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Aktienmarkt Wann sich Konzernabspaltungen für die Aktionäre lohnen

Konzernabspaltungen können Aktienkurse bewegen. Eine Analyse der Boston Consulting Group zeigt, wann Anleger von solchen Transaktionen profitieren können.
07.11.2021 - 11:50 Uhr Kommentieren
BCG-Analyse: Wann sich Konzernabspaltungen für Anleger lohnen Quelle: dpa
Hochöfen von Thyssen-Krupp

Der Verkauf der Aufzugsparte hatte keinen positiven Effekt auf den Aktienkurs – Anleger können daraus lernen.

(Foto: dpa)

Frankfurt Normalerweise honoriert der Kapitalmarkt die Konzentration auf das Kerngeschäft. Doch der Verkauf von einzelnen Sparten ist keine Garantie für dauerhafte Kurssteigerungen, wie das Beispiel der Aktie von Thyssen-Krupp zeigt.

Das Unternehmen hatte im Frühjahr des vergangenen Jahres die Aufzugsparte für gut 17 Milliarden Euro verkauft. Aber positive Effekte beim Aktienkurs blieben aus. Denn schon lange vor der Coronapandemie litten die Essener unter schweren finanziellen Problemen. Der Grund dafür waren milliardenschwere Fehlinvestitionen auf dem Höhepunkt des Stahl-Booms Mitte der 2000er-Jahre.

Bis heute hat sich Thyssen-Krupp nicht von den Fehlinvestitionen in Übersee-Stahlwerke erholt. Das Aufzugsgeschäft war zudem profitabel, eine Perle, für die es keinen Ersatz gab. Laut einer Analyse der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) war die unmittelbare Reaktion auf den Deal ein Kursrückgang um ein Prozent. Der gesamte „Total Shareholder Return“ (TSR) bei der Transaktion war mit ungefähr minus 3,6 Prozent – bis Mitte Oktober 2021 – für die Aktionäre ebenfalls kein Erfolg.

Bei Fusionen und Übernahmen oder Konzernabspaltungen erwartet der Kapitalmarkt ein klares Bekenntnis zu Wertsteigerungen, zum Beispiel Einsparungen aus Synergien, die beziffert werden müssen“, sagt BCG-Senior-Partner Jens Kengelbach.

Außerdem gehe es um die strategische Ausrichtung: Wo und warum wird in Zukunft durch die Kapitalmarkttransaktion ein Mehrwert generiert? Auf diese Frage müsse es eine überzeugende Antwort geben, damit der Kapitalmarkt positiv reagiert, erklärt der BCG-Experte.

Die Konzentration auf Wachstumsfelder wirkt sich positiv aus

Wie man es besser machen kann, zeigte die Merck KGaA mit dem Verkauf der Sparte Consumer Health an den US-Konzern Procter & Gamble im April 2018. Zunächst reagierte der Kurs mit einem Plus von 0,4 Prozent. Der TSR lag seitdem auf Jahresbasis nach einer BCG-Berechnung bei 12,3 Prozent.

Currenta managt unter anderem Infrastruktur und Energieversorgung in den Bayer-Chemparks. 2019 veräußerte Bayer seine Anteile an Macquarie. Quelle: dpa
Der Chempark von Bayer in Leverkusen

Currenta managt unter anderem Infrastruktur und Energieversorgung in den Bayer-Chemparks. 2019 veräußerte Bayer seine Anteile an Macquarie.

(Foto: dpa)

Auch die Veräußerung von Currenta durch die deutschen Unternehmen Bayer und Lanxess an den australischen Infrastrukturkonzern Macquarie hat sich für die Aktionäre der Verkäufer gelohnt. Der TSR von Bayer stieg seit August 2019 jährlich um 4,3 Prozent, bei Lanxess waren es sogar 19,6 Prozent.

In der BCG-Analyse werden als positive Faktoren die Mittelverwendung für innovative Prozesse und Produkte genannt, ebenso die Konzentration auf Wachstumsfelder. „Es ist positiv, wenn der M&A-Prozess klar zur Gesamtstrategie passt und die aus dem Verkauf resultierenden Erlöse in diese Kerngeschäfte investiert werden, um dort zu wachsen“, sagt Kengelbach zu den Erfolgsfaktoren im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A).

Wichtig ist auch, dass frühzeitig Klarheit herrscht, ob die Ausgliederung für einen strategischen Käufer oder einen Börsengang vorbereitet wird. Solche Projekte können zwölf bis 18 Monate dauern. Damit besteht die Gefahr, dass man wichtige Mitarbeiter verliert, wenn sie nicht vom Projekt überzeugt sind. Mangelnde Klarheit in der Kommunikation kann den Erfolg solcher Transaktionen gefährden, erläutert Kengelbach.

Aktien von Siemens und Bayer rücken in den Fokus

Die Datenanalyse von BCG zeigt auch, dass die Aktionärsrendite bei Verkäufen von Konzernteilen an andere Unternehmen höher ist als bei Börsengängen von Töchtern. Allerdings bringen beide Wege den Aktionären in der Regel einen Mehrwert, wenn man die beiden Jahre nach der Transaktion anschaut.

Außerdem ist es positiv, wenn die abgebende Gesellschaft schon Erfahrungen gemacht hat mit Ausgliederungen. „Während erstmalige Verkäufer im Zwei-Jahres-Zeitraum nach der Transaktion im Schnitt eine negative Aktienrendite von minus 1,1 Prozent mit vergleichbaren Unternehmen erzielten, konnten erfahrenere Verkäufer, die bereits mindestens drei Transaktionen durchgeführt hatten, im Schnitt 2,4 Prozent Überrendite erreichen“, erklärt Kengelbach.

Siemens hat viel Erfahrung mit Konzernabspaltungen. Die Medizintechnik-Tochter ging 2018 an die Börse. Quelle: dpa
Börsendebüt von Siemens Healthineers im Jahr 2018

Siemens hat viel Erfahrung mit Konzernabspaltungen. Die Medizintechnik-Tochter ging 2018 an die Börse.

(Foto: dpa)

In den kommenden Monaten rückt deswegen die Aktie von Siemens in den Blickpunkt, denn hier könnten nach Ansicht von Investmentbankern gleich mehrere Deals anstehen. Dazu zählen das Geschäft mit großen Antrieben, die Brief-, Paket- und Sortiermaschinen sowie die Straßenverkehrssparte Yunex. Siemens hat viel Erfahrung mit sogenannten Spin-offs und IPOs – etwa mit der Medizin- und Energietechnik.

Und auch der Pharmakonzern Bayer könnte einen positiven Kurseffekt verbuchen, wenn die Sparte Environmental Science veräußert wird. Außerdem dürften die aktivistischen Aktionäre in Zukunft darauf dringen, dass Geschäftsbereiche unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit auf den Prüfstand kommen.

Soziale, ökologische und Kriterien für eine gute Unternehmensführung – abgekürzt ESG – hätten über alle Branchen hinweg deutlich an Bedeutung gewonnen und würden auch in Zukunft die Strategie von Unternehmen beeinflussen und somit auch den M&A-Markt, sagt Jens Maurer, Co-Investmentbankchef bei Morgan Stanley.

Mehr: Das sind die 50 Klimapioniere der deutschen Wirtschaft

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