Offener Immobilienfonds SEB Immoinvest wird aufgelöst

Vollmond: Viele offene Immobilienfonds stecken in der Krise.
Experiment misslungen: Barbara Knoflach, Chefin der SEB Asset Management ist es nicht geglückt, die Anleger von den Vorteilen eines Verbleibs im offenen Immobilienfonds SEB Immoinvest zu überzeugen. Der durch Kreditaufnahme und Verkauf von Gebäuden auf rund 1,9 Milliarden Euro gestiegene Kassenbestand des gut sechs Milliarden Euro schweren Fonds reichte nicht aus, um alle Rückgabewünsche von Anlegern zu bedienen.
Die Rückgabeaufträge werden wie zuvor angekündigt nicht ausgeführt. Der Fonds wird nun aufgelöst. Die SEB hat ihr Verwaltungsmandat zum 30. April 2017 gekündigt. „Ich bedaure dies sehr“, sagte Barbara Knoflach.
Knoflachs Angebot an die Anleger lautete: Entscheidet selbst. Ich öffne am 7. Mai den Fonds für einen Tag. Wenn das Geld in der Kasse reicht, um alle Anleger auszuzahlen, überlebt der Fonds nach neuem Recht. Das hätte bedeutet, dass Anleger nur noch einmal im Jahr zum 31. März Anteile gegen Geld hätten tauschen können. Das Experiment, die Anleger selbst über das Schicksal ihres Immobilienfonds entscheiden zu lassen, hatte zuvor noch kein Fondsanbieter gewagt.
In den kommenden fünf Jahren verkauft der Fonds die Gebäude und zahlt den Verkaufserlös halbjährlich aus. Die erste Auszahlung soll im Juni 2012 erfolgen.
Nun darf der Fonds die Objekte auch unter den von unabhängigen Sachverständigen festgestellten Buchwert verkaufen. Dies war nicht möglich, so lange der Fonds eingefroren war. Ein Blick auf die Fonds, die bereits aufgelöst werden, lässt nichts Gutes für die Anleger befürchten. Sie müssen mit herben Verlusten rechnen.
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Die Schließung war definitiv nötig. Sie können auch nicht mehr Geld ausbezahlen wie Sie im Geldbeutel haben oder`?
Sie haben alsolut recht. Wenn man sich die Rendite seit der Eröffnung im Jahre 1989 anschaut, dann hat der Fonds 219% Wertentwicklung hingelegt. Also umgerechnet 5,2% p.a. , ich diesen positiven Situationen hört man nie ein negatives Wort zu diesem Fonds. Sobald dann eine Schieflage eintritt ist der Fonds auf einmal das schlechteste was es gibt. Die Entscheidung über die Zukunft haben die Anleger komplett alleine getroffen. 30% Liquidiät waren vorhanden haben aber leider nicht alle Verkaufswunsche bedienen können. Wo genau soll jetzt die Fondsgesellschaft einen Fehler begangen haben? Meiner Meinung nach kommen solche Kommentare nur von Leuten die sich nicht im Bereich Fonds auskennen.
Wie genau sieht Ihre private Altersvorsorge denn genau aus?
Ich hab die DWS TopRente Dynamik (fand ich damals einen guten Tipp von der Finanztest), also im wesentlichen Aktienfonds und privat ein ETF-Portfolio, praktisch ausschließlich Aktien (und Immobilienaktien), wo ich ungefähr das Dreifache der Riesterbeiträge reinsteck.
Da ich (41) nicht plan, vor 67 da ranzugehen, hab ich keinen Bedarf an größeren "Sicherheitspolstern" und hab daher nur eine feste Summe (keinen Prozentsatz) in 2 Anleihe-ETFs für wenn ich mal Geld brauch.
Klar, mein Portfolio schwankt stark im Wert, aber das ist mir egal. Genauer gesagt, je weiter es fällt, umso billiger kann ich meine Monats"beiträge" anlegen. Ich brauch das Geld ja erst in 26 Jahren und da auch nicht gleich alles sondern immer nur ein bisschen pro Monat.
Buchtipp: http://www.amazon.de/dp/3938017740
(Am Anfang hatte ich noch ein bisschen in den KanAm gestecktder auch abgewickelt wird, nun ja, Pech gehabt.)
