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Shortlist zum Wirtschaftsbuchpreis 2021 Sheera Frenkel und Cecilia Kang zeigen Facebooks Innenleben

Zwei US-Reporterinnen legen Interna aus dem mächtigen Facebook-Konzern offen. Die Einblicke sind unangenehm – manchmal auch für die Leser.
03.10.2021 - 08:26 Uhr Kommentieren
Frenkel und Kang haben nach eigenen Angaben für ihr Buch mit mehr als vierhundert Managern, Angestellten, Ex-Mitarbeitern und weiteren Menschen im Umfeld des Unternehmens gesprochen. Quelle: AP
Silhouette von Mark Zuckerberg

Frenkel und Kang haben nach eigenen Angaben für ihr Buch mit mehr als vierhundert Managern, Angestellten, Ex-Mitarbeitern und weiteren Menschen im Umfeld des Unternehmens gesprochen.

(Foto: AP)

Düsseldorf Längst verbinden viele Facebook nicht nur mit Nachrichten von alten und neuen Freunden und deren Urlaubsfotos. Sondern auch mit geklauten Daten, Fake News und Manipulationsangriffen auf politische Wahlen. Mit „Inside Facebook. Die hässliche Wahrheit“ haben Sheera Frenkel und Cecilia Kang eine der umfangreichsten Recherchen zum Konzern von Vorstandschef Mark Zuckerberg vorgelegt.

Die Rechercheergebnisse von Frenkel und Kang sind unangenehm. Für Facebook – aber sicher auch für viele ihrer Leser. Denn denen wird etwa bewusst, dass fast 17.000 Mitarbeiter des US-Konzerns im September 2015 ihre privaten Nachrichten mitlesen konnten. Zumindest wenn sie damals Nutzer der Plattform waren. Auch ihre Standortdaten standen den Facebook-Mitarbeitern jederzeit offen.

Frenkel und Kang haben nach eigenen Angaben für ihr Buch mit mehr als vierhundert Managern, Angestellten, Ex-Mitarbeitern und weiteren Menschen im Umfeld des Unternehmens gesprochen. Herausgekommen ist dabei eine Art Psychogramm: Die Autorinnen haben nicht nur viele neue Details aus dem Innern von Facebook herausgefunden. Sie analysieren auch detailliert, worauf all die unerwünschten Nebenwirkungen des sozialen Netzwerks zurückzuführen sind: Facebooks unbedingtem Drang zum Wachstum.

Fast nüchtern beschreiben sie all die Maßnahmen, die Facebook zur Vergrößerung seiner Macht ergriff – und die Strategien, mit denen sie verschleiert werden sollten. Stalkingübergriffe auf Nutzerinnen sind nur ein Beispiel: „Alles, was die Mitarbeiter davon abhielt, ihren Zugriff auf private Daten zu missbrauchen, war ihr Gewissen“, schreiben die Autorinnen.

Und das hatte einen guten Grund. Facebook hat sein Mantra „Move fast and break things“ verinnerlicht. Bei Facebook war man überzeugt, dass jede Einschränkung für die Entwickler nur schlecht für das Wachstum des Unternehmens hätte sein können. Lieber zu viel Zugriff auf persönliche Daten als zu wenig.

Sheera Frenkel, Cecilia Kang: Inside Facebook. Die hässliche Wahrheit.
S. Fischer Verlag
Frankfurt 2021
384 Seiten
24 Euro
ISBN: 978-3-10-000066-8

Viele andere Einblicke in den Zuckerberg-Konzern beziehen sich auf die politische Sphäre. Etwa das Verhältnis zu Donald Trump. So können die Autorinnen nacherzählen, wie das Management von Facebook von den russischen Manipulationsangriffen auf die Präsidentschaftswahlen 2016 erfuhr – und die Erkenntnisse aus Angst vor den Launen des neuen, unberechenbaren Präsidenten zunächst leugnete. Die Reporterinnen zitieren eine an den internen Debatten beteiligte Person mit den Worten, man habe sich „nicht in die Schusslinie bringen“ wollen.

Drei Jahre später setzte man alles daran, die Beziehungen zum US-Präsidenten zu verbessern. Auch ein Treffen zwischen Trump und Zuckerberg im September 2019 beschreiben die Autorinnen so detailliert, als seien sie dabei gewesen.

Die Begegnung fand im Weißen Haus statt und war von Facebook-Investor Peter Thiel sowie dem Manager Joel Kaplan eingefädelt worden, der Facebooks Geschäftsmodell vor politischer Einmischung schützen sollte. „Ziel der Unterredung war, Trumps Feindseligkeit gegenüber Facebook zu neutralisieren, weshalb Zuckerberg eine Art Geschenk mitbrachte“, schreiben die Autorinnen.

Zuckerberg habe dem Präsidenten mit internen Statistiken geschmeichelt, denen zufolge Donald Trump „die meisten Interaktionen aller politischen Führer“ auf Facebook vorweisen konnte. Damals hatte Trump 28 Millionen Follower. Und die Zahlen von Zuckerberg sollen seine Stimmung sichtbar aufgehellt haben.

Erst als Trumps Präsidentschaft endgültig zu Ende ging, riskierte Facebook das Verhältnis: Derzeit ist er auf der Plattform gesperrt, weil er zum Sturm auf das Kapitol aufrief, als der Wahlsieg Bidens zertifiziert werden sollte. Dabei kamen mehrere Menschen ums Leben.

Es sind nur zwei Beispiele von vielen. Von Lesegenuss können nach der 384-Seiten-Lektüre eigentlich nur Zyniker sprechen. Vor allem, weil viele Leser weiter zu den fast drei Milliarden Nutzern von Facebook, Instagram und WhatsApp gehören dürften. Und das heißt auch, dass die Autorinnen ihnen eines gar nicht erst sagen müssen: dass Facebook mit seiner Strategie trotz aller Verfehlungen bis heute einen ungeheuren Erfolg hat.

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