Wein, Hotels und Reisen. Dieser experimentelle Luxusmarkt hat ein doppelt so schnelles Wachstum wie Luxusartikel, so eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company. Luxusgüter legten seit 2010 im Durchschnitt im Jahr um fünf Prozent zu, Luxuserfahrungen (Reisen, exklusive Hotels, teure Restaurants) dagegen im Schnitt um zehn Prozent.

Feines Näschen für alles, was nach Luxus riecht.
Arnault war schon länger auf der Suche nach möglichen Zukäufen, doch nur wenige interessante Objekte standen zum Verkauf. Belmond mit seinen edlen Hotels, in denen die Zimmer in europäischen Häusern schon mal 1200 Dollar kosten, passt dagegen zum Luxushaus LVMH – und ist rentabel. Im Geschäftsjahr, das am 30. September 2018 endete, machte Belmond einen Umsatz von 572 Millionen Dollar, bei einem bereinigten Ebitda von 140 Millionen Dollar. Gleichzeitig baute LVMH seine eigene Sparte der Luxushotels aus, unter anderem in Saint-Tropez und Paris.
Jahrelang hatte Belmond Angebote abgelehnt, aber dann doch entschieden, zu verkaufen. Wochenlang hatten Fonds aus Asien, dem Nahen Osten und große Hotelgruppen den Bieterstreit beherrscht. Doch LVMH ging überraschend als Sieger hervor. Das Angebot sei vorteilhaft für die Aktionäre und die Entwicklungschancen innerhalb der Gruppe interessant, betonte Belmond beim Verkauf.
Exklusive Orte für Partys und Events
LVMH wird damit unter anderem zur Konkurrenz für den französischen Hotelkonzern Accor, der ebenfalls gerade sein Luxusgeschäft ausbaut. Und nicht nur für Accor, auch für die amerikanischen Gruppen, denn Belmond kann viel Geld in die Hand nehmen. Die Luxuskauflust scheint ungebrochen. Im Jahr 2018 wuchs LVMH über alle Geschäftsbereiche bestens, vor allem Mode- und Lederwaren waren der Renner. Der Umsatz lag im Jahr 2018 bei 46,8 Milliarden Euro, fast dreimal so viel wie vor zehn Jahren. Der Gewinn betrug 6,4 Milliarden Euro, 18 Prozent mehr als im Vorjahr.
Mit Belmond hat LVMH noch mehr exklusive Orte, wo der Konzern Partys und Events organisieren kann, um seine Marken auszustellen. In den Hotels kann er auch zusätzliche Geschäfte für seine Labels eröffnen. So beflügeln sich diese gegenseitig, für Aufmerksamkeit ist gesorgt.
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