Vermögensverwalter Der tiefe Fall von H2O: Investoren ziehen mehr als fünf Milliarden Euro ab

Die Vermögensverwaltertochter H2O befindet sich in einer Krise.
Paris Die Krise um den Londoner Vermögensverwalter H2O, der zur Hälfte der französischen Bank Natixis gehört, verschärft sich. Sechs seiner Fonds haben laut Medienberichten fast 30 Prozent ihres Wertes verloren.
Experten hatten kürzlich kritisiert, dass einige Anlagen illiquide seien und bezeichneten Investitionen in einige private Unternehmensanteile, darunter Schuldtitel von dem deutschen Unternehmer Lars Windhorst, als unangemessen. Daraufhin rutschte auch die Natixis-Aktie weit ab.
Die sechs Fonds von H2O haben als Folge innerhalb von vier Tagen mehr als 5,6 Milliarden Euro an Wert verloren, weil besorgte Investoren ihr Geld abziehen. Am Montag ging es besonders stark abwärts.
An einem einzigen Tag verloren die Fonds 2,4 Milliarden Euro, weil die Spekulationen um die Verbindungen des Fonds zu Lars Windhorst zunahmen. Die sechs Fonds Adagio, Allegro, Moderato, Multibonds, Multistrategies und Vivace hatten vor der Krise bis zur letzten Woche insgesamt Assets von 17,2 Milliarden Euro. Der größte Fonds Adagio verlor am Montag sogar mehr als eine Milliarde Euro.
Am Mittwoch wollte ein Sprecher von H2O das Geschehen nicht weiter kommentieren. In einem Statement am Dienstagnachmittag hieß es, dass die Abflüsse seit Montag stark zurückgegangen sind.
Gerüchte über faule Anleihen
In den letzten Tagen hat H2O unterstützt von Natixis versucht, den Niedergang aufzuhalten. Ziel war es, dem Schicksal des Schweizer Asset Managers GAM Holding und des britischen Stock Pickers Neil Woodford zu entgehen, die Fonds einfrieren mussten, weil die Investoren ausstiegen. Sie konnten die Anteilsrückgaben der Investoren wegen mangelnder Liquidität des Portfolios nicht mehr bewältigen.
Auch Natixis ist stark von der Krise betroffen, innerhalb einer Woche hat die Aktie der Bank rund 15 Prozent an Wert verloren und seit Montag geht es mal aufwärts, mal abwärts. Denn die Fonds waren für die französische Bank lukrativ – und für die Investoren. Multibonds etwa brachte den Investoren im vergangenen Jahr 30 Prozent Gewinn ein.
Die Krise begann als der Fonds-TÜV Morningstar vor einigen Tagen angekündigt hatte, den Bronze-Status des „Allegro Fonds“, der zum H2O gehört, prüfen zu wollen, weil es vorher Medienberichte über illiquide Anleihen gegeben hatte. Seitdem sind die Allegro Assets bis Montag um 42 Prozent gefallen. Die Adagio Fonds fielen zur selben Zeit um 26,5 Prozent.
Bisher hatte H2O viele offene Fonds, bei dem man schnell über das Geld verfügen kann. Zwischen 2017 und April hatten sich die Assets der H2O Fonds laut Medienberichten auf 37,6 Milliarden Euro verdoppelt.
Doch der Name Windhorst sorgt für Beunruhigung. Dieser war in den 1990 Jahren als Jungunternehmer erfolgreich, musste 2003 Insolvenz anmelden, als die Internet-Blase platze, die zweite Insolvenz folgte 2009. Im Jahr 2010 wurde er in Berlin wegen Veruntreuung zu einer einjährigen Bewährungs- und einer Geldstrafe verurteilt. Mit der Investmentgesellschaft Tennor startete Windhorst 2013.
Zahlreiche Analysten sahen die Reaktion auf die H2O-Kritik als „überzogen“, darunter Oddo. Der Aufbau des Allegro Fonds sei stets transparent gewesen, betonte auch die Investmentbank Jeffries. Er lege 80 bis 90 Prozent in Staatsanleihen an und fünf bis 15 Prozent in illiquiden Werten. UBS wies allerdings auf das Risiko hin, dass nach den Zweifeln an H2O viele ihr Geld aus den Fonds abziehen könnten. Und behielt damit ganz offensichtlich Recht.
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