Kolumne: Auf ein Buch Ist dieses Buch der Schlüssel zum Erfolg?

Sein Buch prägen drei dominante Begriffe: Regeln, Prinzipien und Kennzahlen.
„Sie haben sich schon immer für unkonventionelle und mehrdeutige Dinge interessiert, zum Beispiel was Bücher, Kunst oder Filme angeht?“ Was ist das denn für eine Frage? Na, klar! „In gesellschaftlichen Situationen ergreifen Sie oft die Initiative?“ Ja, das trifft auf jeden Fall auch auf mich zu!
So, das waren die letzten beiden von 60 Fragen in diesem Onlinetest. Gleich weiß ich endlich, welcher Persönlichkeitstyp ich bin und welche meine Stärken und Schwächen sind.
Wie geht es Ihnen? Lieben Sie auch diese kurzen Tests, in denen Sie von Ihrer Empathie bis zu Ihrer Kreativität alles quantifizieren können und anschließend in eine Schublade gesteckt werden?
Dann hätten Sie Ihre Freude an dem Buch „Die Prinzipien des Erfolgs“ von Ray Dalio. Er hat in den letzten 40 Jahren mit Bridgewater Associates einen der zehn größten Hedgefonds der Welt aufgebaut. Aktuell verwaltet der Fonds knapp 120 Milliarden US-Dollar und beschäftigt 1.500 Mitarbeiter. In Fachkreisen wird sein Unternehmen auch gerne als „Navy-Seals für Intellektuelle“ bezeichnet.
Das liegt zum einen sicherlich an seinen hohen Ansprüchen: „Qualität kommt von Quälen“ ist sein Credo. Zum anderen aber auch an seinen 200 Prinzipien, die Dalio im Laufe seines Lebens schriftlich festgehalten und im oben erwähnten „New York Times“-Bestseller zusammengefasst hat.
Würde man die 640 Seiten des Buches in einer Wortwolke darstellen, gäbe es vermutlich drei dominante Begriffe: Regeln, Prinzipien und Kennzahlen.
Die Vermessung des Menschen
Bereits im zarten Alter von zwölf Jahren begann er die Prinzipien des Aktienmarktes zu analysieren und daraus Regeln abzuleiten. Nach einigen Rückschlägen gelang ihm in den folgenden Jahren der Durchbruch. Für seine Kunden erwirtschaftete er kontinuierlich höhere Renditen als seine Wettbewerber – und das bei geringerem Risiko.

Ray Dalio: Die Prinzipien des Erfolgs.
FinanzBuch Verlag
688 Seiten
29,99 Euro
Glaubt man seinen eigenen Worten, würde er selbst seinen Erfolg aber ebenso sehr dem zuschreiben, was er über das Gehirn gelernt hat, zum Beispiel seinem Wissen über Ökonomie und Geldanlage. Inspiriert durch Daniel Kahneman taucht er deshalb bei einigen Prinzipien sehr tief in das menschliche Denkvermögen ein und erläutert in halbwegs verständlicher Sprache, wie Amygdala, Neokortex und Co. unsere Entscheidungen steuern.
In den heutigen Zeiten des datengetriebenen Personalmanagements erscheinen Dalios Ansichten nicht mehr revolutionär, vor 30 Jahren waren sie aber als die „Die Vermessung des Menschen“ verschrien.
Baseballkarten als Steckbrief
Eines seiner ersten Managementwerkzeuge waren Baseballkarten für Mitarbeiter. Also eine Art Steckbrief, auf dem die Ergebnisse von Persönlichkeitstests, Stärken, Schwächen und gegenseitige Bewertungen von Kollegen notiert wurden.
Diese standen allen Mitarbeitern zur Verfügung und waren der Grundstein seiner radikalen Transparenz, die er bei Bridgewater einführte. Dazu zählte auch das Fehlerprotokoll. Wenn jemand einen Fehler machte und ihn protokollierte, war alles in Ordnung. Wer einen Fehler jedoch nicht protokollierte, bekam ernsthafte Schwierigkeiten.
Abgesehen von wirklich privaten oder streng vertraulichen Gesprächen wurden übrigens auch alle Meetings aufgezeichnet und jedem Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. In Deutschland würde der Betriebsrat im Dreieck springen.
Diese radikale Transparenz ist bis heute eines der Schlüsselprinzipien von Bridgewater und spiegelt sich auch in der Unternehmens-Website wider. Noch vor dem Menüpunkt „What we do“ steht die Sektion „Principles and Culture“.
Ideen-Meritokratie
Betrachten wir seine Arbeitsweisen aus der heutigen Sicht der agilen Methoden wie Scrum und Co., sind die Ideen nicht neu. Sein Wunsch, jeden Abend ein schriftliches Update seiner direkt an ihn berichtenden Mitarbeiter zu bekommen, ist vergleichbar mit dem Daily Standup aus Scrum. Was wurde erledigt? Was ist noch offen? Wo gibt es Probleme?
Damals jedoch bildete diese Kultur der Leistung und der Transparenz das Fundament einer eigenen Herrschaftsordnung, die er in seinem Unternehmen etablierte. Er nennt sie „Ideen-Meritokratie“. Abgeleitet vom lateinischen „meritum“, das Verdienst bedeutet, zählen dabei für Dalio vor allem die erbrachten Leistungen. Frei nach dem amerikanischen Traum wird jeder nach seiner Leistung belohnt und nicht auf Grund von Kontakten oder Positionen.
Dalio verschont auch seine eigene Familie nicht vor seinem Vermessungswahn. So beschreibt er, wie er seine Kinder in jungen Jahren Persönlichkeitstests unterzogen hat, um vorherzusagen, wie sie sich in Zukunft entwickeln würden. Und siehe da: Die Ergebnisse trafen weitestgehend zu.
Mein Persönlichkeitstest ergab übrigens, dass ich der Typ „Executive“ bin. Da mir laut der Auswertung Ordnung und Struktur wichtig sind, kommt jetzt hier noch ein strukturiertes abschließendes Fazit.
Mein Fazit
Trotz der zahlreichen Geschichten aus seinem Berufsleben liest sich das Buch eher wie eine fein gegliederte Aneinanderreihung seiner Leitlinien. Wenn Sie ein rationaler, zahlengetriebener Mensch sind, werden Sie sicherlich Ihren Spaß mit dem Buch haben. Für alle anderen ist es gut geeignet zum Querlesen und zum Ableiten eigener Prinzipien.
Das ist auch mein wichtigstes Learning aus dem Buch: Versuchen Sie auf keinen Fall alle 200 Prinzipien ungefragt zu übernehmen, sondern entwickeln Sie Ihre eigenen. Halten Sie diese schriftlich fest und schreiben Sie von mir aus ein Buch darüber. Aber bitte ein kurzes und mit weniger als 200 Prinzipien. Danke!
Dennis Fischer hat in den vergangenen Jahren nicht nur 500 Business-Ratgeber gelesen, sondern sehr viele Tipps daraus für sich umgesetzt. Seine Erfahrungen teilt er wöchentlich mit tausenden Lesern auf seinem Blog 52ways.de und gibt sie als Speaker und Trainer an seine Klienten weiter.
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