Die 89. Oscar-Verleihung neigt sich dem Ende zu, nun steht mit der Bekanntgabe in der Königskategorie Bester Film der Höhepunkt des Galaabends an. Auf der Bühne des Dolby Theatre in Los Angeles schicken sich die Schauspieler Warren Beatty und Faye Dunaway an, den Sieger auszurufen. Beatty öffnet den roten Umschlag und wirft einen Blick auf die darin verborgene Karte. Dann guckt er wieder. Und noch mal – offensichtlich auf der Suche nach einer ganz anderen Information.
BEATTY: „Der Academy Award ...“
Er stockt, schaut nochmals in den Umschlag.
BEATTY: „Für den besten Film ...“
Er stockt erneut und schaut unsicher hinter die Kulissen, reicht den Umschlag dann an Dunaway weiter, die ihrerseits einen kurzen Blick hineinwirft.
DUNAWAY: „La La Land.“
Das Publikum spendet Applaus. Das Ensemble, die Filmcrew und die Produzenten von „La La Land“ reihen sich auf der Bühne auf, um den Preis entgegenzunehmen, den viele dem Musical vorausgesagt hatten. Die Produzenten Jordan Horowitz und Marc Platt schwingen wortreiche Dankesreden, doch schon während Platt redet, macht sich das Gefühl breit, das da etwas nicht stimmt.
Unter den hinter ihm stehenden Leuten kommt Unruhe auf, als ein Mann mit Kopfhörern erscheint und die roten Umschläge in den Händen der Produzenten prüft.
Der dritte Produzent Fred Berger tritt nun ans Mikrofon, spricht noch kurz, ehe er das Durcheinander hinter ihm bemerkt.
BERGER: „Wir haben übrigens verloren.“
HOROWITZ: „Da gibt es einen Fehler. 'Moonlight', ihr habt den besten Film gewonnen. Das ist kein Witz.“
PLATT: „Das ist kein Witz. Ich befürchte, die haben das falsche Ding vorgelesen.“
HOROWITZ: „Das ist kein Witz. 'Moonlight' hat den besten Film gewonnen.“
Horowitz schnappt sich von Beatty eine Karte und hält sie hoch. Die Kamera zoomt heran, sodass die Worte sichtbar werden: „Moonlight“ ist tatsächlich als bester Film ausgezeichnet worden.
Moderator Jimmy Kimmel geht ans Mikrofon und spielt auf Steve Harvey an, der beim Schönheitswettbewerb Miss Universe 2015 die Falsche als Siegerin verkündete. Damit ist Harvey nun vermutlich der unrühmliche Titel der zweitpeinlichsten Panne bei einer Preisverleihung sicher.
KIMMEL: „Leute. Was da passiert ist, ist sehr unglücklich. Ich gebe persönlich Steve Harvey die Schuld dafür.“
Kimmel schaut „La La Land“-Produzent Horowitz an.
KIMMEL: „Ich hätte gern, dass Sie trotzdem einen Oscar bekommen. Warum können wir nicht einfach einen ganzen Haufen davon vergeben?“
HOROWITZ: „Mir wird es eine große Ehre sein, das an meine Freunde bei 'Moonlight' zu übergeben.“
KIMMEL: „Das ist nett von Ihnen.“
Beatty geht ans Mikrofon.
BEATTY: „Hallo? Hallo?“
KIMMEL: „Warren, was haben Sie getan?“
BEATTY: „Ich will Ihnen sagen, was passiert ist. Ich öffnete den Umschlag und da stand 'Emma Stone, La La Land.' Deshalb schaute ich Faye und Sie solange sein. Das war kein Versuch, witzig zu sein.“
Inzwischen haben sich die Besetzung und die Filmcrew von „Moonlight“ auf der Bühne eingefunden, die Akteure von „La La Land“ haben sich verdrückt. Die Kamera schwenkt auf verdutzt dreinblickende Zuschauer im Publikum. Matt Damon pfeift. „Moonlight“-Schöpfer Barry Jenkins geht ans Mikro.
JENKINS: „Ganz klar, in meinen Träumen könnte das nicht wahr sein. Aber zur Hölle mit Träumen, ich bin damit durch, denn das ist wahr. Ach du meine Güte.“
Jenkins beendet seine Rede.
KIMMEL: „Nun, ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Ich gebe mir die Schuld ... Es ist nur eine Awards-Show ... Ich wusste, dass ich diese Show vermasseln würde. Ich hab es echt getan ... Ich verspreche, ich komme nie wieder zurück.“
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