Aktien von Top-Unternehmen Qualität zahlt sich aus

Schwankungsarme Titel eignen sich für defensive Anleger.
Düsseldorf Auf Qualität zu setzen lohnt sich. Das gilt nicht nur für Waschmaschinen, Autos oder Schuhe, sondern auch für Aktien. Speziell in Krisenzeiten erweist sich der Faktor Qualität nämlich als wertvolles Element bei der Risikostreuung und sorgt für Stabilität im Depot. Das zeigte sich sowohl, als die Internetblase zur Jahrtausendwende platzte, als auch während der Finanzkrise. Qualitätsaktien steckten die Schocks besser weg als andere Anlageklassen wie Nebenwerte oder Dividendentitel.
Der Weltaktienindex MSCI World wird von seiner Qualitätsvariante, dem MSCI World Quality, klar abgehängt – vor allem langfristig. Doch woran macht sich „Qualität“ bei Aktien fest? Für den Spezialindex sind es nachhaltiges Gewinnwachstum der Firmen, hohe Eigenkapitalrenditen und geringe Verschuldung. Auf Sicht von fünf Jahren haben die so bestimmten Aktien gut 53 Prozent zugelegt, ziemlich genau doppelt so viel wie der MSCI World. Noch deutlicher ist der Vorsprung über zehn Jahre: Der MSCI World Quality gewann mit fast 80 Prozent mehr als dreimal so viel wie der Weltaktienindex.
Der Grund: „Wegen ihres defensiven Charakters und einer geringeren Volatilität tendieren die Titel dazu, sich bei einem wirtschaftlichen Abschwung oder gar einer Rezession besser als der Gesamtmarkt zu entwickeln“, sagt Axel Riedel, Deutschland-Chef von SPDR ETFs. Zwar geraten Qualitätsaktien bei einem Kurseinbruch auch unter Druck. Aber das Minus ist in den meisten Fällen geringer.
Starker Name, starke Marke
Qualitätsunternehmen zeichnen sich zudem durch eine starke Marktstellung aus. Sie können ihre Preisvorstellungen meist durchsetzen – selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Das gilt beim Ein- wie beim Verkauf. Es entsteht eine Überrendite, wie Finanzfachleute sagen: Die Firma verdient bestens. Zu den Topwerten im MSCI World Quality gehören Microsoft und Apple, Johnson & Johnson, Nestlé und Roche.
Zu einem Qualitätsunternehmen mit langfristigem Börsenerfolg gehört aber auch ein starker Name, eine starke Marke. Ein weltweit anerkannter Markenname garantiert oft nachhaltig gute Geschäfte. Trotzdem gilt: Qualität kann vergänglich sein, in der Bilanz, bei den Produkten und bei den Aktien.
Qualitätsaktien sind oft gleichzeitig „Low Beta“-Papiere. Mit dem griechischen Buchstaben Beta wird das systemische Risiko, also das Marktrisiko angegeben. Ist das Beta hoch, schwankt die Aktie stärker als der Durchschnitt. Ist das Beta niedrig wie bei den Aktien im Index MSCI World Minimum Volatility, pendelt der Anteilsschein dagegen nicht so stark wie etwa der MSCI World. „Low Beta“-Strategien eignen sich deshalb perfekt, um das Depotrisiko zu reduzieren. Diese Papiere sind wie geschaffen für unruhige Börsenzeiten und für konservative Anleger. „Minimum-Volatility-Strategien eignen sich eher für risikoscheue Investoren, die in den Aktienmarkt investieren wollen, aber geringeren Preisschwankungen ausgesetzt sein möchten“, sagt Peter Scharl von iShares.
Niedrigere Wertschwankungen
„Low Beta“ heißt im Grunde nichts anderes, als in Aktien zu investieren, die kaum von der allgemeinen Börsenentwicklung abhängig sind. „Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass bei solchen Titeln die Wertschwankung im Vergleich zu traditionellen, marktkapitalisierten Aktien oder Indizes um 20 bis 30 Prozent niedriger ausfällt“, sagt SPDR-Experte Riedel. Aufgrund der geringeren Volatilität tendierten diese Wertpapiere ähnlich wie Qualitätsaktien dazu, sich bei einem wirtschaftlichen Abschwung besser als der breite Markt zu entwickeln. In Aufschwungs- und Wachstumsphasen blieben sie dagegen hinter dem breiten Markt zurück.
Die schwankungsarme Variante des MSCI World minimiert das Risiko, ohne gleichzeitig auf einen Teil der Aktienrendite verzichten zu müssen. Frei nach dem Motto: In der Ruhe liegt die Kraft. Langfristig bieten Low-Beta-Aktien eine Überrendite, die allerdings in fallenden Märkten eingefahren wird, weil sie Kurseinbrüche weniger stark mitmachen. Sie federn Verluste des Gesamtmarktes ab, so auch während des turbulenten Jahresauftakts. Während der MSCI World dieses Jahr 0,6 Prozent im Plus notiert, kommt der MSCI Word Minimum Volatility auf vier Prozent. Auf Sicht von drei Jahren hat er 27 Prozent zugelegt, der Weltaktienindex nur zwölf Prozent. Diese Überrendite fahren Anleger aber nur ein, wenn sie die Low-Beta-Positionen langfristig halten. Um das ganze Potenzial der Strategie auszuschöpfen, müssen sie mehrere Marktzyklen durchhalten.
Sowohl Qualitätsaktien als auch die schwankungsarmen Titel eignen sich für turbulente Börsenphasen und risikoaverse Investoren. „Für Qualitätswerte und Low-Vola-Werte spricht die relativ niedrige Schwankung im Aktienpreis“, so Scharl. Auf beide MSCI-Indizes gibt es entsprechende börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die das jeweilige Börsenbarometer abbilden. Andreas Beck vom Institut für Vermögensaufbau empfiehlt allerdings, diese ETFs lediglich beizumischen und nicht das ganze Depot mit ihnen zu bestücken. „Vollständig auf einzelne Faktoren zu setzen überschätzt ihre Stabilität.“ Auch diese Aktien können sich den Schwankungen an den Märkten nicht völlig entziehen.
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