Das mit den "Kleinen" hatte Kanam vor 2-3 Jahren (also vor der letzten Schließung) mal versucht: Auszahlpläne sollten weiterlaufen, damit irgendwelche Omas ihre Rentenaufbesserung weiterbekommen konnten.
Dann hat einer geklagt, weil er das als Ungleichbehandlung empfand und damit war das Thema erledigt.
So ist die Welt.
Das Derbe daran ist ja letztlich die Polemit einer Fr. Knoflach die hier kaum mehr zu überbieten ist.
JA, die Anleger haben sich entschieden das Geld, das sie seinezeit in Anlage inverstiert haben die ihnen als absolut sicher und immer kurzfristig verfügbar ist, auch nun wirklich wieder haben zu wollen. Ich habe noch von keinem Anleger gehört der beim Verkaufsgespräch über die Möglichkeit einer Schließung überhaupt informiert wurde.
Aus sicht eines Fonds hat Fr. Knoflach alles richtig gemacht: Viele Anleger mit Hilfe von unvollständigen Informatinen gelockt - und dann bei erster Gelegenheit den Fond dicht gemacht. Wohlbemerkt ist bis heute umstritten ob die Schließung überhaupt nötig war - oder nicht reine Gewinntaktik des Fondmanagements darstellte. Ohne die Schließung gäbe es die ganze Misera ja jetzt gar nicht.
Aber was kann einer Fondgesellschaft denn besseres passieren als ein geschlossener Fond? 7 Jahre mit der Garantie das kein Investor geht - da er nicht kann? Das gleicht der 'Kundentreue' einer JVA. Wohlbemerkt werden die Verwaltungskosten - und die Gehälter der Fondmanagements - ja fleißig weiter gezahlt.
Mann muß sich die Zahlen mal vor Augen führen: Den Zahlen nach die mal bekannt wurde betragen die Verwaltungskosten des Immoinvest ca. 245Mio EUR/Jahr. Sind in 7 Jahren 1.7 mrd EUR an risikofreien Einnahmen.
Was will man denn bitte noch?
... und schlagartig wird klar warum man sich mit der Abwicklung gerne viel Zeit lässt ...
Jens:
Ich bin ebenfalls in dem Immoinvest investiert, durch eine Fondbasierte Private Rentenversicherung. Mit 35 Jahren kann ich das als einen Schuss in den Ofen (ein Stück Lebenserfahrung) betrachten und das was übrig bleibt in einen anderen Fond umschiften lassen. Mir bleibt noch Zeit bis zur Rente. Bleibt, wie ich das meiner kleinen Familie schlüssig erkläre?! Diesen Teil meiner Fond basierten Rentenversicherung hatte ich als "Kopfkissen" angesehen. Über das ich mir lange keine Gedanken machen wollte. Die Aktienfond-Anteile gehen z.Zt. durch die Kurskorrekturen ... ich bin ernsthaft am überlegen, ob ich diese Private Altersvorsorge stoppe! Wozu das Ganze?! Am Ende (kurz bevor ich in Rente gehen werde, so mit 90+) wird man mir in die Tasche greifen, wenn ich es schaffe innerhalb meines Lebens meine Rentenversicherung zu füttern und mein kleines Häuschen ab zu bezahlen. Wieder ein Stück Planungssicherheit im Eimer!
@ Trauriger: Deine Aussagen sind einfach absolut Realitätsfremd. Ich könnte mich über jede einzelne Kaputtlachen.
Die Produktklasse "Offene Immobilienfonds deutscher Prägung" (OIF) ist mit dem unrühmlichen und trotz aller von Frau Knoflach geworfenen Nebelkerzen wenig überraschenden Abgang des ersten seiner Flagschiffe im derzeitigen, zuletzt kaum verbesserten Rechtsrahmen tot. Und das ist - wohlfahrtstheoretisch gedacht - auch gut so! Das nennt man, so betrüblich es auch ist, "Lernen unter Schmerzen" (Stupid German Money).
Man kann auch keinem Investor in dem vorliegenden klassischen "Gefangenendilemma" vorwerfen, seine Anteile "unnötig" oder "unbedacht" zurückgeben zu wollen. Wäre der Fonds mit einer Restwahrscheinlichkeit geöffnet worden, hätte sich ein solcher Investor bei einem Verzicht auf die Rückgabe seiner Fondsanteile selbst geschädigt, da die Fondsanteilspreisentwicklung noch auf viele Jahre desolat sein wird (Verkaufsdruck seitens vieler anderer Fonds mit ähnlichen Problemen).
