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Private Equity Unternehmenswetten droht der Absturz

Private-Equity-Fonds schwimmen in Geld, sinnvolle Anlagen sind selten. Risikoinvestoren kaufen selbst suspekte Unternehmen viel zu teuer auf. Beispiele wie Tipico, Breitling oder Stada zeigen, wie die Blase größer wird.
11.06.2017 - 17:30 Uhr Kommentieren
Die Fonds schwimmen in Geld und kaufen selbst suspekte Unternehmen viel zu teuer auf. Quelle: Screenshot Wiwo.de
Private Equity

Die Fonds schwimmen in Geld und kaufen selbst suspekte Unternehmen viel zu teuer auf.

In der Taunusstraße sieht das Frankfurter Bahnhofsviertel noch aus wie im Fernsehkrimi. Junkies sitzen auf dem Gehweg, Bordelle stehen neben Kebab-Häusern und Spielhallen. Im Wettbüro von Tipico ist nachmittags nichts los, auf dem Flachbildschirm läuft ein schon vor Tagen abgepfiffenes Fußballspiel. Zwei slawisch sprechende Muskelmänner beleben den Raum nur kurzfristig, nach ein paar Worten mit dem Mann am Tresen verschwinden sie ins Tageslicht.

Dabei soll Tipico eine große Wachstumsgeschichte sein. Darauf setzt jedenfalls der Finanzinvestor CVC, der im vergangenen Jahr 60 Prozent der Anteile für stolze 800 Millionen Euro übernommen hat. Tatsächlich zählt das Unternehmen, das drei Studenten vor rund 20 Jahren in Karlsruhe gegründet haben und das seit 2004 in Malta sitzt, zu den größten Wettanbietern. Aktuell setzen mehr als eine Million Kunden jährlich in Filialen oder online auf die Ergebnisse von Fußballspielen oder Dart-Turnieren. Für die nächste Stufe der Entwicklung sei nun ein erfahrener Partner hilfreich, sagt CVC-Deutschlandchef Alexander Dibelius.

Das sind die dicksten Deals 2016
Platz 12: Microsoft kauft LinkedIn
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Das soziale Netzwerk LinkedIn richtet sich hauptsächlich an professionelle Kunden, die Geschäftsbeziehungen pflegen oder knüpfen möchten. Im Juni erklärte Microsoft, das Unternehmen für 25 Milliarden Euro kaufen zu wollen.

Quelle: Dealogic

(Foto: dpa)
Platz 11: Abbott Laboratories kauft St Jude Medical
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Das große Fusionsfieber in der Pharmabranche scheint etwas abgeflaut. Die Übernahme von St. Jude Medical durch Abbott Laboratories für 27,1 Milliarden Dollar zählt dennoch zu den größten Deals 2016. St. Jude stellt medizinische Geräte für Krankheiten des Herzens und des Nervensystems wie Herzschrittmacher oder implantierte Defibrillatoren her. Benannt ist das Unternehmen nach dem Apostel Judas Thaddäus, dem Schutzpatron der hoffnungslosen Fälle.

(Foto: Reuters)
Platz 10: Softbank kauft ARM Holdings
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Im Juli wurde die Übernahme angekündigt, im September war sie perfekt: Für 28,7 Milliarden Euro übernahm der japanische Mobilfunkriese Softbank den britischen IT-Konzern ARM Limited. ARM soll als eigenständiges Unternehmen allerdings bestehen bleiben, auch das Personal soll aufgestockt werden.

(Foto: Reuters)
Platz 9: General Electric kauft Baker Hughes
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Am Ende war der Widerstand zu stark: Im Mai 2016 scheiterte die 28 Milliarden Euro schwere Fusion der Öldienstleister Halliburton und Baker Hughes am Widerstand US-amerikanischer und europäischer Kartellbehörden. Im Oktober kündigte dann der US-Industrieriese General Electric an, Baker Hughes für 29,3 Milliarden Euro zu übernehmen und sein Öl- und Gasgeschäft mit dem Ölfeldausrüster zusammenzulegen. Eine Entscheidung gegen den Trend: Die Energiebranche steckt angesichts niedriger Ölpreise bereits seit 2015 in einer Dauerkrise.

