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Fonds unter der Lupe Wie ein Fonds mit wenig Aktien 20 Prozent Gewinn einfährt

Der Manager des Aktienfonds „Concentrated Global Equity Portfolio“ vertraut auf Wachstumsfirmen wie Nestlé. Seine Devise: Auf eine kleine Zahl von Unternehmen konzentrieren.
26.11.2019 - 04:00 Uhr 2 Kommentare
Kaffee ist laut Phelps eines der Standbeine von Nestlé. Quelle: Imago
Nespresso-Werbung mit George Clooney

Kaffee ist laut Phelps eines der Standbeine von Nestlé.

(Foto: Imago)

Frankfurt Vom Soldaten zum Fondsmanager, das ist keine gewöhnliche Biografie. Aber genau so liest sich der Lebenslauf von Mark Phelps. Der Brite hat vor langer Zeit die Uniform gegen das typische Finanzbranchen-Outfit getauscht, einen dunklen Anzug. Seit einigen Jahren steuert er das „Concentrated Global Equity Portfolio“ mit internationalen Aktien für seinen Arbeitgeber, den Vermögensverwalter Alliance Bernstein.

Einen gewissen Mut hat er aus dem früheren Leben in seinen jetzigen Job hinübergerettet: Der 59-Jährige konzentriert sich auf wenige Wetten. „Wir haben im Fonds immer ziemlich genau 30 Aktien“, sagt er. Viele Konkurrenten kommen dagegen auf eine dreistellige Zahl. Von solchen aufgeblähten Fonds hält der Alliance-Bernstein-Mann wenig.

Wissenschaftlich sei nachgewiesen, dass man mit viel mehr Einzeltiteln das Gesamtrisiko kaum weiter senken könne. Michael Bohn vom Greiff Research Institut beim Geldverwalter Greiff Capital Management urteilt über die Strategie so: „Der Mann traut sich was, und bisher hat es sich ausgezahlt.“

Phelps ist mit seiner Titelauswahl durchaus erfolgreich. Über ein Jahr spielte er für die Anleger 20 Prozent Gewinn ein. Damit hat er die meisten Wettbewerber hinter sich gelassen. Der durchschnittliche Konkurrenzfonds schaffte nur elf Prozent. Der Vorsprung gilt auch für längere Zeiträume.

Phelps lieferte auch mehr Ertrag als der Weltaktienindex. Das gilt als noch schwieriger, weil bei den Performancedaten die internen Fondskosten bereits abgezogen sind: 1,7 Prozent jährlich verlangt Alliance Bernstein als Entgelt für die Leistung des Managements. Anders gesagt: Der Fonds muss jedes Jahr erst einmal 1,7 Prozent Gewinn machen, damit der Anleger zumindest ohne Verlust dasteht.

Trotz der guten Ergebnisse ist der Manager nicht ganz zufrieden, vor allem nicht mit dem Resultat im schlechten Aktienjahr 2018. „Wir waren zwar deutlich besser als die Börse insgesamt, hatten aber trotzdem einen minimalen Verlust“, erklärt er. Das Problem: Investoren würden sich für einen Vergleich mit dem Markt gerade in Verlustphasen kaum interessieren. Besser als ein Vergleichsindex abzuschneiden, das sei für sie kein überzeugendes Argument. In Krisenjahren zähle nur der absolute Ertrag.

Der Manager sucht nach stark wachsenden Firmen. „Wir müssen mit weltweit moderaten Konjunkturen leben, mit weiter tiefen Zinsen“, konstatiert der Stratege. In so einem Umfeld hält er nach Unternehmen Ausschau, die davon unbeirrt prosperieren könnten.

Ein gutes Beispiel ist für ihn Nestlé. Der Nahrungsmittelhersteller stehe auf verschiedenen Standbeinen. Kaffee sei eines davon. „Jeder kennt die Nespresso-Werbung mit George Clooney“, erinnert Phelps, der damit die Markenstärke des Konzerns beschreiben will. Ein hoher Cashbestand demonstriere ebenfalls die gute Lage des Konzerns. „Da wäre auch eine höhere Bewertung an der Börse angemessen; genau solche Firmen suchen die Investoren“, meint Phelps.

„Geldanlage hat mit gesundem Menschenverstand zu tun“

Der Fonds ist stark auf die Sektoren Informationstechnologie, Konsumgüter und Gesundheit konzentriert. Neben Nestlé zählen Microsoft und Mastercard zu den größten Positionen. „Die drei Aktien werden auch in den kommenden Jahren gute Kursgewinne liefern“, ist Phelps überzeugt.

