Buchtipps Vier Bücher über den Fortschritt der digitalen Technologie
Die Macht der Roboter
Rund jeder zweite Job in den USA könnte durch Automatisierung ersetzt werden. Mit dieser Aussage aus einem Forschungspapier wurde der schwedisch-deutsche Ökonom und Historiker Carl Benedikt Frey zusammen mit seinem Co-Autor Michael Osborne berühmt. Doch Frey waren die dramatischen Aussagen seiner Hypothese aus dem Jahr 2013 nicht geheuer. In seinem Buch „The Technology Trap“ hat er nachgelegt, um seine zentralen Aussagen nachzuschärfen.
Ja, viele Jobs könnten durch die Roboter ersetzt werden. Aber nein, das bedeutet nicht, dass die Hälfte aller Beschäftigen arbeitslos wird. Schließlich könnten auch wieder neue Aufgaben und Tätigkeiten entstehen, die nicht von Maschinen übernommen werden können.
Um seine Ideen zu unterstreichen, analysiert Frey die industrielle Revolution. Er führt aus, dass der technologische Fortschritt zwar langfristig die Welt vorangebracht hat, doch kurzfristig die Ungleichheit etwa in England verstärkte, weil Arbeiter ihre Jobs verloren, aber gleichzeitig Fabrikbesitzer ihre Profite steigern konnten.
Frey ist sehr gut darin, diese historischen Entwicklungen detailliert aufzuführen. Dabei gelingt es ihm, Parallelen zu den Chancen durch Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen zu ziehen. Frey warnt, dass die Angst vor einem massiven Stellenabbau dazu führen könnte, dass technologische Entwicklungen blockiert würden. Im schlimmsten Fall könnte das zu einer globalen Stagnation führen – einem „Technology Trap“, wie der Buchtitel impliziert.
Um dies zu verhindern, schlägt Frey eine Reihe von Maßnahmen vor. Dazu zählt er viele Ideen auf, die seit Jahren von Arbeitsmarktexperten diskutiert werden: Unterstützung für Umschulungen oder Gutscheine für Arbeiter, die für neue Jobs umziehen müssen. Er führt aber auch Reformen des Bildungssystems auf, die Menschen stärker auf eine sich verändernde Arbeitswelt vorbereiten sollen.

Carl Benedikt Frey und Michael Osborn: Technology Trap
Princeton University Press
465 Seiten
ca. 25 Euro
ISBN-13: 978-0691172798
Je konkreter Freys Vorschläge werden, desto schwächer wird seine Argumentation. Frey ist stark darin, die Risiken durch die Automatisierung aufzugreifen. Bei seinen Ideen wiederholt er jedoch nur Ansätze, die seit vielen Jahren diskutiert werden. Das ist nicht schlecht. Doch es fehlt ein in sich konsistenter Ansatz.
Frey ist ein hervorragender Analytiker der Probleme der anstehenden Veränderungen. Aber es scheint ihm schwerzufallen, seine Erkenntnisse auch in realistische Gegenmaßnahmen für die Politik und Wirtschaft zu übersetzen.
Stephan Scheuer
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