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Erfolgreich anlegen mit ETFs

Milliardenabflüsse bei Tochter DAM Deutsche-Bank-Krise verschreckt Fonds-Anleger

Um erfolgreich zu sein, brauchen Fondanbieter zunächst eins: gute Produkte. Das allein reicht aber nicht, wie das Beispiel der Deutsche-Bank-Tochter DAM zeigt, die Milliarden an Anlegergeldern verloren hat.
14.10.2016 - 15:15 Uhr Kommentieren
Große Fondsanbieter kommen unterschiedlich bei Kunden an. mauritius images Quelle: dpa
Blick auf die Skyline von Frankfurt

Große Fondsanbieter kommen unterschiedlich bei Kunden an.
mauritius images

(Foto: dpa)

Frankfurt Es zeichnet sich ein schwaches Jahr für für die Fondsbranche ab: Mit bisher 7,5 Milliarden Euro steckten Anleger per saldo so wenig neues Kapital in die vor allem für private Investoren aufgelegten Publikumsfonds wie zuletzt vor fünf Jahren. Das zeigen neue Zahlen des Fondsverbands BVI bis Ende August. Sie schrecken auf.

Anfang des Jahres belasteten Wachstumssorgen in China, ein absackender Ölpreis setzte den Unternehmen der Energiebranche zu. Die Börsen schmierten ab. Das konnte im Jahresverlauf nicht mehr aufgeholt werden. Bislang haben Anleger mit dem Leitindex Dax über zwei Prozent verloren. Sie machen deshalb einen Bogen um Aktienfonds und zogen bis Ende August Kapital ab. Auch Geldmarktfonds verloren im Zinstief Kapital. Zumindest Misch- und Immobilienfonds sammeln deutlich Geld ein – dort hoffen Anleger auf ein wenig Rendite in Zeiten von Negativzinsen.

Nicht nur bei den Fondskategorien, auch bei den vier großen Anbietern am deutschen Markt zeigen sich Gewinner und Verlierer. Auf die Großen entfallen knapp drei Viertel des Vermögens in Publikumsfonds von 900 Milliarden Euro. Topspieler ist das genossenschaftliche Fondshaus Union Investment, das mit seinen Produkten für Privatanleger knapp neun Milliarden Euro an neuem Kapital eingesammelt hat. Dagegen verliert die Deutsche Asset Management (DAM) knapp fünf Milliarden Euro an Anlegerkapital und leidet unter den Turbulenzen der Mutter Deutsche Bank.

Dazwischen platzieren sich die Sparkassenfondstochter Deka und die Allianz-Tochter AllianzGI mit Zuflüssen von 4,6 und zwei Milliarden Euro. Der Erfolg ist eine Frage des Vertrauens. Rüdiger Sälzle, Chef des Fondsberaters Fonds Consult, betont: „Die Performance ist die Grundlage für einen erfolgreichen Absatz, die Unterstützung des Vertriebs bringt aber Stabilität.“

Das sind die besten Investmentfonds
Platz 6: Offene Immobilienfonds
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Wer in den vergangenen 30 Jahren jeden Monat für 100 Euro Anteile an einem offenen Immobilienfonds kaufte, hat heute gut 67.000 Euro auf der hohen Kante, hat der Fondsverband BVI errechnet. Das entspricht einer jährlichen Rendite von knapp vier Prozent.

(Foto: Imago)
Platz 6: Offene Immobilienfonds
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Die meisten offenen Immobilienfonds investieren in Bürogebäude, Shoppingcenter, Hotels oder auch Logistikhallen. Seltener kaufen sie mit dem Geld ihrer Anleger auch Mietwohnhäuser. Anders als bei Aktien- oder Rentenfonds müssen Anleger ihre Immobilienfondsanteile heute mindestens zwei Jahre lang halten – und zwölf Monate im voraus ankündigen, wenn man seine Anteile wieder zu Geld machen will.

Platz 5: Euro-Rentenfonds
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Mit herkömmlichen Renten hat diese Art des Investmentfonds nichts zu tun. Seinen Namen verdankt er der Tatsache, dass ausschließlich oder überwiegend in Wertpapiere investiert wird, die feste Zinsen abwerfen. Dazu gehören etwa Staatsanleihen oder Pfandbriefe. Ihren Wertzuwachs erwirtschaften diese Fonds zum einen durch die garantierten jährlichen Zinszahlungen sowie den Handel mit den gehaltenen Wertpapieren. Aufgrund des Niedrigzinsniveaus sind aber auch die Renditen von Rentenfonds zuletzt unter Druck geraten.

Platz 5: Rentenfonds Euro
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Aus 36.000 Euro – eingezahlt in Monatsraten von 100 Euro in einen Fonds, der in festverzinsliche Wertpapiere aus der Euro-Zone investiert – wurden nach 30 Jahren 77.000 Euro. Damit liegt die Jahresrendite bei nicht ganz fünf Prozent.

