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Buchtipp: „Der unterlegene Mensch“ Ein Lob auf die analoge Welt

Was soll Technik leisten, wohin führen uns Algorithmen? Der Physiker und Philosoph Armin Grunwald fordert, das digitale Leben zu gestalten.
19.01.2019 - 11:00 Uhr Kommentieren
Das Bewusstsein für Technik schärfen. Quelle: Imago
Kaputtes Smartphone

Das Bewusstsein für Technik schärfen.

(Foto: Imago)

Berlin Technik erleichtert uns das Leben. Wann aber übernimmt sie unser Leben? Politiker wiederholen gern mantraartig, die Maschine habe dem Menschen zu dienen. Steigt aber nicht gerade in unserer Zeit der digitalen Revolution unreguliert die Gefahr der totalen Abhängigkeit des Menschen? Wenn seine Welt gänzlich „smart“ sein wird, er sein Verhalten anpasst hat und seine Privatheit aufgeben muss, um noch am Leben teilnehmen zu dürfen?

Armin Grunwald geht diesen Fragen in seinem Buch „Der unterlegene Mensch“ auf den Grund. Vielleicht liest sich seine Analyse so gut, weil er nicht nur als Physiker denkt, sondern auch als Philosoph und Leiter des Büros zur Technikfolgenabschätzung beim Bundestag. Er bewertet Fortschritt.

Der Titel suggeriert Fatalismus, indes bietet das Buch etliche verständliche Beispiele und Perspektiven, wie wir als Menschen in der digitalen Welt unsere Souveränität gegen Google, Apple und Co. verteidigen sollten.

Es ist dabei keinesfalls so, dass Grunwald die Errungenschaften infrage stellt, etwa die globale Vernetzung, die leichte Vervielfältigung von Inhalten oder die digitale Kartierung der Welt. Im Gegenteil: Der Fortschritt ist das Beste, was dem Menschen passieren kann.

Und doch will Grunwald unser Bewusstsein schärfen: Technik ist nicht gottgegeben, sie wird von uns erfunden und entwickelt. So hat es der Mensch in der Hand, die Technik und den Umgang mit ihr zu gestalten. Schützen uns etwa autonom fahrende Autos vor Unfällen, oder helfen sie Anbietern, um die Entwicklung zum gläsernen Menschen zu beschleunigen? Fragen wie diese verlangen nach Antworten.

Was einst Friedrich Dürrenmatt literarisch in „Die Physiker“ aufgearbeitet hat, ist bei Grunwald der Appell, sich nicht abhängig zu machen, sondern eine gesellschaftliche Debatte zu führen und Regeln festzulegen: „Alternative Möglichkeiten statt alternativloser Anpassung.“

Armin Grunwald: Der unterlegene Mensch.
Riva
München 2018
250 Seiten
19,99 Euro
ISBN: 978-3742307187

Die Fragen sind aktueller denn je und lange noch nicht ausreichend beantwortet. Vor allem gibt es keinen ausreichenden Schutz, wie die jüngsten Datenleak-Skandale belegen. Selbst Spitzenpolitiker gehen viel zu sorglos mit ihren privaten Daten um und wundern sich, dass sie Wahlkämpfe gegen Social Bots und digitale Fake News führen müssen. Aber nur wer die Digitalisierung versteht, wird die notwendigen Debatten führen können.

Datenbesitz ermächtigt. Obendrein produzieren Algorithmen mit ihren lernenden Prozessen eine gefährliche Intransparenz. Die Ergebnisse würden zu geheimen Offenbarungen wie das Orakel von Delphi, mahnt Grunwald. Entscheidet am Ende ein „Politik-Automat“ dank seiner Rechenleistung über „optimale Gesetze“?

Bei allen Annehmlichkeiten, die uns Smartphones oder Roboter bieten: Grunwald warnt davor, sich das Leben von Algorithmen aus der Hand nehmen zu lassen. Antworten auf die Fragen der Zeit seien „keine technische, sondern eine politische und soziale Aufgabe“. Denn es geht um „ein möglichst gutes analoges Leben“.

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