„Zimmer Frei“-Moderator Götz Alsmann „Ich hätte gedacht, dass Manager mehr Stehvermögen haben“

Der Mann mit der markanten Haartolle ist bei „Zimmer frei“ für den Humor zuständig, will eigentlich aber nur spielen.
Köln Es wird ein langer Abend für Götz Alsmann. Als die „Zimmer frei“-Aufzeichnung beginnt, ist es schon nach 20 Uhr. Seit 19 Jahren moderiert Alsmann gemeinsam mit Christine Westermann das fiktive WG-Casting im WDR-Fernsehen, bei dem sich Prominente in einer Mischung aus persönlichem Gespräch und albernen Spielchen um ein Zimmer bewerben. Heute ist Schlagersängerin Mary Roos da. Der eigentliche Star der Sendung aber ist Götz Alsmann – das ist eigentlich immer so. Er bekommt den meisten Applaus, über seine Witze lacht das Publikum am lautesten. Nach der Aufzeichnung – es ist nach 21 Uhr – macht Alsmann Fotos mit Gästen, zieht sich den nassgeschwitzten Anzug aus, schwirrt über die After-Show-Party, um Nachbarn aus Münster und Fans aus München begrüßen. Um kurz nach elf schließlich bittet er in seine Garderobe.
Herr Alsmann, Sie casten bei „Zimmer Frei“ im WDR seit fast 20 Jahren Mitbewohner für ihre fiktive TV-WG. Haben Sie je in einer Wohngemeinschaft gelebt?
Nein, nie. Ich war in den 1970ern zwar mit meiner Band Teil der WG- und Hausbesetzer-Szene in Münster. Aber das hat dazu geführt, dass ich nie in einer WG wohnen wollte.
Warum nicht?
Schmuddel, Desorganisaton, da steh ich überhaupt nicht drauf. Und ich hätte mir auch keine WG vorstellen können, wo das besser läuft. Damals gab es so etwas einfach nicht.
Erinnern Sie sich denn an eine gute WG-Party?
Ich war nie auf einer guten WG-Party. Die waren meistens öde. Scheiß Musik, schreckliche Getränke. Das waren die 70er. Und die Musik. Ich hab damals eher so 50er-Jahre Sachen gehört.
Heute machen Sie 20er-Jahre Schlager und laden Schlagersänger in ihre Sendung ein. Sind sie zu alt für’s Fernsehen?
Irgendwie denken alle, Zimmer frei würde beendet, weil wir Moderatoren zu alt sind. In Wahrheit haben wir uns schon vor zwei Jahren, im Januar 2013, mit dem WDR zusammengesetzt. Wir haben überlegt: Wie lange geht das noch gut? Wie lange kann ich noch in einem Boa-Konstriktor-Kostüm einen Blumenkohl mit den Zähnen zwischen einer Beate-Uhse-Puppe und einem brennenden Weihnachtsbaum hin und her tragen? Damals wurde Christine aber 65. Die Schlagzeile wollten wir uns nicht antun. Also haben wir gesagt: Wir hören auf, wenn wir 20 sind. Und das haben wir auch immer so gesagt – es hat nur niemanden interessiert.
In der Wirtschaft nennt man jemanden, der seinen Abtritt so frühzeitig verkündet, eine „lame duck“.
Ich kenne diesen Begriff natürlich. Aber ich sehe das bei uns ganz anders: Eine lame duck ist jemand, der in seiner Freiheit, Entscheidungen zu treffen, eingeschränkt ist durch die Suche nach seinem Nachfolger. Wir treffen ja keine Entscheidungen und es gibt auch keinen Nachfolger. Wir machen „Zimmer frei“ bis zum Ende.
Trotzdem treffen sie bestimmte Entscheidungen bald zum letzten Mal: die letzten Gäste, die letzten Sketche.
Ja, aber das ist insofern kein Problem, als dass ich die Gästeliste nicht bestimme. Ich kann nur Vorschläge machen, die werden auch mitunter erhört. Aber ich bin dafür nicht verantwortlich. Es ist gut, dass die Redakteure das entscheiden – es gibt einfach viele Bereiche des popkulturellen Lebens, an denen ich nicht teilhabe.
Also kennen Sie mitunter ihre Gäste gar nicht?
Das passiert mir immer wieder. Natürlich gibt es Gäste aus Sphären, die ich nicht bereise. Früher konnte man dann sagen: ich habe die Sendung nie gesehen. Heute mit Youtube gibt es keine Ausflüchte mehr. Aber es gibt ja auch Gäste aus Sphären, die die anderen nie bereist haben. Der Schlagersänger Semino Rossi zum Beispiel. Der war ein Vorschlag von mir. Solche Leute interessieren mich eben.
Weil Sie auch Schlager machen?
Die aktuellen Ausformungen des Schlagers schätze ich nur mäßig. Aber ich bin unterhaltungsmusikhistorisch interessiert, und unsere Form von Unterhaltungsmusik ist nun mal der Schlager, der hat eine soziokulturelle Funktion. Das ist unsere Musik für die arbeitenden Stände. Und die haben ein Recht darauf so unterhalten zu werden, dass sie es verstehen. Deswegen versuche ich da ein bisschen Schritt zu halten. So kam Rossi zu uns oder auch Mary Roos.
Gab es Promis, die Sie als Gäste haben wollten, die dann aber nicht kamen?
Klar gibt es Traumgäste, die man sich immer wünscht, die dann aber nie kommen. Das größere Problem sind manchmal aber Traumgäste, die dann auch wirklich kommen – natürlich meistens Leute von Christine Westermann, auf die sie sich jahrelang gefreut hat, die waren dann eine totale Enttäuschung. Christine hat sich zum Beispiel immer Gregor Gysi gewünscht und hat das hinterher selbst nicht mehr verstanden. Das war einfach ein humorloser Stinkstiefel.
Wie ist es mit Managern?
Wir haben ein großes Problem mit Wirtschaftsvertretern. Wir hatten in den 20 Jahren gerade mal einen Wirtschaftsvertreter: Hans-Olaf Henkel. Dabei haben wir uns immer bemüht um Leute aus der Wirtschaft, haben antichambriert bei Hartmut Mehdorn, Dieter Zetsche, haben wirklich hart nachgefragt.
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