Platz 4: Rentenfonds international
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Rentenfonds, die auch in Anleihen oder Wertpapiere mit festen Zinssätzen außerhalb des europäischen Währungsraums investieren, rentierten in den vergangenen 30 Jahren ein klein wenig besser als ihre Schwesterprodukte aus der Euro-Zone. Aus 360 Monatssparraten à 100 Euro wurden 78.000 Euro.

(Foto: Imago)
Platz 3: Euro-Mischfonds
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Wie ihr Name schon sagt: Mischfonds mixen Investments in verschiedene Anlageklassen. In der Fachsprache heißen sie deshalb auch Multi-Asset-Fonds. Zumeist wird der Löwenanteil der Kundengelder in Aktien und Anleihen investiert. Aber es können auch alle anderen Formen der Geldanlage beigemischt werden: Gold und Öl, Immobilien und Devisen. Durch die Mischung soll das Anlagerisiko breit gestreut und damit reduziert werden.

(Foto: Imago)
Platz 3: Euro-Mischfonds
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Multi-Asset-Fonds, die ausschließlich in Titel aus dem Euro-Raum investieren, brachten Sparern, die 100 Euro monatlich einzahlten, in den vergangenen 30 Jahren fünf Prozent Rendite jährlich. Aus 36.000 Euro wurden so mehr als 82.000 Euro.

(Foto: Imago)

Offenbar passt das besser bei Union als bei DAM zusammen. Beispiel Fondsperformance: Nach einer Untersuchung des Ratinghauses Feri Eurorating von jeweils mehr als 100 Fonds bei den vier Großen besitzt Union mit 51 Prozent die meisten Produkte mit überdurchschnittlichem Rating und damit einer relativ guten längerfristigen risikogewichteten Rendite. Die Sparkassentochter Deka kommt auf 46 Prozent überdurchschnittliche Fonds, die Allianz GI auf 44 Prozent und die DAM nur auf rund ein Drittel.

Damit gehören die ersten drei laut Feri Eurorating zu den besseren großen Anbietern am Markt, die Tochter der Deutschen Bank, DAM, nur zum Durchschnitt. Die Union punkte mit Mischfonds mit Risikomanagement bei den vielfach risikoscheuen Kunden der Volksbank, betont Andreas Köchling, Analyst beim Fondsratinghaus Feri Eurorating. Auch die Deka treffe mit solchen Produkten den Nerv der Sparkassenkunden und habe in der Performance aufgeholt. Allianz Global Investors besitzt ebenfalls gute gemischte und Anleihe-Produkte. DAM ragt mit europäischen Aktienfonds und Immobilienfonds heraus.

Neben der Ertragsentwicklung zählt auch der Vertrieb. Hier macht der genossenschaftlichen Union keiner etwas vor. Die Union unternehme enorme Anstrengungen, eng mit dem Vertrieb der Volksbanken zusammenzuarbeiten, sagt Berater Sälze. Auch vertreibt die Union ihre Fonds nur über die Volksbanken. Das bestätigt Björn Jesch, Leiter Portfoliomanagement Union Investment: 50 Leute aus dem Portfoliomanagement verbrächten 1900 Tage im Vertriebsapparat der Mitglieder des genossenschaftlichen Verbunds. Ein erfolgreicher Vertrieb könne auch einmal in Zeiten ohne Top-Performance helfen, meint Jesch. Im vergangenen Jahr seien 80 Prozent der Union-Fonds überdurchschnittlich gewesen, in diesem Jahr bisher 60 Prozent. Im Rekordjahr 2015 sammelte Union über elf Milliarden Euro neues Anlegerkapital ein, dieses Jahr sind es bisher knapp neun Milliarden.

„Gesamtwetterlage“ schadet DAM

Andere große Anbieter können da nicht mithalten. Die Deka, mit einem ähnlich breiten Vertrieb über die Sparkassenfilialen, habe nicht die enge Anbindung an den Vertrieb wie das Fondshaus der Genossen, sagt Berater Sälzle. Viele Sparkassen schauten sich selbst aktiv im Markt um. Die Allianz-Tochter AllianzGI gehe dagegen über andere Vertriebskanäle wie die Commerzbank, Makler und freie Berater, Vermögensverwalter, Dachfonds.

Das große Problem im Geschäft der DAM sind Diskussionen über das Überleben des Mutterhauses Deutsche Bank und der mögliche Verkauf der Fondstocher – trotz gegensätzlicher Beteuerungen von Konzernchef John Cryan. „Der Punkt ist die Gesamtwetterlage im Konzern“, sagt Berater Sälzle. Immer wieder werde umstrukturiert, die Gesamtstruktur infrage gestellt. „Die DAM ist mal wieder im Umbruch“, meint auch Christian Michel, Leiter Fonds bei Feri Eurorating. Zudem dreht sich auch bei DAM das Personalkarussell. Gerade tritt mit Nicolas Moreau der dritte Chef binnen eines Jahres an. Michele Faissola war vor einem Jahr gegangen, nachdem Cryan gekommen war. Sein Nachfolger Quintin Price schied nach wenigen Monaten wegen Krankheit aus. In den vergangenen Wochen kündigten diverse teils hochrangige Manager ihren Abgang bei DAM an, darunter der globale Aktienchef Henning Gebhardt, der Privatkundenchef Deutschland Steffen Leipold, die Europa-Vertriebschefin Barbara Rupf Bee und zuletzt der bekannte Wandelanleihenfondsmanager Marc-Alexander Knieß.

