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Aktienrückkäufe von US-Konzernen Das Ende der Kurskosmetik

Aktienrückkäufe waren in der Vergangenheit ein starker Kurstreiber an der Wall Street. Doch nun fahren US-Konzerne ihre „Buy-back“-Programme zurück. Für Anleger ist das ein Warnsignal – und kommt zu einer ungünstigen Zeit.
22.06.2016 - 20:10 Uhr Kommentieren
Der Rückkauf-Trend hat seinen Höhepunkt überschritten. Quelle: AP
Straßenschild an der Wall Street

Der Rückkauf-Trend hat seinen Höhepunkt überschritten.

Quelle: AP

Frankfurt, New York Aktienrückkäufe waren in den vergangenen Jahren die maßgebliche Triebfeder für steigende Notierungen an der Wall Street. Doch das ist Vergangenheit. Der einstige Garant für höhere Kurse verliert  an Einfluss. Das geschieht ausgerechnet in einer Phase, in der die US-Börsen wegen hoher Bewertungen der Dividendentitel und des eingeleiteten Ausstiegs aus der ultralockeren Geldpolitik durch die amerikanische Notenbank Fed ohnehin anfällig sind für Korrekturen. Für die Börsen ist das ein Warnsignal.

Kurzfristig ist die Sache klar, wie sich Aktienrückkäufe auswirken, die im Fachjargon auch Buy-backs genannt werden: Kauft eine börsennotierte Firma eigene Dividendenscheine auf, dann profitiert der Aktienkurs davon.

Hintergrund: Je mehr Anteilsscheine vom Markt genommen werden, je knapper dadurch das Angebot wird, desto stabiler notieren die Kurse in Schwächephasen und desto eher klettern sie, wenn die Börsen boomen.

Seit dem Start der aktuellen Hausse 2009 hatten US-Firmen von den Rückkäufen immer regen Gebrauch gemacht. Allein in den vergangenen beiden Jahren haben die Unternehmen Papiere im Wert von rund einer Billion US-Dollar zurückgekauft. Auch Marktschwergewichte wie Apple betrieben auf diese Weise Kurskosmetik. Zuletzt hatte der Elektronikkonzern sein Buy-back-Programm im Frühjahr von 140 auf 175 Milliarden Dollar aufgestockt.

Doch unter dem Strich hat der Rückkauf-Trend seinen Höhepunkt mittlerweile überschritten. Das zeigen Zahlen der US-Analysefirma TrimTabs Investment Research. Danach habe das Volumen der für dieses Jahr angekündigten Rückkaufprogramme bis Mitte Mai 261,5 Milliarden US-Dollar betragen – ein scharfer Einbruch um knapp ein Drittel, verglichen mit den rund 400 Milliarden Dollar, die in derselben Vorjahresperiode für 2015 registriert worden waren.

Dazu kommt, dass nicht nur der Umfang, sondern offensichtlich auch die Wirksamkeit der Aktienrückkäufe deutlich nachgelassen hat: Während der S&P 500 in den vergangenen zwölf Monaten zwar deutlich geschwankt hat, seitdem unterm Strich aber zumindest auf der Stelle tritt, haben seine hundert Aktien mit den volumenstärksten Rückkaufprogrammen im Schnitt mehr als acht Prozent an Wert eingebüßt.

Früher hatte das Ergebnis noch anders ausgesehen. Wie stark Aktienrückkäufe die Kurse der Unternehmen lange Zeit stimuliert hatten, verdeutlicht der langfristige Vergleich des Börsenbarometers S&P 500 mit seinem Subindex „S&P 500 Buy-backs“. Dieser misst die Ertragsentwicklung der hundert Aktien aus dem US-Leitindex mit den höchsten Rückkäufen während der letzten zwölf Monate. In den vergangenen fünf Jahren hatte er mit einem Zuwachs von im Schnitt 12,5 Prozent pro Jahr den S&P 500 um rund zwei Prozentpunkte geschlagen.

Experten: Aktienrückkäufe sind Teufelszeug

Für Anleger kommt die Kehrtwende bei den Rückkäufen zur Unzeit. Sollte die Fed ihre Geldpolitik demnächst weiter straffen, würden mit dem Auslaufen des Rückkauf-Booms gleich zwei maßgebliche Stützen für die Märkte wegbrechen. Die Verlustrisiken nehmen zu, warnen Experten: „Dem US-Aktienmarkt könnte in diesem Sommer ein Rückfall bevorstehen angesichts der Erwartungen steigender Zinsen, politischer Unsicherheit und einer Unterbrechung der Aktienrückkäufe der Unternehmen“, sagte vor kurzem im US-Fernsehen David Kostin, Chefanlagestratege von Goldman Sachs für den US-Aktienmarkt.

Die langfristigen Folgen dieser Kurskosmetik sind ohnehin umstritten. Vielen Experten gelten Aktienrückkäufe als Teufelszeug. Ihr Vorwurf: Statt Geld in organisches Wachstum und Innovationen zu investieren, steigerten die Firmen damit lediglich möglichst mühelos ihre Eigenkapitalrentabilität – und die Boni-Ansprüche ihrer Vorstände.

Blackrock-Chef Larry Fink etwa fordert  Unternehmen immer wieder auf, in ihr Geschäft zu investieren, statt eigene Aktien zurückzukaufen. Gerade in den letzten Jahren, wo häufig für gut eine halbe Billion Dollar  Aktien von den Unternehmen zurückgekauft wurden, haben die Aktionen auch einen Geruch von Finanz-Alchemie gewonnen. Firmen wie Apple haben sich bei den heutigen Niedrigzinsen billig am Kapitalmarkt verschuldet. Mit dem Geld kaufen sie dann eigene Aktien zurück und nehmen sie aus dem Verkehr. Mit dem niedrigeren Eigenkapital erhöhen sie künstlich die Rendite. So entsteht am gesamten Aktienmarkt eine Scheinblüte, die irgendwann in sich zusammenfällt.

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