Rath checkt ein: Zur Goldenen Rose, Südtirol Meditativer Luxus in den Ötztaler Alpen

Die Ursprünge von Karthaus in Südtirol führen auf ein Kloster des Kartäuserordens zurück.
(Foto: Goldene Rose)
Stille. Wann haben Sie sich das letzte Mal absolute Stille gegönnt? Ich sage bewusst „gegönnt“, da dieses Geräuschvakuum in Zeiten von Smartphones und Always-on-Kommunikation zu einem längst vergessenen Begriff im Duden verödet. Vielleicht assoziieren Sie wie ich dicke Klostermauern, einen meditierenden Mönch oder fromm dreinblickende Ordensschwestern mit diesem Wort.
Nun, ich habe einen Ort für Sie entdeckt, dem ebendiese Stille innewohnt und der tatsächlich auf eine klösterliche Historie zurückblickt. Karthaus in Südtirol wird bis heute „das stille Dorf“ genannt. Seine Ursprünge führen auf ein Kloster des Kartäuserordens zurück. Die Kartäusermönche, die im Kloster lebten, legten bei Eintritt in den Orden das Schweigegelübde ab.
450 Jahre war das Kloster aktiv, 450 Jahre wurden keine Worte innerhalb der Klostermauern gewechselt. Nur Blicke, die vermutlich Bände sprachen. 1782 löste Kaiser Joseph II. das Kloster auf. Die zwölf Mönchszellen, das Haus des Priors und die Dorfkirche wurden an arme Familien aus der Umgebung verkauft. Das Dorf Karthaus entstand, brannte 1924 fast vollständig nieder, wurde aber zum Glück wiederaufgebaut.
Nun ist das Kloster zwar nicht mehr in Betrieb, die Magie und die wohltuende Ruhe ziehen mit ihrer Präsenz jedoch bis heute Südtiroler und nationale Künstler an. In den Sommermonaten präsentieren sie ihre Kunst in den Kreuzgängen. Außerdem ziehen die Gastfreundschaft und die propagierte Stille Reisende aus aller Welt in ihren Bann. Das weckt meine Neugierde. Ist ein Hotel in dieser Abgeschiedenheit ein echter Gewinn oder schlicht eine entertainmentarme Bleibe?
Goldene Rose Karthaus: A Member of the Small Luxury Hotels
Inmitten der ruhigen Bergidylle liegt das Hotel „Zur Goldenen Rose Karthaus“. Es fällt mit seiner hellen, einladenden Fassade sofort ins Auge. Vielleicht auch, weil das Dorf sehr überschaubar ist. Rund 200 Menschen leben hier. Es gibt ein Lebensmittelgeschäft, eine Post, eine Bank und eine Schule für die aktuell 15 Kinder, die im Dorf heranwachsen. Ein Dorf also, in dem die Welt noch in Ordnung scheint.
Carsten K. Rath genießt die (Kloster-)Ruhe – Die „Goldene Rose“ in Südtirol
Stefania und Paul Grüner haben genau die richtige Mischung aus Modernität und alpiner Einfachheit in ihrem Hotelkonzept umgesetzt und ein echtes Small Luxury Hotel im Südtiroler Schnalstal geschaffen. Ein mutiges Unterfangen: Derart große Investitionen traut sich in diesem Ort niemand zu. Und das ist auch gut so. Die alpine Atmosphäre bleibt unangetastet. Gleichzeitig genieße ich als Gast einen sehr hohen Komfort. Meine Junior-Suite ist großzügig gestaltet und dank der großen Fensterwand lichtdurchflutet. Die Materialien sind sorgsam ausgewählt.
Wenn ich nach dem Laufen zurückkomme, halte ich mich am liebsten auf meinem großzügigen Balkon auf und genieße den umwerfenden Blick auf die Gipfel und das Dorf. Hier darf ich es ganz offiziell: das süße Nichtstun genießen. Einfach auf der Bank vor dem Haus oder auf meiner Terrasse sitzen. Kein Scrollen in meinen Mails, kein Buch. Einfach nur still mit offenen Augen staunen und sein. Mit dem Blick auf die majestätischen Gipfel fällt mir das nahezu leicht. Zumindest am Morgen, wenn ich auf das Frühstück warte.

