Rezension: Krieg gegen die Ukraine: Innenansichten des russischen Militärapparates

Die Ausrüstung, Verpflegung der russischen Armee sowie die Vorbereitung und Planung des gesamten Krieges sollen laut dem Autor Filatjew eine Katastrophe sein.
Riga. Einen Anhänger mit einem Kreuz trägt Pawel Filatjew am rechten Armgelenk. Auf dem Bildschirm sieht man ihn nur, wenn er an seiner Zigarette zieht. Filatjew ist gerade irgendwo in Frankreich, beim Videochat mit Journalisten sitzt er trotz winterlicher Temperaturen im Freien.
„Ich möchte mich nicht vor Gott stellen und ihm erklären müssen, wie ich aus Kleinmut und wohlwissend, dass es falsch war, weiter am Krieg teilgenommen habe“, sagt er. Und das schreibt Filatjew auch in seinem Buch „Der verbotene Bericht“, das auf Russisch umsonst im Netz verfügbar ist. Besonders als Hörbuch auf Youtube ist das Buch beliebt, es hat dort schon Hunderttausende Hörer erreicht.
Filatjews Buch gehört zu den eindrücklichsten, die in diesem Jahr zum Thema Russland erschienen sind. Unzählige Bücher greifen den Russland-Ukraine-Krieg auf. Das Handelsblatt stellt drei Titel vor, die besonders helfen, die Zusammenhänge zu verstehen. In diesem Falle die russische Perspektive.
Filatjew liefert mit seinem Bericht einen Einblick in den Zustand der russischen Armee, wie es ihn seit Beginn des Krieges noch nicht gegeben hat. Auf knapp 200 Seiten schildert der Deserteur die ersten Wochen des Krieges gegen die Ukraine, an dem er als Soldat teilnahm. Aufgrund einer Verletzung muss Filatjew im März medizinisch behandelt werden; er kehrt nach Russland zurück und schreibt dort seine Erfahrungen nieder.





