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Oldtimer

Mittlerweile rollen 675.000 Oldtimer über deutsche Straßen.

(Foto: Car Culture ® Collection/Getty Images)

Anlagestrategie Was es bei Oldtimern als Wertanlage zu beachten gilt

Alte Autos erleben als Liebhaberstücke einen Boom – auch als Geldanlage. Doch wer bei der Rendite nicht alt aussehen will, muss einiges beachten.
27.09.2018 Update: 30.09.2018 - 10:24 Uhr Kommentieren

Frankfurt Es ist ein Haufen Rost, der vor einigen Tagen in der Anzeige auf der Website des britischen Verkaufsportals Car and Classic zu sehen war. Nur Kenner konnten hier die Reste eines Jaguar E-Types aus dem Jahr 1967 erkennen. 12.500 britische Pfund wollte der Besitzer haben, umgerechnet gut 14.000 Euro. Ein echtes Schnäppchen für einen Fahrzeugbrief und eine Fahrgestellnummer, spottete ein Mitglied des deutschen Jaguar-Forums.

Mittlerweile ist die Anzeige wieder verschwunden. Wahrscheinlich hat der Rostberg einen Käufer gefunden. Denn das Geschäft mit alten Autos boomt. Zwischen 2008 und 2018 wuchs die Zahl der Autos, die 30 Jahre und älter sind, in Deutschland von rund 282.000 auf 675.000. Das ist ein durchschnittliches Plus von 8,2 Prozent pro Jahr.

30 Jahre ist in Deutschland die „magische“ Altersgrenze bei Oldtimern. Ist sie erreicht, gibt es das H-Kennzeichen. Das sichert gewisse Privilegien, etwa günstigere Kraftfahrzeugsteuern gerade für hubraumstarke Motoren oder die freie Fahrt in Städten unabhängig von den Abgasemissionen. Nicht nur solche Faktoren sorgen für ein steigendes Interesse an der Historie auf Rädern.

Auch die Hoffnung auf eine Wertsteigerung schwingt bei vielen Käufern mit. „Die Investition in Sachanlagen gewinnt angesichts der steigenden Staatsverschuldung auch als Inflationsschutz an Relevanz“, heißt es in einer Anlagebroschüre der Südwestbank. Auf den ersten Blick scheinen Oldtimer diesen Schutz zu bieten. Der vom Automobilverband VDA zusammen mit Partnern ermittelte Oldtimer-Index (DOX) stieg zwischen 2008 und Ende 2017 um 35 Prozent.

Das ist zwar eine deutlich kleinere Wertsteigerung, als das Börsenbarometer Dax im gleichen Zeitraum mit plus 62 Prozent schaffte. Dennoch kann sich die „Performance“ des Oldtimer-Index' sehen lassen.

Noch besser schneidet der von der Südwestbank ermittelte Oldtimer-Index OTX ab, der die Wertentwicklung historischer Autos von Herstellern aus Süddeutschland abbildet. Er legte zwischen 2005 und Ende 2017 um 302 Prozent zu.

Der Dax erreichte in dieser Zeit ein Plus von 203 Prozent, deutsche Staatsanleihen – abgebildet im Index REX-P – kamen auf plus 58 Prozent.

Doch so schön all diese Vergleiche auch sein mögen, sie sind nur ein Teil der Wahrheit über die Wertanlage Oldtimer. Zu der gehört auch die Tatsache, dass es anders als etwa bei Aktien keinen geregelten Markt gibt.

Die Liquidität des „Oldi-Marktes“ ist begrenzt. Will man sein Gefährt verkaufen, nutzen all die Wertgutachten und Statistiken nichts – man muss jemanden finden, der bereit ist, den erhofften Preis zu zahlen. Das hängt an Faktoren, die kaum vorherzusagen sind – etwa an der Leidenschaft eines Käufers für ein bestimmtes Modell. Ungeachtet dieser Unwägbarkeiten gibt es allerdings ein paar Regeln, die die Chancen steigern, ein Investment in der Anlageklasse Oldtimer zu einem Erfolg zu machen.

