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Neue Konzepte Wie ETF-Anbieter um Anleihe-Anleger buhlen

Die niedrigen Zinsen machen Anlegern, die sichere Erträge brauchen, zu schaffen. Anbieter von Indexfonds haben das erkannt – und bieten neben Aktien- inzwischen auch Anleiheinvestments. Was die Vor- und Nachteile sind.
26.07.2016 - 13:44 Uhr Kommentieren
Eine solide Rendite bei überschaubarem Risiko zu erwirtschaften wird immer schwieriger. Quelle: dpa
Frankfurter Börse

Eine solide Rendite bei überschaubarem Risiko zu erwirtschaften wird immer schwieriger.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Anleihe-Investoren stehen vor einem Dilemma: Setzen sie auf halbwegs solide Schuldner, bekommen sie nicht mehr viel für ihr Geld. Je mehr Tempo die Europäische Zentralbank (EZB) bei den Käufen von Anleihen macht, desto deutlicher sinken die Renditen. Die große Nachfrage der EZB hat zum Beispiel dazu beigetragen, dass die Renditen für Euro-Unternehmensanleihen, die die Notenbank seit kurzem kauft, im Schnitt auf unter 0,6 Prozent gefallen sind. Die Renditen errechnen sich aus den Zinskupons und den Kursgewinnen. Staatsanleihen sind schon länger und tiefer im Sog der Minuszinsen, denn hier kaufen die Notenbanker bereits seit März 2015. „Weltweit ist ein Großteil der Staatsanleihen negativ verzinst, und auch die Renditen von Unternehmensanleihen sinken immer weiter“, sagt Eric Wiegand, ETF-Stratege EMEA bei der Deutschen Asset Management. „Und das ist ein Problem für Anleger.“ 

Gerade institutionelle Investoren wie Lebensversicherer oder Pensionskassen brauchen die Erträge aus halbwegs sicheren Bonds. „Die Suche nach Rendite wird uns in den nächsten Monaten und wahrscheinlich auch Jahren weiter begleiten“, so Wiegand. Nur wer stärker ins Risiko geht, erzielt noch auskömmliche Renditen. Anleger suchen deshalb nach Auswegen aus diesem Dilemma.

Die Emittenten von börsennotierten Indexfonds (ETFs) haben den Trend erkannt und bieten neue Lösungen an. „Die Suche nach attraktiven Erträgen ist sicherlich anspruchsvoller geworden, aber Anleger werden nach wie vor fündig“, sagt Peter Scharl, Leiter iShares Vertrieb in Deutschland, Österreich und Osteuropa bei Blackrock.

Zuletzt griffen Investoren vor allem zu High Yields, also Anleihen von Emittenten schwacher Bonität, aber mit höherer Verzinsung – und das immer öfter über Indexfonds. Über ETFs haben sie Zugang zu einem breiten Anleihespektrum, können das Risiko breit streuen – und das zu niedrigen Kosten. Zudem bieten Anleihe-ETFs durch den Handel am Sekundärmarkt eine gewisse Zusatzliquidität, was angesichts der zurückgehenden Liquidität am Anleihemarkt besonders interessant ist.

Insgesamt haben Anleihe-ETFs von Anfang Januar bis Ende Juni 2016 weltweit 66,7 Milliarden Dollar frisches Kapital verbucht – deutlich mehr als jeweils im gleichen Zeitraum der vergangenen drei Jahre. Seit 2008 hat sich das weltweit in Anleihe-ETFs verwaltete Vermögen vervierfacht. „Generell entwickelt sich der Bereich Anleihen innerhalb des ETF-Markts besonders dynamisch“, so Scharl. Der Experte erwartet, dass diese Dynamik anhält und dass das verwaltete Vermögen in Anleihe-ETFs innerhalb der kommenden zehn Jahre auf mehr als zwei Billionen Dollar steigen könnte. „Bei Anleihen ist der ETF-Markt noch längst nicht so weit wie im Aktienbereich“, ergänzt Heike Fürpaß-Peter, bei der Société-Générale-Tochter Lyxor für den Privatkundenvertrieb zuständig. „Auf viele Indizes gibt es noch keine ETFs, da wird sicher noch einiges auf den Markt kommen – vor allem bei High Yields und Unternehmensanleihen.“

Doch es werden längst nicht mehr einfach nur die Indizes abgebildet. Smart Beta – also die intelligente Interpretation oder besser Neugewichtung der Indizes nach bestimmten Kriterien – hat auch den Anleihebereich erreicht. Lyxor bietet beispielsweise nach makroökonomischen Faktoren wie Wirtschaftsentwicklung oder Verschuldung gewichtete Anleihe-ETFs an. 

