Aktienmarkt Angriff auf die 15.000 Punkte oder Pause? Wie es nach dem Dax-Rekord weitergehen könnte

Am Dienstag kletterte der deutsche Leitindex auf das Rekordhoch von knapp 13.659 Punkten.
Düsseldorf Dass der deutsche Leitindex am heutigen Dienstag mit 13.668 Punkten ein neues Rekordhoch markiert, dürfte eigentlich keinen Anleger überraschen. Nach dem bisherigen Allzeithoch von 13.640 Zählern, das die Frankfurter Benchmark am 22. Januar 2020 erreichte, ist es letztendlich ein neues Rekordhoch mit Ansage. Charttechniker und Sentimentexperten hatten es erwartet.
Zwei Gründe lassen den Leitindex so hoch notieren: zum einen der Anlagenotstand angesichts rekordtiefer Anleihe-Zinsen und hoher Immobilienpreise. Zum anderen die Entschärfung des Handelskonflikts zwischen China und den USA.
Solange keine große Notenbank die Zinsen erhöht, bleiben Aktien im Vorteil gegenüber anderen Anlageklassen. Schließlich haben bereits die fallenden US-Zinsen im vergangenen Jahr für ein extrem positives Börsenjahr 2019 gesorgt. Und angesichts der bevorstehenden US-Wahl dürfte US-Präsident Donald Trump zunächst keinen neuen Konflikt mit China anfangen.
Doch wie geht es mit dem Dax weiter? Da lohnt sich der Blick auf die Prognosen der Experten, die neue Rekordhochs prognostiziert haben.
Für die Charttechnik ist die weitere Entwicklung eindeutig. Laut dem jährlichen Handelsblatt-Chartgespräch sehen die drei befragten technischen Analysten den Dax in den nächsten Monaten auf mindestens 15.000 Punkte klettern. Bedingung dafür ist, dass der Dax sein Rekordhoch länger als nur ein paar Minuten oder Stunden verteidigt und nicht sofort wieder unter die neue Marke fällt, so wie noch am 22. Januar. Es dürfte sich schnell entscheiden, ob der Index eine weitere Atempause benötigt.
„Sobald der Dax sein Rekordhoch überwindet, gewinnt er rasch an Kraft und wird auf 15.000 Punkte steigen“, ist sich Frederik Altmann vom Brokerhaus Alpha sicher. Seine beiden Mitstreiter Christian Henke vom Broker IG Markets und der freie Charttechniker Klaus Deppermann rechnen sogar mit „mindestens 15.000 Punkten“.
Auch für Anhänger der Sentimentanalyse kommt diese Dax-Entwicklung nicht überraschend. Stephan Heibel, Inhaber des Analysehauses Animusx, sieht, basierend auf einer Umfrage unter 3500 Anlegern, folgendes Szenario für das Börsenjahr 2020: Zunächst gibt es zum Start einen überraschenden, aber nur moderaten Ausverkauf. Erst im Frühjahr finden die Aktienmärkte einen Boden, von dem aus die Kurse wieder steigen. Dieser Boden liegt jedoch oberhalb von 12.000 Punkten, meinte der Sentimentexperte Anfang Januar 2020.
Der Kursrutsch in den vergangenen Wochen aufgrund des Coronavirus könnte der moderate Ausverkauf gewesen sein. Das Tief dieser Korrektur lag bei 12.973 Zählern. Allerdings wäre die Rally früher als erwartet gestartet. Heibel hatte Anfang Januar den Anstieg in Richtung 15.000 Punkte erst für den Sommer prognostiziert. Und im Herbst sollten 15.000 Punkte deutlich übersprungen werden.
Der Dax hat Nachholpotenzial
Doch es gibt auch fundamentale Gründe für weiter steigende Kurse am deutschen Aktienmarkt. Für deutsche Aktien spricht, dass der Dax gegenüber den US-Börsen deutliches Nachholpotenzial hat. Der S&P 500 hatte bereits im Herbst 2018 neue Rekordhochs markiert. Danach fiel zwar auch er zurück. Seit Monaten jagt aber an der Wall Street erneut ein Rekordhoch das nächste, zuletzt in der vergangenen Woche. Seit Jahresanfang ist der US-Index um 3,8 Prozent gestiegen, der Dax mit 1,8 Prozent nur weniger als die Hälfte.
Der schnellere Anstieg der US-Aktien hat sie im Vergleich zu deutschen Werten sehr teuer gemacht. Im Dow-Jones-Index notieren die Aktien beim 22-Fachen der Gewinne, die Analysten für das laufende Jahr erwarten.
Im Dax beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) dagegen nur 14 und liegt damit zwar knapp über dem historischen Durchschnitt, aber eben unter der Bewertung der US-Aktien.
Allerdings hinkt der Vergleich zwischen den US-Indizes und dem deutschen Börsenbarometer etwas. Denn bei dem Dax handelt es sich um einen Performanceindex, die gezahlten Dividenden aller 30 Einzelwerte werden mit eingerechnet. Die amerikanischen Benchmarks hingegen sind reine Kursindizes ohne Dividenden.
Ein Blick auf den Dax-Kursindex zeigt einen Stand von 6060 Zählern und damit kein neues Rekordhoch. Das wurde bei diesem Börsenbarometer Anfang 2018 mit 6444 Zählern erreicht. Vor knapp fünf Jahren notierte der Dax-Kursindex mit 6340 Punkte höher, auch während der Technologieblase im Jahr 2000 lag dieses Börsenbarometer mit 6266 Zählern über dem aktuellen Wert. Optimisten würden sagen: Der Dax-Kursindex hat noch Potenzial, weil er noch kein Rekordhoch erreicht hat. Pessimisten sehen das anders, weil noch kein Rekordhoch erreicht wurde.
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