Erste Regel

Je seltener ein Auto ist, desto größer ist das Potenzial für Wertsteigerungen. So verzeichneten die Autos vom Typ BMW 503/507/3200CS zwischen 2005 und Anfang 2018 laut Südwestbank ein Plus von 661 Prozent auf im Schnitt 551.750 Euro. Vom 507 etwa wurden sogar nur 254 Exemplare gebaut, für Fahrzeuge im Topzustand kann der Preis schnell die Millionengrenze durchbrechen.

Grafik

Zum Vergleich: Der Mercedes W123 schaffte im gleichen Zeitraum ein Plus von 172 Prozent – auf eher bescheidene 8300 Euro. Von dem Dauerläufer wurden 2,7 Millionen Fahrzeuge gebaut. Für viele gar nicht erst erschwinglich sind Typen wie der Ferrari 250 GTO, von dem nur 36 Stück entstanden. Ende August wurde ein Exemplar für 48,4 Millionen Dollar versteigert, der bis dato höchste Erlös eines Veteranen auf einer Auktion.

Zweite Regel

Was original und originell ist, hat Potenzial. Wer ein altes Auto kauft, sollte darauf achten, dass es in dem Zustand ist, in dem es einst die Werkhallen verlassen hat. Zur Authentizität zählt auch eine möglichst umfassende Historie, etwa mit Wartungs- und Restaurierungsdokumenten. Wichtig: immer Experten zurate ziehen. Das schützt vor Fälschungen, die gerade bei hochpreisigen Fahrzeugen ein wachsendes Problem sind.

Hat das Auto zufällig auch noch einen bekannten Vorbesitzer, steigert das den Wert zusätzlich. Der eher biedere Volvo 262 C Bertone des mittlerweile verstorbenen Musikers David Bowie wurde zum Beispiel zu Jahresbeginn für 183.000 Euro versteigert. Normalerweise werden für gut erhaltene Exemplare ohne prominenten Eintrag im Fahrzeugbrief kaum mehr als 20.000 Euro bezahlt.

Dritte Regel

Geduld ist gefragt. Wer einen Oldtimer unter Zeitdruck verkaufen muss, bekommt häufig nicht den erhofften Preis. Denn welche Modelle aktuell besonders begehrt sind, kann nicht vorhergesagt werden. Der erste Bulli von VW, der T1, wurde noch in den 70er-Jahren kaum beachtet, ist aber dann zu einem sehr beliebten Sammlerobjekt geworden. Für gut erhaltene Modelle werden mittlerweile sechsstellige Summen fällig.

Vierte Regel

Nie die Gesamtkosten aus den Augen verlieren. Die Wertstatistiken und Indizes haben einen Nachteil: Sie vergleichen allein die Werte. Wer aber einen Oldtimer besitzt, muss auch nach der Anschaffung investieren. Bestenfalls wird der Wagen bewegt, sonst gibt es Standschäden. Das produziert Verschleiß. Hinzu kommen Treibstoff, eventuell eine Garagenmiete und die Versicherungsprämie.

Laut einer Studie der Beratungsfirma BBE Automotive geben die Besitzer von historischen Fahrzeugen im Schnitt 5555 Euro pro Jahr für ihr „Schätzchen“ aus. Für Alltagsfahrzeuge werden nur 652 Euro fällig. Werden diese Ausgaben berücksichtigt, sieht die Rendite von Oldtimern gerade bei den weniger begehrten Massenfahrzeugen schnell nicht mehr so attraktiv aus. Selbst der Inflationsschutz wackelt.

Vielleicht hilft deshalb dieser Tipp: Wer einen Oldtimer kaufen will, sollte auch eine Leidenschaft für das alte Blech mitbringen. Denn dann kommt zur finanziellen Rendite die persönliche Dividende noch hinzu: der Fahr- und Schrauberspaß.

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