Auch die Deutsche Asset Management setzt auf Qualität. Der „db x-trackers iBoxx USD Emerging Sovereigns Quality Weighted ETF“ ermöglicht ein Investment in Staatsanleihen von Schwellenländern, gewichtet anhand einer auf Fundamentaldaten basierenden  Methode. 

Produkte mit hohen Zinserträgen sind gefragt

Im Gegensatz dazu gewichten die Benchmarks festverzinslicher Staatsanleihen die Bestandteile oftmals nach ihrem Emissionsvolumen. Dies führt dazu, dass die am höchsten verschuldeten Länder in dem Index am stärksten gewichtet sind. Ali Masarwah, Analyst bei Morningstar, findet solche Produkte interessant. Sie seien zwar riskant, „aber vermutlich weniger volatil als Emerging-Markets-Standardindizes“. Und das im Fall des „db x-trackers“-Produkts bei einem Kupon von derzeit 5,75 Prozent und einer Rendite von 4,21 Prozent.

„Angesichts der für viele Anleger kritischen Zinslage gewinnen Produkte, die auf überdurchschnittliche Zinserträge setzen, immer mehr an Bedeutung“, sagt Masarwah. Der Experte nennt den „iShares Fallen Angels High-Yield Corp Bond“ als Beispiel, der auf Hochzins-Bonds setzt, die jüngst aus dem Investment-Grade-Bereich herausgefallen sind. Der Durchschnittskupon liege aktuell bei 5,9 Prozent und die Rendite bei 5,3 Prozent. Auf gefallene Engel setzen Investoren mitunter auch mit dem „db x-trackers iBoxx EUR Corporates Yield Plus“. Anleger investieren mit dem Papier in Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade-Segment, die die höchsten Zinsaufschläge aufweisen. Der Strategic-Beta-Ansatz des zugrunde liegenden Indexes sieht vor, dass Anleihen, die zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme als Investment Grade eingestuft, später aber herabgestuft wurden, also sogenannte Fallen Angels, unter bestimmten Voraussetzungen im Index verbleiben können. Insgesamt darf der Anteil der Anleihen ohne Investment-Grade-Rating im zugrunde liegenden Index maximal 20 Prozent betragen.

Ein weiteres Beispiel für ETFs mit überdurchschnittlichen Zinserträgen ist der „iShares Euro Corporate Bond BB-B“. Der ETF bietet breiten Zugang zu mehr als 200 Anleihen, die auf Euro lauten und mit Ratings im Bereich von BB+ bis B- bewertet sind. Der zugrunde liegende Index ist nach Marktkapitalisierung gewichtet. „Mit Blick auf eine angemessene Risikostreuung macht jeder Emittent höchstens fünf Prozent des Kursbarometers aus, maximal 20 Prozent der Emittenten dürfen aus demselben Land stammen“, so Scharl. Der Durchschnittskupon liegt laut Morningstar aktuell bei 4,5 Prozent und die Rendite bei 3,7 Prozent. Solche Produkte seien allerdings nur eingeschränkt für Privatanleger zu empfehlen, sagt Analyst Masarwah.

Ein Plus an Rendite bieten auch Bonds aus den sogenannten Emerging Markets, in die zuletzt wieder viel Geld floss. Doch die Papiere können ihre Tücken haben. „Wer Anleihen aus den aufstrebenden Schwellenländern kauft, die in Lokalwährung gehandelt werden, geht eine hohes Währungsrisiko ein“, sagt Wiegand von der Deutschen Asset Management. Die Deutsche-Bank-Tochter bietet Anleihe-ETFs in Dollar. Auch Luxor setzt auf währungsbesicherte ETFs im Corporate-Bonds-Bereich. „So können Investoren von den teils höheren Renditen im außereuropäischen Ausland profitieren, ohne ein Währungsrisiko einzugehen“, sagt Fürpaß-Peter. „Denn Währungsschwankungen erhöhen das Risiko, was fatal ist, wenn man fast keinen Risikopuffer mehr auf der Zinsseite hat.“

Vielen Anlegern sind aber auch solche Konzepte immer noch zu heiß. „In den letzten Wochen haben wir Nachfrage überwiegend nach Anleihe-ETFs auf lange Laufzeiten gesehen“, sagt Thomas Meyer zu Drewer von Comstage. „Das Kalkül der Investoren dahinter: zum einen Renditen im Durchschnitt von über einem Prozent und die Erwartung, dass die Zinsen noch weiter zurückgehen könnten, wodurch weitere Kurszuwächse anfallen würden. „Zudem gebe es die Sicherheit von Staatsanleihen. Doch diese Sicherheit geht zulasten der Rendite.

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