Investmentfonds 21 Prozent Gewinn mit Fokus auf die Wall Street: Das sind die besten Fondsstrategien für Anleger

Die großen Tech-Konzerne wie etwa Microsoft und Alphabet machen auch durch eine starke Wertentwicklung an der Börse auf sich aufmerksam. Der US-Aktienmarkt bleibt für Fondsmanager der attraktivste weltweit.
Frankfurt Aktien schlagen Anleihen, und das mit großem Vorsprung. Auf diese einfache Formel lässt sich die Fondsbilanz der ersten drei Quartale des Jahres bringen.
André Härtel von Scope Analysis errechnete für das Handelsblatt die durchschnittlichen Wertgewinne von Fonds in 36 wichtigen Anlagegruppen: Aktienprodukte erzielen meist zweistellige prozentuale Erträge, während Anleihestrategien nur wenige Prozent schaffen oder sogar Verluste verbuchen.
An der Spitze stehen die Nischenfonds für Mittel- und Osteuropa mit 26 Prozent Ertrag, gefolgt von US-Aktienprodukten für Standardwerte mit 21 Prozent plus. Die Wall-Street-Strategien schaffen allerdings auch langfristig herausragende Renditen, etwa Fonds von Feri Trust, Polen Capital oder Ninety One.
In den ersten neun Monaten des Jahres bringen zwei Anlagethemen die höchsten Aktiengewinne. Zum einen die Ausrichtung auf die Sektoren Rohstoffe und Energie. Die dort stark gestiegenen Preise haben die Gewinne der Produzenten beflügelt. Davon profitieren zum Beispiel die Osteuropaprodukte mit hohen Anteilen an russischen Energieaktien.
Ein anderes Gewinnerthema ist die regionale Konzentration auf den weltgrößten Finanzmarkt. „Die Wall Street ist einfach der Platz, wo man als Anleger sein muss“, sagt Scope-Analyst Härtel zu den Ergebnissen. Er denkt bei diesem Urteil an mehr als nur die kurzfristigen Gewinne.
US-Aktien und entsprechende Strategien liefern bereits seit Jahrzehnten höhere Erträge. In der Fondsbilanz kommt das auch in den zusätzlich ausgewiesenen Wertentwicklungen der vergangenen fünf Jahre zum Ausdruck. In diesem langfristigen Rückblick erreichen die US-Aktienfonds im Schnitt 14 Prozent Gewinn jährlich, das wird nur getoppt von den Sektorenprodukten für Technologiewerte mit knapp 22 Prozent.
„Die erfolgreichsten Tech-Unternehmen sitzen in Amerika“, erinnert Härtel. Das ist auch ein wichtiger Grund für die starken Erträge der US-Fonds. Treiber der Wertentwicklungen sind die großen Tech-Aktien wie Alphabet, Microsoft, ebenso die von Digitalkonzernen wie Amazon, Apple, Facebook. Ihre Kurse haben sich in den vergangenen fünf Jahren teilweise verfünffacht. Allein diese fünf großen Tech-Werte machen dank ihres inzwischen sehr hohen Börsenwertes ein Fünftel des 500 Titel umfassenden Marktindex S&P 500 aus.
Aktien aus Europa und China können kaum mithalten
Kurz- und langfristig schneiden die konkurrierenden Regionen Europa und Asien, hier gerade auch China, schlechter ab. In der Fondsbilanz des laufenden Jahres erreichen die europäischen Produkte nur rund 15 Prozent Ertrag, die chinesischen verbuchen wegen der Immobilienkrise und der Eingriffe der Pekinger Regierung bei den heimischen Technologiekonzernen sogar einen Verlust von sechs Prozent. Auch im langfristigen Vergleich sind die beiden Regionen dem US-Aktienmarkt klar unterlegen.
