Marantec-Chefin Kerstin Hochmüller

Der mittelständische Spezialist für Torantriebe setzt auf Offenheit.

(Foto: Felix Niekamp – more.than.u.C. )

Marantec-CEO Mittelständlerin Kerstin Hochmüller: „Hierarchien konnte ich noch nie leiden“

Die Chefin des ostwestfälischen Mittelständlers Marantec zeigt, wie man eine Firma in wenigen Jahren umkrempelt. Ihr Ziel: „Das coolste Antriebsunternehmen der Welt zu werden.“
20.05.2021 - 10:18 Uhr 1 Kommentar

Düsseldorf Kerstin Hochmüllers Firma Marantec kennt eigentlich kaum jemand so richtig. „Wir denken ja selber, unsere Produkte sind weltberühmt“, erzählt die Geschäftsführerin in der neuen Podcast-Folge von Handelsblatt Mindshift und lacht. Dabei ist vermutlich jeder schon mit einem Produkt des Mittelständlers aus Ostwestfalen in Berührung gekommen.

Immer wenn sich ein Garagentor oder eine Parkplatzschranke automatisch öffnet, steckt wahrscheinlich ein Antriebsmotor von Marantec dahinter. Marantec, das ist die Kurzversion für Marienfelder Antriebstechnik – Marienfeld ist ein Ortsteil der Stadt Harsewinkel, wo die Firma 1989 gegründet wurde und ihren Hauptsitz hat. Das klingt abgelegen und einsam, aber dort hat auch der Landmaschinenhersteller Claas seinen Sitz, was Harsewinkel den offiziellen Namenszusatz „Mähdrescherstadt“ eingebracht hat.

Eine gute Zusammenarbeit funktioniert, wenn man sich wirklich respektvoll begegnet. Kerstin Hochmüller

Genau hier wagt Kerstin Hochmüller seit acht Jahren den Spagat zwischen westfälischer Beharrlichkeit und moderner Unternehmenskultur. Seit sie die Geschäftsführung 2015 von ihrem Mann und Firmengründer Michael Hörmann übernommen hat, krempelt sie das Traditionsunternehmen einfach mal auf links. Ihr Motto, das sie sich auch in ihr LinkedIn-Profil geschrieben hat: „Super sein ist wichtiger.“

Offenheit und Transparenz statt mittelständischer Geheimniskrämerei

Für diese freundliche Übernahme hatte die Marketingspezialistin mit Anfang 40 extra noch mal angefangen, berufsbegleitend zu studieren, nachdem sie sich in den Firmenchef verliebt und ihn geheiratet hatte. Schwerpunkt ihrer Masterarbeit: Change-Management, Nachfolge in Familienunternehmen und Rollenkonflikte, die dadurch entstehen können.

Wo früher der Chef das Familienoberhaupt des Betriebs war, gibt es heute keine Hierarchien und Geheimnisse mehr. „Ich konnte das noch nie leiden“, erzählt Hochmüller in Handelsblatt Mindshift. „Also Hierarchien in dem Sinne, dass sich jemand einfach erdreistet, über andere zu entscheiden, was sie tun sollen und wie sie es tun sollen. Das war mir schon immer total zuwider.“

Heute gilt für ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: „Jeder darf grundsätzlich alles.“ Jeder kennt die Budgets, jeder kann seine Ideen einbringen und für seinen Bereich Entscheidungen treffen. Hochmüller denkt in Netzwerken und Teams.

Transformation vom Hidden Champion zum Open Champion

Was allerdings alle nicht grundsätzlich dürfen: „Sich nicht an Regeln oder Werte halten“, sagt Hochmüller. Wichtig ist ihr vor allem ein positives Menschenbild, ein wertschätzendes Miteinander, Zuhören und Meinungen einfordern. Ansonsten gebe es kaum Grenzen. „Wenn uns jemand sagt, er möchte nicht mehr ins Büro kommen, lieber zu anderen Zeiten arbeiten, mehr oder weniger arbeiten oder etwas ganz anderes ausprobieren, dann ist das alles super okay“, sagt die Firmenchefin, die sich selbst als solche aber gar nicht bezeichnen würde. Hochmüller: „Chef ist keiner, ich bin eine von vielen, die mitmachen.“

