Scope Award 2022 Preise für offene Immobilienfonds

Das verwaltete Nettovermögen der offenen Immobilienfonds ist in den zwölf Monaten bis Ende September um zwölf Prozent auf 267 Milliarden Euro gestiegen.
Frankfurt In Zeiten, in denen immer mehr Banken Gebühren für Einlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten einführen und die Suche nach einigermaßen sicheren Geldanlagen immer schwieriger wird, rückt eine Anlageklasse verstärkt in den Blick vieler Investoren: offene Immobilienfonds.
Das verwaltete Nettovermögen der Fonds ist in den zwölf Monaten bis Ende September um zwölf Prozent auf 267 Milliarden Euro gestiegen.
Dabei nahm die Entwicklung der Rendite den entgegengesetzten Verlauf: Die Erträge für Investoren sanken stetig, wenn man einmal von den speziell auf Wohnimmobilien ausgerichteten Produkten absieht, die wegen des Booms am Markt für Wohnimmobilien deutlich höhere Erträge einbrachten.
Doch nach Einschätzung der Fondsexpertin Sonja Knorr von der Ratingagentur Scope brechen für die breite Masse der Immobilienfondsbesitzer bessere Zeiten an. Bis Ende Oktober 2021 hätten Gewerbeimmobilienfonds im Schnitt eine Rendite von 1,8 Prozent erzielt, für die nächsten zwölf Monate rechnet sie mit einem leichten Anstieg auf durchschnittlich rund zwei Prozent, sagt sie im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Trotz einer nicht besonders üppigen Rendite erfüllten die Finanzprodukte nach wie vor ihren Zweck, meint sie: „Die Renditen liegen zwar auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau“, sagt Knorr dazu, „aber sie sollten mittelfristig positiv bleiben.“ Sie sehe nicht, dass einer der großen Fonds nachhaltig ins Minus rutsche. „Und es gibt eben durch das Niedrigzinsumfeld wenig Alternativen. Offene Immobilienfonds können eine gute Beimischung für ein Portfolio sein“, sagt sie. Die Rendite erziele man schließlich nach Abzug der Kosten.
Doch welche Fonds sind gut, welche nicht? Einen Anhaltspunkt kann da die Liste der diesjährigen Gewinner der Scope Awards geben (siehe Tabelle). Denn „ Anbieter zu teurer Fonds, die nicht gut diversifiziert sind, mit einer hohen Fremdfinanzierung und starkem Fokus auf Segmente mit viel Risiko – aktuell also Hotelimmobilien oder Shoppingcenter“ – haben wenig Chancen, einen Award zu gewinnen, betont man bei Scope.
An diesem Donnerstag wurden zum 16. Mal in Berlin Preise für Fonds vergeben, die sich in einer Reihe von Kriterien bewähren müssen, unter anderem einer stabilen, guten Rendite, einer hohen Transaktionskompetenz, einer konsequenten Nachhaltigkeitsstrategie und interessanten Innovationskonzepten.
DWS Gewinner bei Fonds für Privatanleger mit Fokus auf globale Immobilienmärkte
Gewinner in der Kategorie „Retail Real Estate Global“, also Fonds für Privatanleger mit Fokus auf die weltweiten Immobilienmärkte, wurde die Deutsche-Bank-Tochter DWS mit ihrem Fonds „grundbesitz global RC“ – zum zweiten Mal in Folge. Die Fondsgesellschaft hat mit ihrem Produkt eine sehr gute Performance erzielt, heißt es zur Begründung von Scope.
Selbst in Regionen wie Asien oder Australien sei die DWS mit eigenen Teams vor Ort, das habe sich ausgezahlt, als diese auch während der Reisebeschränkungen durch Corona zuschlagen konnten, wenn sich ein interessantes Investment ergab.
Die Vermietungsquote – ein für Immobilienfonds zentraler Faktor für die Rendite – ist im Vergleich zu anderen Fonds zwar nicht besonders gut: Sie reduzierte sich auf aktuell 88,4 Prozent. Doch schaffe es das Team weiterhin, eine überdurchschnittliche Rendite zu erreichen. Diese lag in den zwölf Monaten bis Ende Oktober bei 2,2 Prozent – nach Abzug der Kosten. Und in Zukunft könnten sich aus diesem Faktor auch Chancen ergeben.
Beim Blick auf Europa punktet Deka Immobilien
Den Preis in der Kategorie Retail Real Estate Europe – also Produkte für Privatanleger mit Fokus auf den europäischen Markt – gewann Deka Immobilien. Die Gesellschaft ist einer der größten Akteure auf den europäischen Immobilienmärkten mit mittlerweile rund 26 Milliarden Euro verwaltetem Investmentvermögen.
Sie profitierte zuletzt unter anderem davon, nicht zu viel Geld in von Corona getroffene Hotel- und Einzelhandelsimmobilien investiert zu haben. So wies der Fonds „Deka-Immobilien Europa“ zuletzt eine Rendite von 2,4 Prozent aus und hat, wie Scope hervorhebt, seine Peergroup auch langfristig hinter sich gelassen, bei einer sehr geringen Volatilität.
Sieger in der Kategorie Deutschland: Union Investment
In der Kategorie „Retail Real Estate Germany“ schaffte es die Union Investment Real Estate GmbH erneut auf das Siegertreppchen. Ihren Fonds Uni Immo Deutschland hat die Gesellschaft bereits 1966 gestartet. Der auf deutsche Immobilien spezialisierte Fonds hat mit aktuell rund 14 Milliarden Euro das meiste Geld bei Anlegern eingesammelt.