Aus der regionalen Brille drängt sich eine wichtige Frage auf: Bleibt es bei dieser Rangordnung, wird insbesondere die Wall Street für Anleger auch künftig attraktiver sein? Viele Experten sehen den Trend als intakt an. „Für Europa spricht weniger“, meint Härtel. Mit dem Blick auf Asien sagt er: „Eher wäre China der langfristige Konkurrent, wenn sich die staatlichen Eingriffe langfristig nicht als schädlich erweisen sollten.“
Erfolgreiche Manager von US-Aktienfonds erwarten ganz ähnlich einen anhaltenden Vorsprung der Wall Street. „Ja, der US-Markt könnte vorne bleiben“, glaubt etwa Doug Rao von Janus Henderson Investors. Bei den Stichworten Technologie und Innovation sei die USA die Nummer eins. „Hier sind die großen Plattformkonzerne entstanden, und die USA dominieren beispielsweise im Softwarebereich“, meint der Stratege in Denver. Technologiewerte würden bereits heute die Hälfte der Aktien im Marktindex S&P 500 ausmachen. Das eigentliche Thema sei die Online-Welt: „Die digitale Ökonomie frisst die klassische Ökonomie.“
Wie Rao sucht auch Paul Vincent nach den attraktivsten Unternehmen. „Die höchste Qualität finden wir in den USA“, sagt der Manager des Verwalters Ninety One. Deshalb habe auch der global anlegende Aktienfonds seines Hauses zwei Drittel seines Kapitals dort investiert. Europa könne nicht mithalten: „Dort haben Unternehmen aus den Bereichen Finanzen und Industrie viel höheres Gewicht, die Märkte sind deshalb konjunktursensibler.“
Das wirtschaftliche Wachstum in den USA werde außerdem stärker sein als das in Europa. Auch gegenüber der anderen Großregion ist der Experte in London zurückhaltend: „Asien ist sowohl wirtschaftlich als auch politisch weniger stabil als die USA.“
Die Top-Strategien im Überblick
Das Handelsblatt stellt aus insgesamt 425 US-Aktienfonds für Standardwerte mit einem gesammelten Kapital von 470 Milliarden Euro einige der sehr wenigen vor, die kurz- und langfristig höhere Erträge erzielt haben als der US-Aktienindex MSCI. Angegeben sind nach dem Fondsnamen in Klammern der Ertrag in den ersten drei Quartalen dieses Jahres und der durchschnittliche Jahresertrag der vergangenen fünf Jahre:
Equity Flex P (26,1 und 18,5 Prozent)
„Wir arbeiten prognosefrei, haben keine Meinung zum Markt“, sagt Daniel Lucke und enttäuscht damit erst einmal alle jene, die sich von Aktienexperten eine klare Prognose erhoffen. Doch der Mann vom Frankfurter Vermögensverwalter Feri Trust pocht auf wissenschaftliche Erkenntnisse für so gut analysierte Märkte wie die Wall Street. „Überspitzt gesagt: Alle wissen alles, im Preis sind deshalb alle Informationen enthalten; vorzugeben zu wissen, wo der Index morgen ist, ist eine große Illusion“, sagt der Manager des „Equity Flex P“.
Deshalb halten er und sein Team praktisch das gesamte Fondsgeld in einem S&P-500-Aktiendepot, was im ersten Moment nach einem Indexfonds klingt. Doch auf eine Mehrrendite gegenüber dieser Messlatte will Lucke nicht verzichten. Deshalb setzt er einen sehr kleinen Teil des Gesamtkapitals für den Verkauf von Optionen auf den Index ein.
Das lieferte bisher attraktive Zusatzerträge durch die dafür vereinnahmten Prämien. „Wir zielen auf eine jährliche Mehrrendite von bis zu zwei Prozentpunkten gegenüber dem Index, seit Fondsauflage sind wir eher bei drei Punkten“, sagt Lucke.
Polen Capital Focus U.S. Growth (24,7 und 22,7 Prozent)
Damon Ficklin arbeitet fern der Hektik der Wall Street in New York. Am Firmensitz des Asset-Managers Polen Capital in Boca Raton, Florida, sucht er mit seinem kleinen Team wachstumsstarke Firmen. „Wir haben immer nur 20 bis 30 Aktien im Fonds, das macht den Unterschied zu vielen Konkurrenten“, sagt der Experte.