Hochmüller will den Hidden Champion zu einem Open Champion umformen. Dazu kooperiert sie nicht nur mit Start-ups, sondern auch mit ihren eigenen Wettbewerbern, um Marantec fit für die digitale Zukunft zu machen. Oder wie sie es formuliert: „Wir wollen das coolste Antriebsunternehmen der Welt werden.“

Aber wie finden das die 540 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die bis dahin nur einen patriarchalischen Führungsstil kannten? Was heißt es für ihren Arbeitsalltag, wenn sie plötzlich alle Budgets kennen und jeder grundsätzlich alles darf? Wieso präsentiert Hochmüller einen Garagentorantrieb auf Youtube wie einen neuen Super-Sportwagen? Und wie lassen sich auch die Skeptiker und Zweiflerinnen ins Boot holen? Das erklärt uns heute Kerstin Hochmüller im Gespräch.

Außerdem wollten wir von der Kulturwandel-Expertin wissen:

  • Woher haben Sie den Mut genommen, mit 40 noch einmal etwas Neues zu wagen?
  • Welche Ängste hatten Sie bei der Kooperation mit Start-ups?
  • Was macht eine gute Zusammenarbeit von Mittelstand und Start-ups aus?
  • Wie sieht es aus beim Thema Diversity?
  • Wer ist Kerstin Hochmüller, wenn sie nicht Chefin von Marantec ist?
  • Welche Superkraft hätten Sie gern?

Mehr: Kulturwandel im Mittelstand. Wenn Mitarbeiter alle Budgets kennen – diese Unternehmerin setzt auf absolute Offenheit.

Unser Partner von Handelsblatt Mindshift

Wenn Sie nach dem Hören Lust auf noch mehr Denkanstöße haben und vielleicht auch selbst aktiv werden wollen, möchten wir Ihnen die LinkedIn-Gruppe von The Shift ans Herz legen – die Diversity-Initiative der Handelsblatt Media Group und unser Partner für diese Podcast-Folge.

Dort finden Sie nicht nur alles Wichtige über die Initiative, sondern auch Neuigkeiten, Interviews und Tipps rund um das Thema Diversity. Knüpfen Sie neue Kontakte, und tauschen Sie sich zu aktuellem Diskussionsstoff aus – wir freuen uns auf Sie.

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1 Kommentar zu "Marantec-CEO: Mittelständlerin Kerstin Hochmüller: „Hierarchien konnte ich noch nie leiden“"

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  • Und ich nicht die meisten Chefs, die mangelnde Kompetenz in der Führung haben und nicht wissen, was eigentlich im Betrieb tatsächlich passiert.

    Wenn im Zeitalter von 4.0 schon seit zwei Jahrzehnten die Digitalisierung die wichtigste Rolle spielt und 50 Prozent der Chefs keinen Dunst davon haben, spricht das nicht für sie.

    Wenn die Chefs auf Disconnection-Modus verharren und "[email protected]" klein geschrieben wird, braucht man sich als Mitarbeiter/-in nicht wundern, wenn man in Zukunft in einer Banenrepublik arbeitet.

    Wenn der Führungsstil und Führungsverhalten, sowie die Kommunikation nicht stimmen, sollte man sich doch nicht wundern, wenn 70 Prozent der Menschen nicht gerne bei ihrem Arbeitgeber arbeiten.

    Und die 63-Regelung hat es uns gezeigt, dass die Menschen in diesem Land viel liber vorzeitig in den Ruhestand gehen und sich verabschieden, als es die SPD mit ihrer damaligen Arbeitsminsterin glaubte. Sie war der Meinung, dass die Menschen liber länger und bis 67 arbeiten wollen. Wem das nicht klar war, was tatsächlich passiert, der sollte mal seine rosarote Brille absetzen. Wie bei so vielen unterbelichteten Themen in diesem Land.

    Wenn sich Politiker-innen und Führungskräfte hinstellen und sagen, dass E-Autos klimaneutral sind, ist das Unfug und Eselei par excellence.



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