Der Anlagestratege Muss der Staat Volkswagen retten?

Christoph Bruns ist Fondsmanager, Inhaber der Fondsgesellschaft LOYS AG und Kolumnist für Handelsblatt Online.
Volkswagen hat in diesem Jahr einen „Lauf“. Zunächst wurde das staunende Publikum durch die Querschüsse des Ferdinand Piëch trefflich unterhalten, bis dieser unter dem Druck der öffentlichen Meinung beidrehen musste. Dann schwang sich VW, gemessen am Fahrzeugabsatz, zum größten Automobilhersteller der Welt auf. Und nun wird das VW-Jahr durch einen handfesten Paukenschlag garniert, dass die Wolfsburger zugeben müssen, bei mindestens elf Millionen Fahrzeugen Abgaswerte manipuliert zu haben.
War es die Besessenheit und Eitelkeit, die größten Automobilisten der Welt sein zu wollen, die im VW-Vorstand das Maß für Recht und Anstand verloren gehen ließen? Oder war es der große staatliche Einfluss in Wolfsburg, der den vollständig privaten Unternehmen gerne beweisen will, wie überlegen das korporatistische deutsche Wirtschaftsmodell sein kann. Zudem darf ja nicht vergessen werden, dass es ein eigens verabschiedetes VW-Gesetz gibt, mit dem Deutschland im Übrigen gegen den EU-Geist verstößt. Aber derartige Verstöße gegen die vielbeschworenen EU-Werte scheinen in diesen Monaten und Jahren ohnehin nicht allzu wichtig genommen zu werden, wie der Murks um Griechenland und das aktuelle Flüchtlings-Chaos eindrücklich bestätigen.
Sogleich drängt sich bei VW der Vergleich zu RWE auf, bei dem ebenfalls die öffentliche Hand maßgeblich beteiligt ist. An dieser Stelle werden zudem unheilige Erinnerungen an das deutsche staatliche Bankwesen wach, welches ebenfalls gegen den Widerstand der EU betrieben wurde. Bis zur großen Finanzkrise hatten bekanntlich einige bundesdeutsche Länder durch ihre Landesbanken versucht, am weltweiten Finanzspiel in vorderster Reihe teilzunehmen. Ausgestattet mit Staatsgarantien gebärdeten sich viele Landesbanken wie vogelwilde Hedgefonds, bis sie dann durch die US-amerikanische Subprime-Krise schmählich kollabierten.
Im Unterschied zu Hedgefonds, die stets mit Eigenkapital arbeiten und nicht systemrelevant sind, durften in diesem Fall am Ende der deutsche Steuerzahler sowie der hiesige Zinssparer die hiesige staatliche Abenteuerlust ausgleichen. Die Streckung der aufgelaufenen Verluste durch „Bad Banks“ macht die Sache zwar intransparenter, nicht aber billiger. Immerhin ist dem Steuerzahler dieses Vorgehen bereits hinreichend durch den ständig hinausgeschobenen Griechenland-Bankrott bekannt.
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Das juristische System der USA mit seinen unkalkulierbaren, häufig ruinösen Streitwerten und Streitgebühren ist teilweise Ursache für das Verschwinden vieler Industriebranchen aus den USA. Es ist eine Rechtsindustrie die mit diesem System exorbitante Gewinne zu Lasten der Gesellschaft erwirtschaftet. Die Politik traut sich offensichtlich nicht dieses System zu entschärfen.
Im Fall VW würde es sich anbieten, sofern sich eine Existenzbedrohung abzeichnet, die Barmittel an die Aktionäre auszuschütten und das Unternehmen in die Insolvenz zu schicken. Dort kann dieses mit Hilfe einer Neukapitalisierung in Eigenregie saniert werden. Der Staat, aktuell bedeutender Anteilseigner, wird für die Rekapitalisierung nicht unbedingt benötigt.
Intelligent ist es für alle Unternehmen mit erheblichen Umsätzen in den USA diesen Teil Gesellschafts- und Haftungsrechtlich vom Rest der Welt getrennt zu halten, Bsp: Philipp Morris
Wieso mussten amerikanische Banken nie für den
Schaden an deutschen Landesbanken und Privatanlegern
aufkommen. Diese wurden bösartig in die Subprime-Papiere gelockt.
Der entstandene Schaden und die Strafen würden
die Billionen Grenze übersteigen.
Haben wir VW und die anderen nicht bereits bei der Abwrackprämie einmal gerettet?.
"Aber Griechenland retten ist in Ordnung?"
Auch nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass ich unter "retten" ganz was anderes verstehe. Vor allem setzt eine "Rettungsaktion" für mich erstens voraus, dass der zu Rettende überhaupt gerettet werden will und dies zweitens auch deutlich in Form aktiver eigener Bemühungen bekundet!
Der "Erhalt von Arbeitsplätzen" wird langsam echt zum Totschlagargument für die Rechtfertigung jeder Art von staatlicher Protektion.
Die ist und bleibt in höchstem Maße marktwirtschaftsfeindlich, vor allen Dingen aber unfair und demotivierend allen gegenüber, die sich auch ohne eine solche Vorzugsbehandlung am Markt behaupten wollen und müssen!
Aber Griechenland retten ist in Ordnung? Da geht es um wesentlich höhere Summen.
"Zudem darf ja nicht vergessen werden, dass es ein eigens verabschiedetes VW-Gesetz gibt, mit dem Deutschland im Übrigen gegen den EU-Geist verstößt. Aber derartige Verstöße gegen die vielbeschworenen EU-Werte scheinen in diesen Monaten und Jahren ohnehin nicht allzu wichtig genommen zu werden, wie der Murks um Griechenland und das aktuelle Flüchtlings-Chaos eindrücklich bestätigen."
Dann kommt es auf die Rettung von Volkwagen auch nicht mehr an. Im Gegenteil: Hier geht es immerhin um den Erhalt von Arbeitsplätzen in Deutschland. Eine bessere Investition als in die derzeit planlose Asylpolitik.
"Muss der Staat Volkswagen retten?"
Soweit kommt's noch.
Volkswagen muss sich selbst retten.
Wir sind doch nicht im Kindergarten!!!