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Nachttalk-Aus Domian geht schlafen

20 Jahre lang hat sich Jürgen Domian die Sorgen, Nöte und Beichten seiner Anrufer angehört. Nun will der Nacht-Talker des WDR aufhören. Seine knappe Begründung leuchtet auch dem 1Live-Programmchef ein.
09.03.2015 Update: 09.03.2015 - 23:23 Uhr Kommentieren
Sendeschluss angekündigt: Der Moderator Jürgen Domian, aufgenommen am 30.03.2010 in Köln. Quelle: dpa
Jürgen Domian

Sendeschluss angekündigt: Der Moderator Jürgen Domian, aufgenommen am 30.03.2010 in Köln.

(Foto: dpa)

Köln Egal, ob schlimme Krankheiten oder abgefahrene Sexpraktiken: Domian ist die Anlaufstelle für Probleme aller Art. Nacht für Nacht rufen ihn wildfremde Menschen an und erzählen ihm von ihren Sorgen - seit 20 Jahren. Und Nacht für Nacht von 1.00 bis 2.00 Uhr hören Zehntausende der Sendung im WDR-Radio 1Live oder im WDR-Fernsehen zu. Jetzt reicht es dem Nachtvogel: Jürgen Domian hört auf.

Im Laufe des kommenden Jahres werde der 56-Jährige den Kult-Talk zum letzten Mal moderieren, teilte der WDR am Montagabend knapp mit. „20 Jahre Nachtschicht sind nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Ich habe Lust, mal wieder häufiger die Morgensonne zu sehen“, sagte Domian dem Sender zufolge. 1Live-Programmchef Jochen Rausch dankte Domian. „Nach 20 Jahren ist so ein Entschluss mehr als verständlich.“

Am 3. April 1995 ging „Domian“ an den Start. Seitdem hat er rund 20 000 Gesprächspartner live in seiner Nachtsendung gehabt. „Am Telefon begrüße ich jetzt Jan, 32 Jahre alt. Jan, was ist dein Thema?“ So geht die Unterhaltung meistens los.

Und dann erzählen die Anrufer: Manchmal fröhlich, manchmal traurig, oft stockend oder gar weinend. Sehr viele Geschichten sind herzergreifend, deprimierend und bedrückend. Allen Anrufern scheint gemeinsam, dass sie Domian vertrauen: Sie schütten dem Mann, der eine Stunde lang mit großen Kopfhören und ernstem Gesicht in die Kamera schaut, ihr Herz aus.

Und Jürgen Domian hört zu. Immer sagt er dem Anrufer seine Meinung, oft gibt er Ratschläge, manchmal sagt er aber auch einfach, dass er nicht weiß, was er sagen soll. Zum Beispiel, wenn jemand berichtet, dass er wegen einer Erkrankung bald sterben wird.

Doch vielen Anrufern ist es schon eine Hilfe, dass jemand ihnen zuhört, wie sie häufig selber beteuern. Domian ist Journalist, eine psychologische Ausbildung hat er nicht. Aber in jeder Sendung ist ein Psychologe dabei, der den Anrufer bei Bedarf weitergehend berät.

Auch wenn die ernsten Anrufe in der Überzahl sind, es gibt durchaus auch heitere Gespräche. Da geht es um lustige Alltagserlebnisse, verrückte Bettgeschichten oder jemanden, der das große Los gezogen hat. Bis zu 20.000 Menschen versuchen jede Nacht, in die Sendung zu kommen - Mehrfachwähler eingeschlossen.

Etwa 150 Anrufer schaffen es bis in die Redaktion, aber höchstens sieben dringen schließlich bis zu Domian vor. „Ich höre deine Sendung jede Nacht“, sagen viele von denen, die durchkommen.

Was sollen all die Suchenden und Schlaflosen demnächst bloß machen, wenn es „Domian“ nicht mehr gibt?

  • dpa
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