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BlackrockFinger weg von Dividendenaktien
In Zeiten niedrigster Zinsen gibt es keine Rendite ohne höheres Risiko – das Problem beschäftigt Privatanleger in gleichem Maße wie Wall-Street-Giganten. Was die Blackrock-Experten tun, um den Spagat zu schaffen.
New York Blackrock, der weltweit größte Vermögensverwalter, hat in dieser beinahe zinslosen Welt kein Patenzrezept für Anleger bereit. Rick Rieder, Chef-Stratege für den festverzinslichen Bereich bei der Fondsgesellschaft, versucht es trotzdem mit Optimismus. Er gehört zwar zu dem wachsenden Lager von Ökonomen und Investoren, die auf Dauer von niedrigem Wachstum, niedrigen Zinsen und niedriger Inflation ausgehen. Nicht die Notenbanken sind seiner Meinung nach dafür verantwortlich, sondern die Demographie.
Aber vor allem die US-Ökonomie ist seiner Meinung nach gesünder, als sie aussieht. Der technische Fortschritt sorgt dafür, dass technische Geräte immer billiger werden. Daher bekommen die Verbraucher immer bessere Ware, ohne mehr bezahlen zu müssen, und haben sogar noch Geld zum Sparen übrig. Rieder nennt das eine „effiziente Ökonomie“, die ohne Inflation auskommt und mehr und mehr von Dienstleistungen getragen wird. Kein Grund, schwarz zu malen.
So legen die Deutschen an
Deutsche Anleger bleiben ihrem Sparbuch sowie dem Tagesgeldkonto treu (77,3 Prozent) – und das obwohl zwei von drei Befragten davon ausgehen, dass das niedrige Zinsniveau in Europa noch mindestens drei bis fünf Jahre anhalten wird (65,4 Prozent). Auf dem zweiten Platz folgen Aktien bzw. Aktienfonds, in die 26,1 Prozent der Befragten investiert sind. Immobilien- oder Immobilienfondsanlagen halten 19,1 Prozent, Anleihen oder Rentenfonds 12,4 Prozent der Anleger. 9,5 Prozent der Befragten haben derzeit kein Geld in einer der genannten Anlageformen investiert.
Sicherheit bleibt unverändert das wichtigste Kriterium bei der Entscheidung über die eigene Geldanlage (61,8 Prozent). Die ständige Verfügbarkeit des Geldes ist 29,4 Prozent der Anleger am wichtigsten, eine hohe Rendite nannten lediglich 6,8 Prozent der Befragten als wichtigstes Kriterium.
Als größte Risiken für ihre Geldanlage sehen private Investoren wirtschaftliche Krisen (42,9 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgen Inflation und politischen Krisen (22,1 Prozent bzw. 15,6 Prozent). Staatsverschuldung und Deflation spielen, wie im vergangenen Jahr, eine vergleichsweise untergeordnete Rolle.
60,4 Prozent der Anleger, die ein Sparbuch oder Tagesgeldkonto haben, sind eher unzufrieden oder sogar äußerst unzufrieden mit ihrer Geldanlage. Mit ihren Erträgen bei Aktien/Aktienfonds, die gerade im aktuellen Niedrigzinsumfeld bessere Renditen versprechen, sind 69,2 Prozent sehr zufrieden oder eher zufrieden, mit Anleihen/Rentenfonds 62,7 Prozent. Am zufriedensten sind Immobilien- bzw. Immobilienfondsanleger mit ihren Erträgen: Hier geben über drei Viertel der Anleger an, sehr zufrieden oder eher zufrieden zu sein (78,4 Prozent).
Trotzdem bleibt die Frage: Wie lässt sich wenigstens noch ein bisschen Rendite erzielen, ohne zu großes Risiko einzugehen? Blackrock-Stratege Michael Frederick rät zur Vorsicht. Er hat den Aktienanteil weiter herunter gefahren als je zuvor in den vergangenen fünf Jahren. Außerdem hat er US-Aktien kurzfristig, bis Dezember, am Terminmarkt abgesichert. Das ist zurzeit relativ billig, weil die Aktien wenig schwanken – „so wenig wie zuletzt 1995“, sagt Frederick.
Seiner Meinung nach kaufen viele Anleger Aktien mit hoher Dividendenrendite und treiben die Titel dieser Papiere zu weit hoch. Wenn schon Aktien, dann sollten Investoren eher auf das Wachstum der Dividende achten. Seiner Einschätzung nach finden sich hierfür Beispiele bei ganz klassischen Unternehmen. Der hauseigene börsengehandelte Fonds I-Shares Dividend Growth enthält bekannte Namen wie Microsoft, Procter & Gamble, Johnson & Johnson, General Electric, Exxon, Wells Fargo, JP Morgan, Cisco und Coca Cola als größte Positionen. Der Dividend Growth Fund des Blackrock-Konkurrenten T.Rowe Price enthält Aktien wie Beckton, Dickinson sowie Comcast, General Electric, JP Morgan, Microsoft, Pepsico, Pfizer, Thermo Fisher, United Health und Visa.
Insgesamt fühlt sich Frederick bei Hochzins-Anleihen wohler als bei Aktien. Er rät von europäischen Papieren mit BB-Rating ab, weil die seiner Meinung nach zu wenig Rendite fürs Risiko bringen. US-Unternehmen mit BB-Rating mit Renditen um die vier Prozent findet er lohnender. „Die werden auch gerne von europäischen Anlegern gekauft“, sagt er. Vereinzelt hat er auch US-Anleihen mit nur einem B im Portfolio. Aber bis herunter in die C-Ratings geht er nicht, weil die erfahrungsgemäß, wenn es kriselt, genauso abschmieren wie Aktien.
Nach Aussage der Rating-Agentur Standard & Poor‘s steigen die Ausfallraten bei spekulativen Unternehmensanleihen, also BB und abwärts, immer noch an. Auf der anderen Seite sinken aber die Risikoaufschläge dieser Anleihen im Vergleich zu als sicher geltenden Papieren. Die Ausfallraten sind in den USA höher als in Europa, wofür vor allem der angeschlagene Energiebereich verantwortlich ist, der die gesamte Statistik nach unten zieht.
Blackrock setzt immer noch auch auf Anleihen aus Schwellenländern, obwohl dorthin in den vergangenen Monaten schon viel Geld geflossen ist. Amer Bisat, der Experte für diesen Bereich, nennt Indonesien und Kolumbien als besonders interessante Länder, daneben aber auch Argentinien und Brasilien. Er rät dazu, Papiere in den lokalen Währungen zu kaufen. Zwar erwartet er keine Wechselkursgewinne mehr, aber diese Anleihen bringen hohe Zinsen. „Es geht nicht mehr um den Devisenmarkt, das ist gelaufen“, sagt er, „sondern um die hohen Coupons“.
Über allem schwebt das Risiko, dass die Zinsen doch stärker steigen könnten als erwartet. Frederick sieht daher mit Sorge, dass die Anleger, um die erhofften Renditen zu erhalten, immer höhere Laufzeiten riskieren – und damit Kursverluste bei steigenden Zinsen. Er rät auch in dem Punkt zur Vorsicht. „In den kommenden Jahren ist einfach nicht mehr so viel zu holen wie in der Vergangenheit“, sagt er. Die alte Regel, dass es keine Rendite ohne Risiko gibt, wird für Anleger immer mehr zum Spielverderber.