Die größten Beteiligungen des Fondsgiganten
Platz 8 im Dax
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Bei Adidas sorgte jüngst die Ankündigung von Kasper Rorsted als neuem CEO für Kurssprünge. Großaktionär Blackrock dürfte es gefreut haben.

Blackrocks Anteil: 6,19 Prozent

(Foto: AFP)
Platz 7 im Dax
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Immer wieder verweist der US-Fondsriese, Vermögen im Auftrag seiner Kunden zu verwalten. Ziemlich sicher wähnt Blackrock sein Geld offenbar beim Münchner Versicherer Allianz. Entsprechend viele Aktien hält der US-Konzern.

Blackrocks Anteil: 6,28 Prozent

(Foto: dpa)
Platz 6 im Dax
3 von 15

Nach Umsatz und Marktkapitalisierung gilt BASF als einer der weltgrößten Chemiekonzerne. 2015 litt jedoch das Geschäft der Ludwigshafener unter dem gefallenen Ölpreis, die Aktie fiel. Blackrock dürfte es nicht gefreut haben.

Blackrocks Beteiligung: 6,31 Prozent

(Foto: dpa)
Platz 5 im Dax
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Der Energiekonzern Eon befindet sich in einer Umbruchphase. Das Geschäft mit den erneuerbaren Energien soll künftig in die neue Gesellschaft Uniper ausgegliedert werden. Wird Blackrock darauf reagieren?

Blackrocks Beteiligung: 6,59 Prozent

(Foto: dpa)
Platz 4 im Dax
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Dass Blackrock nicht immer nur schweigend die Interessen seiner vermögenden Kunden verwaltet, durfte die Deutsche Bank schon spüren. Als der ehemalige Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann 2012 ohne Abkühlphase an die Spitze des Aufsichtsrates wechseln wollte, protestierte der US-Fondsriese. Konsequenz: Ackermann durfte seinen Positionswechsel nicht wie gewünscht vollziehen.

Blackrocks Beteiligung: 6,63 Prozent

(Foto: AFP)
Platz 3 im Dax
6 von 15

Nicht nur an Erstversicherern wie der Allianz hat sich der US-Konzern beteiligt. Im Dax scheint ihm der Rückversicherer Munich Re sogar noch mehr zu gefallen, wenn man Interesse in der Größe des Anteilspaketes bemisst.

Blackrocks Beteiligung: 6,64 Prozent

(Foto: dpa)
Platz 2 im Dax
7 von 15

Ab Januar 2016 greift bei Bayer eine neue Unternehmensstruktur. Die Holdingstruktur mit Teilkonzernen wird abgeschafft. Stattdessen wollen die Leverkusener wieder ein integriertes Unternehmen sein. Das soll, na klar, dem Wachstum des Unternehmens helfen.

Blackrocks Beteiligung: 7,06 Prozent

(Foto: dpa)

Viele Mitarbeiter hätten das Gefühl, ihre Leistung werde nicht mehr gewürdigt, meint Sälzle. In solch einem Umfeld sei es schwierig, enthusiastisch Produkte an Kunden zu verkaufen. 2015 noch vertrauten Anleger der DAM knapp 19 Milliarden Euro neues Geld in Publikumsfonds an. Doch in diesem Jahr führt die schwerste Krise in der Geschichte des größten deutschen Bankkonzerns zu Milliardenabflüssen. Bei der DAM sieht man den Kapitalabfluss als „marktbedingte Entwicklung aufgrund der hauseigenen Portfoliostruktur“: Anleger hätten sich stark aus Geldmarktfonds und Aktien- ETFs zurückgezogen. Die BVI-Statistik zeigt allerdings über das Jahr hinweg nicht nur hier Abflüsse, sondern aus verschiedensten Fonds der DAM.

Unternehmensberater haben für die Fondsanbieter eine Lösung parat, unabhängig von hausgemachten Schwierigkeiten. Sie fordern, sowohl den traditionellen Vertrieb als auch digitale Kanäle im Vertrieb stärker zu unterstützen. Künftig dürfte der Fondsabsatz insgesamt nicht mehr so dynamisch sein wie etwa im Rekordjahr 2015, erwartet Philipp Koch, Berater bei McKinsey. Privatanleger würden künftig stärker auf die Kosten achten, da es durch neue EU-Regeln hier mehr Transparenz geben wird. Gleichzeitig setzen sich Indexfonds- ETFs immer stärker als eine preiswertere Alternative zu aktiv gemanagten Fonds durch. Um das herkömmliche Fondsgeschäft mit attraktiven Margen halten zu können, müssten Fondsanbieter verstehen, worüber der Kunde spricht und nicht umgekehrt, mahnt Koch. Beinahe die Hälfte der Privatanleger sind mit der Anlageberatung nicht zufrieden. Da gibt es noch viel zu tun. Privatanleger müssen sich ihren kritischen Blick für Fondsprodukte erhalten.

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