Der Anlagestratege Die Hausse stört keine Krisen

Christoph Bruns ist Fondsmanager, Inhaber der Fondsgesellschaft LOYS AG und Kolumnist für Handelsblatt Online.
Fürwahr, neuen Treibstoffes bedürfen die Anleihenmärkte nicht. Seit mehr als dreißig Jahren sonnen sie sich im Glanz sinkender Zinsen. Mit den großen Notenbanken der Welt verfügen die Anleihemärkte seit Jahrzehnten über einen mächtigen Schutzpatron. Während der großen Finanzkrise wurde sogar noch der Zinssenkungsturbo eingeschaltet, sodass Anleiheinvestoren jubelnde Zeugen einer wahrhaftigen Jahrhunderthausse sind.
Als wäre dies alles nicht genug sorgen die jüngst ausgebrochenen geopolitischen Krisen für weiteren Rückenwind an den Anleihenmärkten. Es gilt das zwar falsche aber doch hinreichend tradierte Ritual, demzufolge bei neuen Krisen zusätzliches Geld in Richtung Bundesanleihen mobilisiert wird.
Die Konsequenz besteht in weiter sinkenden Zinsen für deutsche Staatsanleihen. Niemand wird sich mehr über die Entwicklung freuen als Bundesfinanzminister Schäuble, der jedwede Zinseinsparung gebrauchen kann, angesichts dessen, dass Sparen bei den anderen Haushaltsposten nicht möglich ist.
Auf dem Sozius der Zinshausse sitzen seit März 2009 die Aktienmärkte, denen freilich der Impuls inne wohnt, in gegensätzlicher - nämlich fallender - Weise auf geopolitische Krisen zu reagieren. Es ist einigermaßen erstaunlich, wie schnell die Aktienmärkte in den vergangenen Jahren Krisen ad acta gelegt haben und zur haussierenden Tagesordnung zurückgekehrt sind.
Warum das im Falle des Irak-Aufstandes jetzt anders sein soll ist nicht ganz einsichtig. Bereits die Krim-Krise und der folgende Ukraine Konflikt hatten nur ein kurzes Schütteln an den Eigenkapitalmärkten verursacht.
Eine wesentliche Rolle für die gelassene Gangart der Aktienmärkte dürfte neben der fortdauernden Nullzinspolitik in einer Welle von Unternehmens-Übernahmen und Zusammenschlüssen zu sehen sein. In den Vereinigten Staaten vergeht kaum ein Tag, an dem nicht mehrere Großtransaktionen angekündigt werden.
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