Überzeugt hatte die Jury ein „stringenter Teamansatz“ sowie „die hohe Innovationskraft und konsequente ESG-Positionierung des Unternehmens, eine überdurchschnittlich hohe Vermietungsquote sowie die attraktive Performance“.
Um die besten Fondsanbieter am deutschen Markt zu ermitteln, vergleichen die Experten des Ratinghauses Scope Analysis zunächst die hauseigenen Ratings aller Fonds, die in Deutschland angeboten werden. Die Produkte müssen grundsätzlich mindestens über eine Historie von fünf Jahren verfügen. Zusätzlich zählt für die Nominierung der fünf besten Anbieter in jeder Kategorie die Rendite der vergangenen zwölf Monate.
Für den „Scope Award 2022“ wurden gut 2000 Häuser mit rund 12.500 Fonds analysiert. Neben dem jeweils besten Universal- und Spezialanbieter werden die erfolgreichsten Anbieter von Aktien- und Rentenfonds ausgezeichnet.
Zudem werden die besten Firmen in acht weiteren Kategorien gekürt. Dazu gehören Aktien und Anleihen aus Schwellenländern und Fonds, die in verschiedene Anlageklassen investieren, Multi-Asset genannt.
Überdies bewertet Scope Anbieter von Fonds, die gemessen an den Kriterien Nachhaltigkeit, Soziales und gute Unternehmensführung (ESG) überzeugen: Hier werden Preise für den besten Universal- und Spezialanbieter sowie das beste Aktien- und Anleihehaus vergeben. Zudem werden Trophäen für alternative Anlagen vergeben, etwa für Immobilienfonds, Infrastrukturprodukte und Zertifikate.
Damit ein Anbieter als Universalhaus gilt, muss er mindestens 25 bewertete Fonds vorweisen, ein Spezialhaus zwischen acht und 24. Anbieter von Aktien- und Rentenfonds müssen über je mindestens acht Produkte mit Rating verfügen; in den anderen Kategorien sind zwischen drei und acht bewertete Fonds Voraussetzung.
Neben Anbietern küren die Scope-Analysten die besten Produkte in zwölf Kategorien: elf Anlageklassen mit aktiv gemanagten Wertpapierfonds und eine Fondsinnovation. Für ETFs werden bisher keine Preise vergeben, weil wenige Anbieter den Markt dominieren. Im kommenden Jahr soll sich das ändern. Scope stellt mit seinen Awards den Mehrwert heraus, den Fondsmanager gegenüber Marktrenditen erzielen.
Die Top-Fonds bieten nach Aussage der Scope-Experten die „beste Wertentwicklung bei tragbarem Verlustrisiko“. Dafür bewerten sie die Fonds einer Kategorie nach dem Fünfjahresrating, der Performance sowie dem Verlustrisiko über diesen Zeitraum. Zu 30 Prozent geht die Rendite der vergangenen zwölf Monate ein. Die besten fünf Fonds jeder Kategorie werden nominiert.
Die Analysten untersuchen auch qualitative Kriterien. Sie werten Fragebögen aus und sprechen mit Anbietern. Ein Fonds mit der besten Gesamtbewertung, nicht zwingend mit der besten Rendite, gewinnt.
Wertgrund macht das Rennen in der Kategorie Wohnimmobilienfonds
Eine deutlich höhere Rendite konnten Investoren jedoch – wie anfangs erwähnt – mit speziell auf Wohnimmobilienfonds ausgerichteten Produkten erzielen. Allerdings sind die Fonds auch schwankungsanfälliger als die anderen Produkte, und letztlich geben Anleger mit solchen Spezialprodukten einen Teil der bei Fonds so geschätzten Diversifizierungseffekte auf.
Den diesjährigen Award in der Kategorie „Retail Real Estate Residential“ gewann – wie im Jahr zuvor – Wertgrund. Die Jury hob neben der Performance auch die frühe Fokussierung auf ESG-Kriterien als positives Merkmal der Fondsgesellschaft hervor.
Drei Kategorien für den Themenkomplex ESG
Der Tatsache, dass das Thema ESG für die Fondsbranche immer wichtiger wird, trug Scope zwar bei der Bewertung aller Fonds und Fondsgesellschaften Rechnung. Gleichwohl gab es in diesem Jahr drei speziell auf ESG-Kriterien fokussierte Auszeichnungen für Fondsanbieter.
Hier setzte sich für den Award in der Kategorie „ESG Commercial Real Estate“ die Schweizer Bank J. Safra Sarasin durch, die unter anderem für ihren umfangreichen Nachhaltigkeitsreport mit Testat einer internationalen Wirtschaftsprüfergesellschaft gelobt wurde.
Bei Fonds mit Fokus auf den Wohnungssektor – der Kategorie „ESG Residential Real Estate“ – gewann dieses Jahr die Catella Residential Investment Management GmbH. Letztere will „energiepositive Wohntürme“ bauen, deren Bewohner durch den Verkauf des produzierten Stroms günstige Wohnkosten haben sollen. „Bei diesem Leuchtturmprojekt werden soziale und umweltfreundliche Aspekte verknüpft – das ist ein interessanter, innovativer Ansatz“, sagt Analystin Knorr.
Gewinner in der Kategorie „ESG Infrastructure“ wurde die Commerz Real AG mit einem Fonds, der nicht nur auf ESG-Kriterien großen Wert legt, sondern dabei erstmals auch breit diversifiziert Infrastrukturinvestments Privatanlegern zugänglich macht, ein „echtes Pilotprojekt“, wie die Jury urteilte.
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