Seine eigenen Fähigkeiten spielt er eher herunter. „Es geht bei der Unternehmensauswahl vor allem um die Gewinne der Konzerne“, erklärt er. So gesehen sei das Geschäft nicht so schwer: „Geldanlage hat vor allem mit gesundem Menschenverstand zu tun, sie ist keine Geheimwissenschaft.“

Von seinem Ansatz ist er zwar überzeugt. Doch natürlich gebe es Risiken. „Wir suchen nach Geschäftsmodellen mit verlässlichem Gewinnwachstum von zehn Prozent jährlich, aber das ist natürlich nie garantiert“, sagt er. Außerdem bezahle man immer einen bestimmten Preis beim Aktienkauf. Deshalb müsse er sich als Fondsmanager immer fragen, ob dieser Preis nicht vielleicht zu hoch sei.

An diesem Punkt setzen auch Experten wie Bohn vom Greiff Research Institut an. „Wenn die Zinsen tatsächlich tief bleiben, gibt es gute Gründe für höhere Aktienbewertungen solcher Geschäftsmodelle“, sagt er. Bisher habe Phelps mit seiner Ausrichtung auf US-Wachstumswerte Rückenwind gehabt. Die Wall Street sei gut gelaufen, getrieben von Technologiewerten. „Der Ansatz ist natürlich anfällig, wenn das einmal drehen sollte“, glaubt Bohn. 

Ähnlich sieht das Ali Masarwah, Analyst bei der Fondsratingagentur Morningstar. Er spricht von einem „sehr aggressiven Fonds“, der mit seiner Ausrichtung in den vergangenen Jahren die wichtigen Trends gut gespielt habe. „Bei den Wachstumswerten ging es stetig bergauf“, sagt er. So warte der Manager auf eine echte Bewährungsprobe: „In einer Baisse konnte er sich noch nicht beweisen, und das wäre nötig, um die Qualität des Fonds wirklich beurteilen zu können.“

Der Alliance-Bernstein-Mann definiert für sich den Begriff Offensive auch über den Mut zur Lücke. Von manchen Dingen lässt er lieber die Finger. So hält der Fonds keine Aktien von Banken aus den Industrieländern. Phelps vermisst bei ihnen das Wachstum.

Die europäischen Institute sieht er von negativen Zinsen und schlechten Krediten belastet, die US-Institute gefallen ihm unter anderem wegen der schlechten Vergütungsstrukturen nicht. Aus der Länderperspektive fällt der Verzicht auf deutsche Aktien auf. Den Mittelstand hält er für interessant, doch deren Vertreter seien wegen des geringen Börsenwerts zu klein für den Fonds.

Das Wort Mittelstand kommt ihm gut über die Lippen. Seine Militärzeit hat er bis Mitte der Achtzigerjahre in Berlin verbracht. „Ich bin ein kalter Krieger gewesen“, erinnert er sich heute. Anschließend wurde die Zeit friedvoller. Für ihn war sie nach dem Wechsel ins Geldmanagement schon dank der dann besseren Börsen auch ertragreicher.

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2 Kommentare zu "Fonds unter der Lupe: Wie ein Fonds mit wenig Aktien 20 Prozent Gewinn einfährt"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Wenn man den Fonds über 5 Jahre gegen den S&P 500 laufen lässt, dann sieht das ziemlich deckungsgleich aus. D.h. dann aber, dass bei einer Verwaltungsgebühr von 1,70% es weiterhin sinnvoller ist, den S&P500 als ETF mit 0,05% per annum zu kaufen.

    Fazit: Auch in diesem Fall ist die Verwaltungsgebühr zu hoch für die nicht vorhandene Überperformance. 30 Jahre Zinseszins summieren sich da zu erheblichen Summen. Setzen Sie passiv auf einen Index, vorzugsweise MSCI World oder S&P 500. Günstiger und besser.

  • Wenn ich so diese Schlagzeilen und Texte lese, dann wird immer irgend ein Fondmanager oder Analyst oder Charttechniker befragt und nacheinander deren Meinung zitiert.
    Ist das Journalismus für den Verbraucher?
    Ist das sachgerechte Recherche mit Informationswert?
    Wird je ein Titel eigens "durchleuchtet", mit KGV und KBV dargestellt. Oder gar das Eigenkapital mit dem Goodwill aufgezeigt?
    Möglicherweise sogar die sich im Eigentum befindlichen zurückgekauften Aktien beleuchet?
    Weshalb nicht?

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