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Deutsche Fondsgesellschaften Börsenboom treibt Fondsvermögen auf Rekordhoch

Die deutsche Fondsbranche hatte 2019 das beste Jahr ihrer Geschichte. Die Gesellschaften verwalteten Ende des Jahres knapp 3,4 Billionen Euro.
11.02.2020 - 12:38 Uhr Kommentieren
Sie steckten 120 Milliarden Euro frisches Geld in Fonds. Quelle: gms
Fondsanleger können sich über neue Höchststände freuen.

Sie steckten 120 Milliarden Euro frisches Geld in Fonds.

(Foto: gms)

Frankfurt Gute Börsen erfreuen auch die Fondsanleger – so wie am Dienstag, als der deutsche Leitindex Dax auf ein neues Rekordhoch von 13. 668 Punkten kletterte. Bereits im vergangenen Jahr sorgten die deutlich gestiegenen Aktienmärkte dafür, dass Fondsinvestoren so viel Kapital wie nie zuvor besaßen: Um rund ein Viertel und mehr kletternde Aktienindizes hoben das Fondsvermögen am deutschen Markt auf knapp 3,4 Billionen Euro.

Diese „neue Rekordmarke“ verkündete Tobias Pross, Präsident des deutschen Fondsverbands BVI, am Dienstag in Frankfurt. Unterm Strich steckten 2019 zudem Anleger 120 Milliarden Euro an frischem Geld in die Produkte.

Auch den Start ins neue Jahr 2020 wertete Pross angesichts politischer Spannungen und des Coronavirus als „überraschend okay“. Er ist geprägt von einer starken Nachfrage der Investoren nach alternativen Investments wie etwa Immobilien und Private Equity, also nicht an der Börse notierten Beteiligungen. Großes Interesse finden jetzt außerdem die international anlegenden Anleihefonds.

Das Thema Altersvorsorge gehört für die Fondsanbieter auch künftig zu einem ihrer Wachstumstreiber. Angesichts der anhaltend niedrigen Kapitalmarktzinsen dürften die Menschen „immer mehr verstehen, dass sie eine kapitalgedeckte Altersvorsorge benötigen“, betonte Pross. Solche Ansparpläne für die Altersvorsorge bescheren den Anbietern regelmäßige Kapitalzuflüsse. „Schon deshalb wird die Branche das Kapital in dieser Dekade wohl mehr als verdoppeln“, gab sich Pross zuversichtlich. Eine solche Verdopplung hat die Branche bereits seit 2009 gesehen.

Die Altersvorsorge verschiebt bereits die Vermögensgewichte: Vor zehn Jahren stammten nur 19 Prozent des gesamten Fondskapitals von Altersvorsorgeeinrichtungen. Die Quote ist auf inzwischen 29 Prozent gestiegen. Der Großteil dieser Gelder steckt in sogenannten Spezialfonds, die für Großinvestoren wie Versicherungen oder Pensionsfonds aufgelegt werden. Bereits heute managt die Branche gut 1,5 Billionen Euro und damit knapp die Hälfte des gesamten Kundenvermögens für Altersvorsorge, wie BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter erläuterte.

In die Spezialfonds fließt seit etwa einer Dekade das meiste neu angelegte Kapital am deutschen Markt. Im vergangenen Jahr waren es 102,7 Milliarden Euro. Netto vergleichsweise bescheidene 17,5 Milliarden Euro an frischem Geld gelangten 2019 in die auf Privatanleger ausgerichteten Publikumsfonds (siehe Grafik). Diese Produkte haben jedoch für Anbieter eine besondere Bedeutung, weil sie ihnen höhere Gebühren einbringen als jene für Großkunden.

Grafik

Im vergangenen Jahr interessierten sich die Anleger vor allem für Immobilienfonds, die auch stärker gefragt waren als in den Vorjahren. „Da wird die sichere Rendite gesucht“, erklärte Pross das Verhalten. Rund 10,7 Milliarden Euro netto investierten Anleger, 2018 waren es 6,4 Milliarden Euro. Ebenfalls gekauft wurden die in verschiedene Wertpapiere anlegenden Mischfonds, die 10,5 Milliarden Euro einsammelten. Dort hat sich der Nachfrageboom allerdings abgeschwächt.