Stefania und Paul Grüner haben mit der Goldenen Rose im Südtiroler Schnalstal ein echtes Small Luxury Hotel geschaffen.
(Foto: Goldene Rose)
Die Frühstücksetageren am Morgen sind ausgezeichnet. Ich speise an einem rustikalen Holztisch. Der angeheizte Kachelofen wärmt mich genauso wie das ehrliche Lächeln der freundlichen Dame, die den Kaffee serviert und ihr Herz am rechten Fleck trägt. Die Südtiroler Spezialitäten sind eher eine deftige Abendmahlzeit, sodass ich für mein Frühstück nur mäßige Erwartungen habe. Was ich dann vorfinde, erfreut mich umso mehr: selbst gemachter Bergkäse vom Bauern um die Ecke, verschiedenes Obst, Parmaschinken. Auch die Brotsorten sind ungewöhnlich vielfältig. Die Basis für einen aufregenden Tag in den Bergen ist gelegt.
„Schöne Aussicht Schutzhütte“ auf 2845 Metern
Für eine schöne Aussicht muss ich eigentlich nur mein Fenster öffnen. Doch ich möchte mehr. Mehr Energie tanken, dem Ruf der Gletscher folgen, alteingetretene Pfade erkunden. Möglichkeiten bieten sich viele: Wer sportlich sehr hoch hinaus möchte, der erkundet die „Schöne Aussicht Schutzhütte“ auf 2845 Meter Höhe. Zwischen traditionellen rot-weißen Laken und dem unverbauten Blick durch die schmalen Hüttenfenster genießen Sie eine Nacht, die Sie sicher nicht vergessen. Die Schutzhütte existiert seit 125 Jahren und wird heute von Paul Grüner instand gehalten. Einfachheit und Authentizität werden hier Realität.
Wer es etwas abenteuerlicher möchte, der bucht sich einen Iglu-Bau und übernachtet für eine Nacht so naturnah am Gletscher wie nur möglich. Das hätte ich gern für Sie getestet, nur leider reichte der Schnee noch nicht für einen kompletten Iglu. Beim nächsten Mal dann. Die Hütte erreichen Sie per Ski, Lift oder auch zu Fuß bei einer Wanderung.
Und wer es etwas romantischer möchte, der übernachtet im „Zollhaus“. Dieses Separee ist tatsächlich das ehemalige Zollhaus und thront eingekesselt zwischen Gipfeln auf der Grenze Österreichs. Heute können Sie zu zweit das Haus bewohnen, mehr Privatheit in der Südtiroler Natur geht nicht. Sie erreichen das Haus selbst im Winter mit einem Motorschlitten. Entsprechend sicher sollten Sie bei der Wahl Ihres Hüttenpartners sein: Eine spontane Rückkehr ins Tal nach einem nächtlichen Streit ist nicht möglich.

Rund um das Hotel bieten sich viele Möglichkeiten für Wanderer.
(Foto: Carsten K. Rath)
Anspruchsvolle Bergsteiger wandern auf der „Ötzi Glacier Tour“ in rund acht Stunden entlang des Alpenhauptkamms zur Fundstelle des wohl ältesten Stars der Alpen. Wie es Ötzi wohl damals ohne Hightech-Funktionsbekleidung in diese Höhen geschafft hat? Und was ihn wohl in diese verlassene Gegend brachte? Vielleicht finden Sie die Antworten auf dem Weg zu der Gedenkstätte.
Ich entscheide mich für eine leichte Wanderung in unmittelbarer Umgebung der Goldenen Rose nach Katharinenberg. Das ist ein kleiner verträumter Ort mit Panoramen, die bis tief ins Etschtal und natürlich auch nach Karthaus reichen. Von Katharinenberg führt ein direkter Einstieg auf den Meraner Höhenweg. Die Kirchenglocken, die Sie hier hören werden, tönen übrigens aus der ehemaligen Schnalsburg, die zu einer Kirche umfunktioniert wurde.
Wellness alpin in Karthaus und Meran
Nach einem aktiven Tag darf eines nicht fehlen: entspannte Zeit für Wellness. Im Karthauser Bad finden Sie ein außergewöhnliches Natursaunaerlebnis. Wenn Sie lieber Thermenwasser und Außenpools erschwimmen möchten, dann ist der Meraner Thermalpark nur rund 30 Minuten Autofahrt entfernt. Als Bewohner der Penthouse-Suite genießen Sie sogar Ihre eigene private Sauna.

Die Goldene Rose ist ein Refugium für Körper und Geist.
(Foto: Goldene Rose)
Vitalisierende Gletschermineralien und reinstes Quellwasser nehme ich nach einer Wellnessbehandlung in der Goldenen Rose direkt als Pflegeprodukte konserviert mit nach Hause. Die außergewöhnliche Hochgebirgskosmetiklinie entstand durch das Naturerleben in Gletschernähe und ist heute die erfolgreiche Glacisse-Produktserie für Gäste und Interessierte.
Fazit: Refugium für Körper und Geist
„Es ist schön, mit jemandem schweigen zu können.“ So sagt es Kurt Tucholsky in meiner Daily News, die jedem Gast täglich aufs Zimmer gelegt wird. Ich möchte noch ergänzen: An diesem Ort, hoch über dem Schnalstal zwischen Ötztaler Alpen und Dolomiten, wird Schweigen zum einzigartigen Erlebnis. Mit einem Aufenthalt in der Goldenen Rose kombinieren Sie alpine Einfachheit mit den Annehmlichkeiten eines Small Luxury Hotel und Service auf hohem Niveau. Der hektische Alltag und To-do-Listen bleiben ganz selbstverständlich im Tal. Dort, wo sie hingehören.
Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber einer Reiseplattform ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für das Handelsblatt schreibt, bereist er auf eigene Rechnung. Rath ist Ideengeber des neuen Rankings „Die 101 besten Hotels Deutschlands“, zu dessen Partnern auch das Handelsblatt gehört.
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