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ESG-Fonds Warum es so schwer ist, auf Kohle-Investments zu verzichten

Umweltorganisationen kritisieren Blackrock wegen klimaschädlicher Anlagen. Das Hauptproblem sind dabei ETFs, die auf große Indizes setzen.
13.01.2021 - 20:06 Uhr Kommentieren
Die Branche steht in der Kritik. Quelle: dpa
Kohlekraftwerk Mehrum im Landkreis Peine

Die Branche steht in der Kritik.

(Foto: dpa)

Frankfurt Die Umweltorganisationen Urgewald in Deutschland und Reclaim Finance in Frankreich kritisieren, dass Blackrock nach wie vor in Kohleenergie investiert. Insgesamt stecken nach ihrer Berechnung 85 Milliarden Dollar des Fondsvermögens in dieser Branche.

Blackrock gilt als weltweit größter Vermögensverwalter mit einem Volumen an Kundengeldern von zuletzt 7,8 Billionen Dollar. Neue Zahlen werden noch diese Woche am Donnerstag veröffentlicht.

Der Investmentkonzern wirbt gern für sich, indem er seinen Anspruch auf Nachhaltigkeit betont. Kritiker monieren allerdings nun, dass die Kohle-Investments genau dagegen verstoßen. Mit Blick auf den Präsidenten der US-Fondsgesellschaft heißt es von Urgewald: „Ein Jahr nach Larry Finks Ankündigung, Nachhaltigkeit zum Fokus des Geschäftsmodells zu machen, droht das Versprechen des Investmentriesen nach kaum mehr als reinem Greenwashing auszusehen.“

Blackrock hält dagegen: „Wir haben dort, wo die Kundenmandate uns das erlauben, Aktien und Anleihen von Unternehmen, die mehr als 25 Prozent ihrer Einnahmen aus der thermischen Kohleproduktion generieren, vollständig abgebaut.“ Den Umweltorganisationen ist das nicht genug. Sie wollen, dass die 25-Prozent-Schwelle bis zu einem zuvor festgelegten Termin auf fünf Prozent gesenkt wird.

Aus Sicht der Kritiker handelt es sich um das größte Problem, dass es für passive Fonds keine Beschränkungen klimaschädlicher Investitionen gibt. Sie machen bei Blackrock mit 5,1 Billionen Dollar über die Hälfte der Anlagen aus und werden unter der Marke I-Shares vertrieben.

Indexfonds kann keine Beschränkungen beachten

Die Umweltorganisation weist mit ihrer Kritik allerdings nicht nur Blackrock zurecht, sondern spricht ein grundsätzliches Thema an. Weltweit sind börsengehandelte Fonds (ETFs) auf dem Vormarsch, die lediglich bestehende Indizes wie etwa den Deutschen Aktienindex (Dax) oder in den USA den S&P 500 abbilden. Diese Art des Investments wird vielfach von Anlageexperten und Verbraucherschützern empfohlen, weil sie relativ kostengünstig ist und auch für kleine Beträge eine breite Risikostreuung ermöglicht.

Per Definition soll ein Indexfonds möglichst vollständig den Index abbilden und kann daher auch keine Beschränkungen eingehen. Urgewald verlangt trotzdem eine Ausdehnung der Ausschlusskriterien auf den gesamten passiven Bereich.

Was es bereits gibt und von Blackrock und anderen Fondsgesellschaften angeboten wird, sind sogenannte ESG-Fonds, die nach speziellen Kriterien für Umwelt (E), Soziales (S) und gute Unternehmensführung (G) anlegen. Sie können auch als ETFs auf spezielle ESG-ETFs aufgesetzt werden.

Die Forderung, alle passiven Investments nach diesen Kriterien auszurichten, würde aber das bisherige Geschäftsmodell aller Anbieter von Indexfonds infrage stellen, weil dann keine gängigen Indizes mehr zur Auswahl stünden.

EZB gerät ebenfalls in den Fokus der Kritiker

Eine ähnliche Kritik hat Urgewald an der Europäischen Zentralbank (EZB) geäußert. Aktivisten der Gruppe Koala-Kollektiv, die sich auf Urgewald und Reclaim Finance bezogen, projizierten im Dezember die Forderung auf das EZB-Gebäude in Frankfurt, nicht mehr in fossile Energie zu investieren. Sie bezogen sich dabei auf Ansagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die häufig über eine Einbeziehung von Klimazielen in die Geldpolitik spricht.

Die EZB hat allerdings das Problem, dass sie bei dem Kauf von Unternehmensanleihen möglichst „marktneutral“ vorgehen sollte, was den Ausschluss bestimmter Branchen ebenfalls unmöglich macht. Damit soll verhindert werden, dass die Geldpolitiker nach eigenem Ermessen den Markt beeinflussen.

Lagarde hat jedoch angedeutet, dass es hier zu einer Lösung kommen könnte: Wenn die Europäische Union (EU) offizielle Nachhaltigkeitskriterien verabschiedet, könnte sich die EZB darauf beziehen.

Green Finance oder allgemein ESG-Investments sind ein großes Thema in der gesamten Finanzbranche. Wie der Fall Blackrock zeigt, widerspricht diese Entwicklung aber bis zu einem gewissen Grad dem ebenfalls starken Trend zu einer möglichst simplen, kostengünstigen Anlage auf Basis gängiger Indizes. Urgewald vertritt die Meinung, spezielle ESG-Fonds seien „keine Lösung“, sondern die Kriterien sollten eben flächendeckend gelten.

Blackrock und andere Vermögensverwalter beanspruchen derweil für sich, auch im Rahmen der gängigen Indexfonds Einfluss zu nehmen, indem sie mit dem Management der jeweiligen Firmen Nachhaltigkeitsthemen diskutieren. Dieses Gespräch, so lautet ein Argument, ist dann nicht mehr möglich, wenn eine Firma aussortiert wurde.

Auf der anderen Seite ist es fraglich, inwieweit maßgeblicher Druck aufgebaut werden soll, wenn die Möglichkeit des Ausstiegs nicht besteht. Hinzu kommt, dass bei passiven Fonds die Analysten fehlen, die eine Firma genau beobachten.

Mehr: Großanlegern fehlt bei Nachhaltigkeit die Orientierung

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