2018 gelangte doppelt so viel neues Geld in die Fonds, 2017 sogar dreimal so viel. In Aktienfonds flossen 4,4 Milliarden Euro, davon 0,7 Milliarden Euro in die passiven börsengehandelten Produkte (ETFs). Verlierer waren die Anleihefonds, aus denen Anleger angesichts geringer Renditen im Zinstief per saldo 3,7 Milliarden Euro abzogen.

Im Vergleich der Anbieter von Wertpapier-Publikumsfonds liegt der Vermögensverwalter Flossbach von Storch vorn. Die Kölner zogen netto 6,2 Milliarden Euro an (siehe Grafik) und verwalten jetzt rund 50 Milliarden Euro. Auch das genossenschaftliche Haus Union Investment und der Verwalter vieler Fondsboutiquen, Universal Investment, verzeichneten einen Zustrom an Geld.

Zu den Verlierern zählt dagegen die Allianz-Tochter Allianz Global Investors, aus deren Publikumsfonds netto 6,3 Milliarden Euro abflossen. Bei der Deka zogen Anleger aus Wertpapier-Publikumsfonds 1,8 Milliarden Euro ab. Bei beiden Anbietern gehörten vor allem die Mischfonds zu den Verlierern. Solche Produkte haben in der turbulenten Börsenphase von Ende 2018 bis zum Herbst 2019 oft nur schwache Renditen erreicht.

In Sachen Altersvorsorge macht sich der BVI aktuell in der Berliner Bundespolitik stark für eine Reform der Riester-Rente. Der Verband hat dafür ein eigenes Modell Ende 2019 gemeinsam mit den Versicherungen und den Bausparkassen vorgestellt. Das Konzept werde vom Bundesfinanzministerium geprüft, heißt es.

Vielfach kritisiert

Nach diesem neuen Vorschlag soll es künftig einfache Riester-Versicherungen sowie Fonds-, Bauspar- oder Banksparverträge mit Förderung und einer gelockerten Kapitalgarantie geben. Die Bundesregierung hat die Finanzbranche aufgefordert, Reformideen für die als teuer, starr und vielfach rendite‧schwach kritisierte Förderrente mit Kapitalgarantie zu entwickeln. Die CDU hat Ende des Jahres auf ihrem Parteitag beschlossen zu prüfen, ob die Verbreitung der Riester-Rente mit solchen Standardprodukten erhöht werden kann.

Aktuell riestern mit gut 16 Millionen Vertragsinhabern rund 44 Prozent der Förderberechtigten. Die allermeisten haben eine geförderte Versicherung abgeschlossen. Wenn die Vertragszahl nicht innerhalb der nächsten drei Jahre um 30 Prozent steigt, soll es eine staatliche Lösung geben, heißt es vonseiten der CDU. Die Finanzbranche fürchtet die Konkurrenz eines solches Modells: „Ein Staatsfonds verzerrt den Wettbewerb“, sagte Richter. Aus Kundensicht interessant: Ein solches Produkt könnte ohne Marketing- und Vertriebskosten angeboten werden.

Als weiteren wichtigen Treiber erkennt die Fondsbranche das ebenfalls breit diskutierte Thema Nachhaltigkeit. „Inzwischen gibt es auch deutliches Interesse privater Anleger an Nachhaltigkeitsfonds“, sagte Pross. 40 Prozent der neuen Mittel für Publikumsfonds sind 2019 laut BVI in Produkte mit Nachhaltigkeitsstrategien geflossen. 2017 waren es erst fünf Prozent. Großinvestoren haben sich das Thema bereits länger auf die Fahne geschrieben, auch aus Reputationsgründen.

Mehr: Wie effizient nutzt Blackrock seinen Einfluss wirklich, um Konzerne zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen? Kritiker und Aktivisten fordern mehr Engagement.

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