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Carson Block im Interview „Es gibt Parallelen zwischen VW und Ströer“

Als Gründer und Vorsitzender des Hedgefonds Muddy Waters wettete Carson Block gegen das Werbeunternehmen Ströer. Im Handelsblatt-Interview erklärt der Investor, was ihn an Ströers Bilanzzahlen zweifeln lässt.
23.04.2016 - 16:00 Uhr
Hinter Muddy Waters steckt der Investor Carson Block, der für seine Wetten auf fallende Kurse bekannt ist. Quelle: Bloomberg
Carson Block

Hinter Muddy Waters steckt der Investor Carson Block, der für seine Wetten auf fallende Kurse bekannt ist.

(Foto: Bloomberg)

Sie schauen sich viele Unternehmen in Deutschland an. Warum haben Sie sich gerade Ströer herausgepickt?
In den letzten sechs Jahren haben wir uns in der Tat viele Unternehmen angesehen. Dabei suchen wir nach bestimmten Mustern, die zeigen, dass mit dem Unternehmen etwas fundamental nicht stimmen könnte. Das war bei Ströer der Fall. Aber wir sind nicht nur auf Deutschland fokussiert, solche Unregelmäßigkeiten finden wir auch in anderen europäischen Ländern und in China. Wir untersuchen Unternehmen weltweit.

Was ist das Besondere an der deutschen Unternehmenskultur?
Deutschland hat den Ruf, dass die Menschen und Unternehmen „streng nach Vorschrift“ handeln. Es gibt jedoch durchaus Parallelen zwischen der Abgasaffäre bei VW und dem, was wir bei Ströer entdeckt haben. Wenn das generelle Umfeld eines ist, in dem die Menschen vertrauenswürdig sind, dann können unlautere Akteure sich die Situation leicht zunutze machen, weil die Aktionäre gegenüber dem Management grundsätzlich zu gutgläubig sind.

Wann haben Sie erkannt, dass bei europäischen Unternehmen einiges schief läuft?
Wir sind 2014 auf einige europäische Unternehmen aufmerksam geworden, die ernsthafte Probleme hatten. Wir dachten, diese Themen seien offensichtlich und Investoren seien sich dieser bewusst. Deshalb sind wir dort keine Short-Positionen eingegangen. Als die Missstände jedoch durch die Presse an die Öffentlichkeit kamen und die Aktien abverkauft wurden, haben wir erkannt, dass die Investoren nicht gesehen hatten, was für uns offensichtlich gewesen ist. Daraus haben wir gelernt.

Sie kritisieren auch die Wirtschaftsprüfer. Warum sehen die nicht das, was Sie an Fehlern erkannt haben wollen?
Im Allgemeinen und ohne besonderen Bezug zu Ströer zeigt unsere Erfahrung, dass die Wirtschaftsprüfer Betrugsfälle selten erkennen. Es gibt Untersuchungen, nach denen nur vier Prozent der betrügerischen Machenschaften durch sie aufgedeckt werden. Weit mehr kommt zufällig ans Licht. Die gegenseitige Abhängigkeit von Prüfern, Aufsichtsräten und dem Vorstand verhindert eine gründliche Analyse.

Sie haben den negativen Bericht über Ströer veröffentlicht und gleichzeitig die Aktie verkauft, um sich später wieder günstig einzudecken. Ist so ein „Short Selling“ nicht ein schwerer Interessenskonflikt zum Nachteil der Aktionäre?
Es ist ein Interessenskonflikt, den wir auch ganz klar offenlegen. Ich habe allerdings noch niemanden getroffen, der Aktienresearch für wohltätige Zwecke betreibt. Wir wollen mit unseren Analysen Geld verdienen. Die Analysten der Investmentbanken haben ebenfalls Konflikte, die ganz klar ihr Research beeinflussen.

Haben Sie mit der Aufsicht gesprochen, bevor sie ihre Analyse zu Ströer publizierten?
Wir sprechen nicht über unser Verhältnis zu Aufsichtsbehörden.

Wie viele Aktien haben Sie denn verkauft?
Wenn man über 0,2 Prozent kommt, muss man das der Finanzaufsicht Bafin melden. Geht das Paket über 0,5 Prozent, dann wird das im Bundesanzeiger veröffentlicht.

Andere Hedgefonds haben seit Ihrer vernichtenden Kritik an Ströer ebenfalls Aktien verkauft. Haben Sie sich gegenseitig abgesprochen? Im Fachjargon heißt das „acting in concert“.
Nein, natürlich nicht. Das wäre eine illegale Marktmanipulation. Das würde auch sofort auffallen, schließlich werden wir von den Aufsehern sehr genau unter die Lupe genommen.

Die Ströer-Aktie hat seit Ihrem Vorstoß rund 20 Prozent verloren. Ist die Bewertung jetzt angemessen?
Es ist sehr schwierig, aktuell den fairen Wert dieses Unternehmens zu beurteilen. So lange das Unternehmen keine vollständige Transparenz zeigt, bleibt die richtige Bewertung ein Rätsel. Sicher ist nur, dass das Papier überbewertet war.

Herr Block, vielen Dank für das Gespräch.

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