(Foto: AP)
Platz 8: Centurylink kauft Level 3 Communications
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Im Oktober 2016 gab der US-Telekomkonzern Centurylink bekannt, den Telekomdienstleister Level 3 Communications für 30,6 Milliarden Euro zu übernehmen. Level 3 betreibt ein Glasfasernetz von 120.000 Kilometern Länge, mehrere Backbones und vier transatlantische Verbindungen von Europa nach Nordamerika. Im Rahmen der NSA-Affäre geriet das Unternehmen in Verdacht, Daten deutscher Nutzer an US-Geheimdienste weitergegeben zu haben, dementierte die Vorwürfe jedoch.

(Foto: AFP)
Platz 7: Enbridge kauft Spectra Energy
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Der kanadische Konzern Enbridge ist der größte Pipelinebetreiber der Welt. Im September kündete das Unternehmen an, den US-Rivalen Spectra Energy übernehmen zu wollen. Die Finanzplattform Dealogic misst dem Deal einen Wert von 38,5 Milliarden Euro zu.

(Foto: Reuters)
Platz 6: Chemchina kauft Syngenta
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Chinesische Staatskonzerne gerieten 2016 in einen regelrechten Kaufrausch, auch in Deutschland gingen die Asiaten auf Shoppingtour. Mit dem ersten Megadeal des Jahres fuhr Chemchina allerdings gleich mal einem deutschen Industriegiganten in die Parade: Anfang Februar kündigte die China National Chemical Corporation die Übernahme des Agrochemiekonzerns Syngenta an – und schnappte die Schweizer damit BASF unter der Nase weg. Dealogic bewertet den Deal mit 43 Milliarden Euro.

(Foto: Reuters)

In der Branche gilt Tipico jedoch als Beispiel dafür, wie heiß der Markt für Firmenkäufe gelaufen ist – als ein Beispiel unter vielen. Finanzinvestoren saßen weltweit Ende 2016 auf 1,3 Billionen Euro. Pensionskassen und Versicherungen sind wegen der niedrigen Zinsen in Renditenot und stellen ihnen deshalb fast unbegrenzt Geld zur Verfügung. Tatsächlich haben die großen Private-Equity-Fonds in den vergangenen Jahren regelmäßig noch zweistellige Renditen verdient. Doch das Geschäftsmodell gerät immer mehr an seine Grenzen. Weil Kapital so billig ist und Industrieunternehmen wie Finanzinvestoren auf der Jagd nach Übernahmezielen sind, steigen die Preise für Unternehmen so drastisch, dass es in vielen Fällen kaum noch möglich scheint, deren Wert weiter zu steigern. Sollten die Zinsen wieder steigen oder die Konjunktur schwächeln, droht ein Absturz.

Den hat es schon mal gegeben. In der Finanzkrise gerieten Finanzinvestoren unter Druck, weil der Wert von Beteiligungen, die sie fast ausschließlich auf Pump gekauft hatten, deutlich fiel und Banken ihre Kredite zurückforderten. Das aber scheint vergessen. Es läuft schließlich gut, überraschend gut sogar.

Als etwa der Investor Clayton, Dubilier & Rice (CD&R) Mitte 2014 den für blaue Plastikfässer bekannten Verpackungshersteller Mauser aus Brühl für 1,2 Milliarden Euro übernahm, galt das als zu teuer. CD&R habe einen Deal machen müssen, um das Büro in Deutschland zu beschäftigen, lästerte die Branche. Nicht mal drei Jahre später verkaufte der Investor Mauser für 2,1 Milliarden Euro an die Industrieholding Stone Canyon Industries weiter.

Ähnlich lief es bei Scout24. Ende 2013 verkaufte die Telekom 70 Prozent an dem Internetportal, das, so hieß es damals, „seine besten Zeiten hinter sich hat“, für knapp 1,5 Milliarden Euro an den Investor Hellman & Friedman. Knapp zwei Jahre später ging der Internetkleinanzeigenanbieter an die Börse und kam auf einen Wert von drei Milliarden Euro.

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