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Philipp Freise vom US-Investor KKR „Ich suche Europas Mark Zuckerberg“

Der Chef der Tech-Sparte des US-Investors KKR spricht im Interview mit dem Handelsblatt über die europäische Aufholjagd beim Wagniskapital, Finanzierungsquellen und den Mangel an Wachstumskapital.
09.05.2015 - 17:33 Uhr Kommentieren
KKR-Manager Philipp Freise,
Kohlberg Kravis Roberts & Co. , KKR Quelle: Bert Bostelmann für Handelsblatt
Private-Equity-Manager Philipp Freise

Locker sitzendes Scheckbuch in den USA.

(Foto: Bert Bostelmann für Handelsblatt)

Frankfurt Wenn Philipp Freise wissen will, wie die Zukunft aussieht, dann muss er nur seinen fünfjährigen Sohn beobachten: Der beichtet kleine Vergehen nicht mehr persönlich, sondern via Voice Message auf WhatsApp. Der Leiter der globalen Wachstumskapital-Sparte für Technologie und Medien des US-Finanzinvestors KKR empfängt in Frankfurt standesgemäß mit Jawbone-Armband – das ihm über Zeitzonen hinweg bei seinen Meetings Fitness und Schlafmangel anzeigt. Dazu passend trägt er Turnschuhe zum Anzug.

Herr Freise, das Unternehmen, für das Sie arbeiten, hat eine globale Perspektive. Gibt es im großen Vergleich eine Wagniskapital-Lücke in Deutschland?
Es herrscht zumindest in Deutschland – aber auch in Europa – kein Mangel an guten Ideen, an Gründern. Als ich 1997 an der Universität WHU mein Studium abschloss, gab es im Prinzip nur drei Alternativen: Bertelsmann, Beratungen und Investmentbanking. Das war‘s. Gründer waren dünn gesät. Oliver Samwer, der Mitbegründer des Onlinehändlers Zalando und der Internetschmiede Rocket, war ein Jahrgang unter mir, der war dann sozusagen der Gründungspionier. Heute versucht es mehr als ein Drittel des Abschlussjahrgangs als Gründer, daran können Sie den Wandel gut ablesen.

Wobei wir um die Jahrtausendwende auch schon eine Gründungswelle hatten …
Ja, das waren Namen wie Stephan Schambach mit Intershop – und auch ich. Wir haben daran geglaubt, dass Technologie die Welt verändert. Das tun wir noch heute – und wir wollen die Lücke schließen, die es leider noch immer gibt. Fakt bleibt: Wir haben zu wenig Wachstumskapital.

Wie groß ist die Lücke nach Ihrer Berechnung?
In Europa haben wir im Tech-Sektor beispielsweise nur rund ein Fünftel des in den USA vorhandenen Wagniskapitals. Zudem fließt in Amerika ein großer Teil des Kapitals in die entscheidende Wachstumsphase, in der die Unternehmen größere Investitionen tätigen müssen. In Europa hingegen wird mehr Kapital in das Frühphasensegment investiert, in dem es um die Anschubfinanzierung für Ideen beziehungsweise Gründer geht.

Es mangelt also am langen Atem nach der Gründung …
Es mangelt an der Finanzierung des Wachstums. Wenn Sie nicht nur in einem Land tätig oder mit nur einem Produkt erfolgreich sein wollen, dann müssen Sie die Expansion auch finanzieren. Da ist die Lücke, hier herrscht der Mangel.

Woran liegt das?
Na ja, von 1999 bis 2001 mussten wir erst einmal lernen, dass es nicht immer nur in eine Richtung läuft. Man muss Rückschläge einstecken können. Und die Kapitalmärkte in Europa sind weniger tief, deshalb gibt es zu wenig Geld für die Expansionsphase. Das ändert sich aber gerade – deshalb sind wir auch so engagiert.

Warum ist die Lage heute mit dem Internetboom der Jahrtausendwende nicht zu vergleichen?
Weil die Technologie heute grenzüberschreitend ist, viel mehr noch, als dies um die Jahrtausendwende der Fall war. Nehmen Sie nur den Musicstream-Anbieter Spotify, der ist aus Stockholm heraus zu einem globalen Unternehmen geworden. Die haben mehrere Hundert Millionen Dollar an Wachstumskapital aufgenommen. Aber, eines stimmt auch – es gibt in Europa nicht so viele Beispiele wie aus dem Silicon Valley. Dort sitzt das Scheckbuch einfach lockerer. Wir können diese Lücke aber in zehn oder 15 Jahren schließen – das ist unsere große Chance.

Wie wollen Sie denn die Lücke schließen? Wo kommt das Kapital her?
Ich sehe drei Finanzierungsquellen: Die Gründer der ersten und zweiten Welle geben Geld, teils aus eigenen Fonds. Dazu gehört etwa Klaus Hommels, der schon bei Skype, Xing oder Spotify engagiert war. Oder die Samwer-Brüder, die ebenfalls als Geldgeber auftreten. Die zweite Quelle sind internationale Investoren wie KKR. Die dritte Quelle ist das Crowdsourcing, also neue Formen der Kapitalzuführung, die wir sehen.

Gibt es nicht auch Versäumnisse in der Politik?
Bei der Kanzlerin ist das Thema ganz klar auf der Agenda. Die Ausstattung mit schnellem Breitband ist beispielsweise enorm wichtig – da müssen wir weiterhin investieren. Und die Kultur muss stimmen – der Unternehmer wird im Silicon Valley noch richtig gefeiert, gleichzeitig darf man dort auch mit einer Idee scheitern, ohne als Versager stigmatisiert zu werden.

Aber das Stigma des Scheiterns ist doch noch da …
Es ist noch da, aber es wird weniger. Das habe ich ja selbst erfahren. 1999 ging ich zu Pixelpark und gründete Venturepark – sozusagen der Großvater von Rocket Internet. Wir waren nur zehn Jahre zu früh mit unserer Idee, aber wir haben es immerhin versucht. Wir hatten damals 70 hochmotivierte Leute eingestellt und acht Investments getätigt. Nach zwei Jahren mussten wir das Projekt einstellen. Ich habe die positive Erfahrung und den Elan aber mitgenommen und wechselte zu KKR.

Sie starten gleich wieder durch, sind wahrscheinlich mehr im Flugzeug als am Boden. Was treibt Sie jeden Tag an?
Ich suche den Mark Zuckerberg Europas.

Herr Freise, vielen Dank für das Interview.

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