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Shortlist zum Wirtschaftsbuchpreis 2021 Ronald Cohen will nicht weniger als den Kapitalismus revolutionieren

Der Impact-Pionier beschreibt in „Ein neuer Kapitalismus für echte Veränderungen" wie sich die Finanzwelt verändern könnte – durch soziale und nachhaltige Investments.
22.10.2021 - 08:00 Uhr Kommentieren
Alle Firmen müssten laut Cohen die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf das Klima messen. Quelle: imago/imagebroker
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Alle Firmen müssten laut Cohen die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf das Klima messen.

(Foto: imago/imagebroker)

Düsseldorf Mit Geld die Welt retten. Das klingt marktschreierisch. Aber was Ronald Cohen will, ist mit diesen fünf Worten doch recht gut eingefangen. Der Brite gilt als Vater des „Impact Investing“, das er als eine Art nachhaltiges Anlegen ansieht, allerdings auf höherer Ebene und mit positiver Wirkung – wie der Begriff es ausdrückt. Dem Autor eilt der Ruf als innovativer Denker und Praktiker voraus.

Er gründete die größte Private-Equity-Firma, Apax. Vor allem aber arbeitet er in verschiedensten Initiativen, um Investoren, Philanthropen, Regierungen und andere Organisationen zusammenzubringen. Mit einem Ziel: Geld in gesellschaftlich wichtige Projekte zu stecken, und zwar so, dass sowohl die Allgemeinheit etwas davon hat, als auch die Anleger eine Rendite erzielen.

Cohen ist so sehr von seiner Mission überzeugt, dass er die Impact-Zukunft für alternativlos hält – diese Meinung muss nicht jeder teilen. Inhaltlich macht der Autor jedoch einen Punkt. Beim Schreiben konnte Cohen noch keine Ahnung haben, wie turbulent es momentan im Geschäft mit nachhaltigen Geldanlagen zugeht.

Der Autor will nicht weniger, als den Kapitalismus umkrempeln. In dem bisherigen System seien die Umweltprobleme und die sozialen Unwuchten schlicht zu groß. Und ein typisch nachhaltiges Investment reicht ihm nicht. Das will vor allem Schaden vermeiden. Investments nach Cohen sollen jedoch auch etwas Positives bewirken und messbar machen. Cohen fühlt sich in seinen Forderungen dadurch bestätigt, dass Konsumenten, Mitarbeiter von Firmen und Investoren bereits umdenken.

Er nennt als Beispiel die erste Impact-Anleihe mit sozialem Ziel, von ihm mitkonzipiert. Der vor zwei Jahren lancierte Bond koppelte die Rendite an die Rückfallquote junger männlicher Gefangener im britischen Gefängnis von Peterborough. Der Anleiheerlös finanzierte gemeinnützige Organisationen, die sich koordiniert um die Entlassenen kümmerten.

Sir Ronald Cohen: Impact. Ein neuer Kapitalismus für echte Veränderungen.
Plassen Buchverlage
Kulmbach 2021
271 Seiten
22,90 Euro.

Tatsächlich sank die Rückfallquote, während sie landesweit stieg. Die in den Bond eingebundene Regierung konnte eine Rendite auszahlen aus den eingesparten Geldern, etwa durch geringere Ausgaben für Unterbringung der Gefangenen.

Problem: Messung der Wirkung

Ein Problem bei den Impact-Anlagen ist jedoch die Messung der Wirkung, wie im beschriebenen Fall für die geringere Rückfallquote. Dafür dienten beim Gefängnisprojekt die eingesparten Ausgaben der öffentlichen Hand. Die britische Regierung hat eigens eine Datenbank ins Leben gerufen, die die Kosten für das Land in Bereichen wie Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit oder Kriminalität schätzt.

Cohen spielte eine Schlüsselrolle beim Aufbau einer Datenbank für die Umweltfolgen von Firmenaktivitäten in der sogenannten Impact Weighted Account Initiative. Er fordert ambitioniert: Alle Firmen müssten die Auswirkungen ihrer Aktivitäten messen, bewerten und in eigenen Finanzberichten dokumentieren. Und die Regierungen müssten die Durchsetzung von verbindlichen Regeln beschleunigen.

Das Interesse der Investoren scheint hoch zu sein. Der Markt für Impact Investing verdoppelt sich jedes Jahr. Momentan erreicht er rund eine Billion Dollar. Laut Schätzungen hätten Großanleger aber Bedarf in einer ganz anderen Größenordnung: Die Nachfrage liegt laut International Finance Corporation bei 26 Billionen Dollar.

Auch deshalb kann Cohen guten Gewissens eine Revolution des Kapitalismus fordern. Der Autor findet eine Parallele im Jahr 1929. Vor dem US-Börsencrash suchte sich jedes Unternehmen seinen eigenen Wirtschaftsprüfer, seine eigenen Bewertungsmethoden, es gab keine Abschlussprüfer. Nach dem Crash wurde die US-Börsenaufsicht SEC gegründet, wurden Rechnungslegungsgrundsätze und Abschlussprüfer eingeführt – manche fürchteten deshalb das Ende des amerikanischen Kapitalismus.

Künftig werden sich Anleger fragen, wie man ohne Impact-Daten leben konnte

Aus heutiger Sicht ist es kaum vorstellbar, wie Anleger früher ohne belastbare Informationen über Unternehmen investieren konnten. Der Autor ist sicher: Irgendwann in der Zukunft werden sich Anleger fragen, wie man früher in einer Welt ohne Firmenberichte mit Impact-Daten leben konnte.

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