In einer letzten Runde von Aktionismus wollten wohl Frau Knoflich und die BaFin die heiße Kartoffel dem Anleger elegant zurückwerfen, um sich in der lange abzusehenden, konzeptionell bedingten Misere schadlos zu halten.
Die Kritik an den initiierenden Fondsgesellschaften als Promotor des Rechtsrahmens "Offener Immobilienfonds deutscher Prägung" (global betrachtet ein kurioser Sonderfall - ein weiteres Beispiel von "Stupid German Money"?) greift zu kurz, wenn man nicht auch den Anleger einbezieht:
Wer sich von provisionsgetriebenen Verkäufern riskante Geldmarktsurrogate andrehen lässt und auf über gutachterliche Bewertungen geglättete historische NAV-Track Records hereinfällt, der darf sich kaum als strategischer Investor bezeichnen, sondern entlarvt sich als taktischer (spekulativer) Investor. Und auch dann sollte klar sein, dass Illiquidität der unterliegenden Assets bei dem notwendigerweise erforderlichen Trading ein Problem darstellen kann. Zudem verdeutlicht ein kurzer Blick in die Jahresberichte, wie atemberaubend hoch die Sickerverluste zwischen Bruttorenditen (Mieteinnahmen) und Nettorenditen (nach Vermögensverwaltungsgebühr und zahlreichen anderen Kostenkomponenten) sind. Bei gegebenen Risiken angemessene Nettorenditen können bei OIFs somit nur entstehen, wenn spekulative, außerordentliche Erträge anfallen. Die Kurzsichtigkeit der Anleger führt aber dazu, dass verkannt wird, dass es sich dabei um längerfristige Trends handelt - Reflex oder auch Voraussetzung für herdenhaftes Verhalten. Und genau die Auswirkungen in einem illiquiden Marktsegment haben wir zuletzt beobachtet.
Fazit: Ein historisch bemerkenswerter Fall von Kollektivversagen, bei dem breitflächig in zahlreichen internationalen Fachpublikationen bereitgestelltes Know How ignoriert wurde.
Von einem Marktversagen im klassischen Sinne kann man dennoch nicht sprechen, da die Produktklasse OIF regulatorisch extrem verzerrt wurde. Einzelwirtschaftlich hat es vor diesem Hintergrund viel Rationalität gegeben (Anreize des Fondsmanagement; in Kundendepots Bewertung zu NAV statt zu Marktpreisen der Fondsbörsen)…
So wird statt Anlegerschutz Anlegerschaden produziert.
Die normative Kraft des Faktischen in der Ökonomie hat sich über die Gier von Fondsmanagern, Visionslosigkeit des Regulierers und Unwissenheit des Kapitalanlegers durchgesetzt. Wie immer nur eine Frage der Zeit, wann in riskanten stochastischen Prozessen ("Fristenkongruenz") die Grenzlagen der Belastbarkeit in extremen Umweltzuständen ausgelotet werden. Gemäß Murphy's Law: selten, aber es wird passieren!
Es gilt als wissenschaftliche Binsenweisheit, dass es unmöglich ist, durch (stets teure) Strukturierung (via aktive offene Fonds, Zertifikate etc.) illiquide Assets auf Portfolioebene liquide zu machen. Warum reichte nicht eine sinnvolle Beschränkung auf geschlossene Immobilienfonds aus?
Die von phlegmatischer Lobbyarbeit verzögerten Reformen über das "Anlegerschutzgesetz" waren leider wie so häufig hemdsärmeliger Aktionismus und wenig hilfreich. Die marktkonforme Lösung zur Rettung der Produktklasse OIF bestehend aus einer Kombination von maßvollen Ausgabeaufschlägen und Rücknahmegebühren zugunsten des Fondsvermögens (Schutz der Altanteilsinhaber durch Abdeckung impliziter und expliziter Transaktionskosten in einem illiquiden Markt unter großen Mittelzu-/abflüssen) wurde offenbar von der Fondsindustrie aus Vertriebsgründen abgelehnt und vom Gesetzgeber als juristisch zu problematisch erachtet.
So ruiniert man sich freiwillig mangels handwerklicher Kompetenz den Ast, auf dem sitzt. An dieser Stelle erscheint es reichlich skurril, dem unverständigen Anleger die Schuld in die Schuhe zu schieben!