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Buchrezension Von Bitcoin und gefährlichen Sexrobotern: Markus Will präsentiert einen lehrreichen Wirtschaftsthriller

Der „Hobby-Autor“ Markus Will mixt in „Die Dark Bankerin“ künstliches Geld mit Künstlicher Intelligenz. Herausgekommen ist ein unterhaltsames Lehrbuch.
31.07.2021 - 16:00 Uhr Kommentieren
Die „Dark Bankerin“ Iris Hubot ist ein humanoider Roboter, der nach Herzenslust Frauenmagazine und Männer verschlingt und nebenbei die Finanzwelt durcheinanderwirbelt. Quelle: dpa
Künstliche Intelligenz

Die „Dark Bankerin“ Iris Hubot ist ein humanoider Roboter, der nach Herzenslust Frauenmagazine und Männer verschlingt und nebenbei die Finanzwelt durcheinanderwirbelt.

(Foto: dpa)

Kaum ein Lebensbereich bietet so viel Stoff für Thriller-Liebhaber wie die Wirtschaft. Von Intrigen über Machtkämpfe, Geld, Gier und Betrug bis hin zu Sex und Mord – in der Arena der Ökonomie findet ein Krimi-Autor alles, was er braucht. „Dennoch trauen sich nur wenige an das Thema Wirtschaft“, sagt Markus Will, „vielleicht weil viele Angst haben, sie könnten nicht faktensicher und souverän mit dem Stoff umgehen.“

Der 58-jährige Deutsch-Schweizer hat keine Angst. Unter dem Titel „Die Dark Bankerin“ hat Will gerade seinen vierten Wirtschaftsthriller herausgebracht – diesmal im Selbstverlag. Darin geht es um Künstliche Intelligenz, die mit künstlichem Geld handelt. Ein toxisches Gemisch, findet der Autor.

Dass sich der „Hobbyschriftsteller“ (Will über Will) an diesen komplexen Stoff herantraut, hat viel mit seiner Biografie zu tun: Will hat Volkswirtschaft studiert, war Journalist, hat lange bei Investmentbanken in der Londoner City gearbeitet, berät jetzt Unternehmen bei der Kommunikation und lehrt als Privatdozent an der Schweizer Wirtschaftshochschule St. Gallen. Seine Passion für das Lehren und Aufklären ist auch eine wichtige Triebkraft für den Autor: „Ich will erklären und unterhalten“, sagt Will über seine Ambitionen als Schriftsteller.

Dabei die richtige Balance zu halten gelingt ihm allerdings nicht immer. Wie schon bei seinen drei vorangegangenen Werken über die neue D-Mark, die Schulden- und die Finanzkrise finden sich auch in seinem neuen Buch lehrbuchartige Passagen, diesmal darüber, wie digitales Geld funktioniert – oder eben nicht funktioniert. Zu den weiteren Zutaten gehören eine Prise Brexit, etwas Quantentechnologie und Künstliche Intelligenz sowie eine gehörige Portion Bitcoin und Geldwäsche für die Mafia.

Was das Buch interessant macht, ist jedoch nicht nur der aktuelle Bezug zur rasenden Digitalisierung der Finanzbranche. Will treibt diesen Trend geschickt auf die Spitze: Die „Dark Bankerin“ Iris Hubot ist ein humanoider Roboter, der nach Herzenslust Frauenmagazine und Männer verschlingt und nebenbei die Finanzwelt durcheinanderwirbelt.

Markus Will: Carla Bell und die Dark Bankerin.
Neopubli
Berlin 2021
503 Seiten
19,99 Euro

„Ich bin durch Zufall auf die Sexroboter-Industrie gestoßen und habe entdeckt, dass dort die körperlichen Potenziale von Künstlicher Intelligenz am weitesten ausgeschöpft werden“, erzählt Will die Entstehungsgeschichte seiner künstlichen Antiheldin.

Wer Wills vorherige Werke kennt, trifft in der „Dark Bankerin“ viele Bekannte. Vor allem seine Heldin Carla Bell. Die Londoner Journalistin ist inzwischen „gereift“ und wird zur großen Widersacherin von Hubot. Sie ist Will so sehr ans Herz gewachsen, dass er die Serie mit ihr fortsetzen will.

Der nächste Band („Carla Bell und das vergiftete Angebot“) ist bereits in Arbeit und soll im nächsten Jahr erscheinen. Das Buch hat wieder einen aktuellen Kontext und wird sich mit den wirtschaftlichen Verwerfungen der Coronakrise beschäftigen.

Zuvor musste der Autor Will jedoch selbst noch mit den Nachwirkungen der Pandemie ringen. Als er das Manuskript für die „Dark Bankerin“ an renommierte Verlage schickte, bekam er von den Lektoren meist „aufmunternde Absagen“ nach dem Motto „Tolle Story, aber im Moment kein Markt dafür“.

Der Hobbyschriftsteller nahm das Projekt daraufhin selbst in die Hand – vom Design des Titels über die englische Übersetzung bis hin zur Vermarktung, die vor allem in den sozialen Medien läuft. Die Recherche hatte er zum Glück schon abgeschlossen, als das Virus in die Welt kam. „Meine erste Lesung haben ich in unserem Schweizer Dorf Wienacht gemacht. Von den 90 Einwohnern sind 30 gekommen“, berichtet er stolz.

Der Autor hat ehrgeizige Ziele

Das Schreibhobby nimmt inzwischen so viel Zeit in seinem Alltag ein, dass Will sich gut vorstellen kann, das vor allem im deutschsprachigen Raum vernachlässigte Genre des Wirtschaftsthrillers noch stärker zu beackern.

Sein gesunder Ehrgeiz hilft dabei. Gefragt nach seinem Vorbild, nennt Will ohne zu zögern den britischen Erfolgsautor Ken Follett. Auch der siedelt seine Geschichten bekanntlich in einem historischen Kontext an.

Ohnehin sind Polit- und Wirtschaftsthriller im angelsächsischen Raum längst ein fester und wachsender Bestandteil des Buchmarkts. Dass jetzt auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton in Teamwork mit dem schreiberfahrenen James Patterson unter die Thrillerautoren gegangen ist, ist für Will ein weiterer Ansporn.

„Ich könnte mir ein paar Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik vorstellen, mit denen man zusammen einen Thriller machen könnte. Mit Angela Merkel einen Wirtschaftsthriller zu schreiben, das hätte etwas“, greift Will nach den Sternen. „Ich glaube zwar nicht – leider! –, dass sie das machen würde, aber beisteuern und mitschreiben könnte die dann ehemalige Bundeskanzlerin sicher unendlich viel – Finanzkrise, Eurokrise, Lockdown, Shutdown.“ Zudem habe sie einen so angenehm trockenen Humor. „Ich hätte auch schon einen Arbeitstitel: ,Die Physikerin!‘“

Mehr: Stalking, Wahlmanipulation, Trump-Sympathien: Dieses Buch enthüllt Facebooks dunkle Seiten.

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