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Buchrezension Absturz der Akademiker: Warum die Fixierung auf akademische Bildung in eine Sackgasse führt

Sachbuchautor David Goodhart erklärt, warum ein weiterer Ausbau des Bildungswesens wenig Sinn macht – und Handwerks- und Pflegeberufe mehr Status brauchen.
18.04.2021 - 13:34 Uhr 1 Kommentar
In Zeiten von KI und alternder Gesellschaft würden weniger Wissensarbeiter und mehr Pfleger gebraucht, schreibt David Goodhart. Quelle: dpa
Absolventenfeierlichkeiten an der Universität Mannheim

In Zeiten von KI und alternder Gesellschaft würden weniger Wissensarbeiter und mehr Pfleger gebraucht, schreibt David Goodhart.

(Foto: dpa)

Berlin Emmanuel Macron dürfte David Goodhart aus dem Herzen sprechen. Der französische Präsident will die Kaderschmiede ENA abschaffen, die für Seilschaften und Elite-Dünkel steht. Sie sei „zu einer Institution geworden, die Individuen in Klassen einteilt“, begründete Macron den Schritt.

Die ENA ist ein Extrembeispiel für genau die These, die der frühere „Financial Times“-Korrespondent Goodhart in seinem neuen Sachbuch aufstellt: In allen wohlhabenden Nationen erklimmt eine akademische Bildungselite die Spitze der Statushierarchie und lässt ein Heer von Abgehängten zurück. Die machen den Rücken krumm, können aber ohne Studienabschluss kaum aufsteigen. Das räche sich irgendwann, wie der Brexit, die Gelbwesten-Bewegung in Frankreich oder Donald Trumps Wahlsieg in den USA zeigten.

Goodhart, der sich selbst als Sozialdemokrat bezeichnet, will all jenen Stimme und Gewicht geben, die weniger mit dem Kopf, dafür mehr mit Hand und Herz arbeiten: Handwerker, Krankenschwestern, Altenpflegerinnen. Berufsgruppen also, die gerade in der Coronakrise stark in den Fokus gerückt sind, auch wenn der Applaus von den Balkonen längst verhallt ist.

Detailliert und kenntnisreich beschreibt der Brite die Sackgasse, in die eine Fixierung auf die Kopfarbeiter führt: Wenn nur das Studium einen höheren Status verspricht, wollen alle studieren. Wenn alle studieren, wird der akademische Abschluss entwertet. Wer sich abheben will, muss dann den Doktor machen. Irgendwann sitzen Promovierte auf Sachbearbeiterjobs.

Die Beschreibung, wie es zur Vorherrschaft des Kopfes kam, liest sich wegen einer Fülle von Zahlen und Statistiken manchmal etwas mühsam. Dafür liefert das Buch einen guten Überblick über die Bildungselite in Ländern wie Großbritannien, Frankreich und den USA.

David Goodhart: Kopf, Hand und Herz: Das neue Ringen um Status.
Penguin
München 2021
400 Seiten
22 Euro

Deutschland mit seinem weitgehend einzigartigen Modell der dualen Berufsausbildung ist ein Sonderfall. Goodhart erkennt durchaus an, dass die Hand- und Herzarbeiter hierzulande schon einen höheren Stellenwert haben als anderswo. Doch der langjährige Akademisierungstrend lässt sich auch hier beobachten.

Goodhart hält einen weiteren Ausbau des Bildungswesens weder wirtschaftlich noch gesellschaftlich für vernünftig. In Zeiten von KI und alternder Gesellschaft würden weniger Wissensarbeiter und mehr Pfleger gebraucht. Doch Antworten, wie Hand- und Herzarbeiter einen höheren Status erlangen können, gibt der Autor leider nur wenige. Der ausführlichen Problemanalyse folgen nur knapp 20 Seiten Lösungsvorschläge.

Mehr: Populärer Schlag gegen die Elite: Macron schafft ENA-Hochschule ab

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1 Kommentar zu "Buchrezension: Absturz der Akademiker: Warum die Fixierung auf akademische Bildung in eine Sackgasse führt"

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  • Ein nettes Beispiel: In einer "guten" Gegend von Trier wohnen viele Akademiker und ein paar selbständige Handwerker. Wer hat die besten und schönsten Häuser? Das kann der Jurist, der VWLer, der hochdotierte Banker, der Prof. von der UNI nicht verstehen.Wie machen die das?

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