Er halte die Positionen im Schnitt fünf Jahre. Über die Hälfte der Gelder steckten in Firmen aus den Bereichen Technologie und Kommunikation. Top-Holdings sind Alphabet, Facebook, Adobe, Amazon und Visa. Solche Aktien seien zwar teurer geworden, räumt Ficklin.
Er vertraue allerdings auf ein anhaltend hohes Wachstum der Unternehmensgewinne und nennt Adobe als Beispiel: Der Stratege erwartet jährliche Gewinnsteigerungen von 20 Prozent, sodass sich in fünf Jahren der Kurs mehr als verdoppeln könnte – bei gleicher Bewertung wie heute. Deshalb vertraut er auf den eigenen Anlageansatz: „Wir denken, wir können auch in Zukunft zweistellige Erträge liefern.“
Ninety One GSF American Franchise (22,7 und 18,8 Prozent)
Auch Paul Vincent kommt mit sehr wenigen Aktien aus. Rund 30 Werte hält der Manager im Fonds der ursprünglich südafrikanischen Anlagegesellschaft Ninety One. „Die Vorteile der Risikostreuung sinken schon bei mehr als 20 Werten im Depot“, begründet der Stratege die Konzentration. Er halte die Aktien im Schnitt fünf bis zehn Jahre.
Vincent sucht die qualitativ stärksten Unternehmen mit hohen Wettbewerbsvorteilen und geringer Abhängigkeit von Wirtschaftszyklen. Zu den größten Einzelpositionen zählen Microsoft, Alphabet, Visa und der Software-Spezialist Autodesk.
Für Aktien von Unternehmen wie Amazon oder Microsoft spreche ein ganz einfaches Argument: „Außergewöhnliche Geschäftsmodelle, damit außergewöhnliches Wachstum von Einnahmen und Gewinnen, damit außergewöhnliche Kursentwicklung.“ Mehr als drei Viertel des Geldes stecken in den Bereichen Technologie, Gesundheit und Finanzen.
Janus Henderson US Forty (22,4 und 21,4 Prozent)
Doug Rao sucht den Erfolg ebenfalls in einem konzentrierten Ansatz. In der Regel sei der „Janus Henderson US Forty“ in maximal 40 Titeln investiert, sagt der Co-Manager des Fonds vom US-Vermögensverwalter Janus Henderson Investors.
Ihm gefallen Unternehmen mit besonderen Eigenschaften. „Wenn sie zum Beispiel einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil haben wie der Sportschuhhersteller Nike durch seinen Markennamen“, sagt der Manager.
Wachsende Marktanteile ziehen ihn ebenfalls an. Da fällt ihm Snapchat als wichtigste Kommunikations-Plattform für Jugendliche ein. Außerdem mag er Managementteams, die tatsächlich langfristige Gewinne planen und nicht auf nur kurzfristige Erfolge aus sind. „Aus dem Grund sind wir in Amazon und seit einiger Zeit auch in Disney investiert“, sagt Rao. Mehr als die Hälfte der Fondsgelder steckt in den Sektoren Technologie und Kommunikation.
DPAM Equities L US SRI MSCI Index (22,2 und 17,5 Prozent)
Es ist der einzige Indexfonds unter den US-Strategien mit überdurchschnittlichen Ergebnissen. Angeboten vom belgischen Haus Degroof Petercam Asset Management, liefert der Index MSCI USA den Ausgangspunkt. Auf Basis der enthaltenen mehr als 600 Werte sucht der Indexanbieter etwas über 100 Firmen mit den nach eigener Bewertung besten Nachhaltigkeitsnoten aus. Diese Messlatte bildet das genannte Produkt ab.
Während bei aktiv gesteuerten Fonds aus Risikogründen nur maximal ein Zehntel des Geldes in eine Aktie investiert werden kann, gibt es eine solche Einschränkung bei Indexprodukten nicht. Die Folge: Im genannten Fonds hat Microsoft einen Anteil von mehr als 21 Prozent.
Mehr: Mit der boomenden Wall Street ist der US-Anteil am populären Weltaktienindex von MSCI gestiegen.
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