Anlegen in Niedrigzinszeiten Mit Anleihen Vermögen erhalten

Bis Ende 2012 warb das Maskottchen für Bundeswertpapiere.
(Bild: PR)
Frankfurt Rückblickend ist es gut, dass „Günther Schild“ so früh in Rente geschickt worden ist. Denn Aufgabe der erst 2008 ins Leben gerufenen Schildkröte war es, als Werbefigur der deutschen Finanzagentur Privatanleger für Bundeswertpapiere zu begeistern. Doch der Bund stellte das spezielle Privatkundengeschäft bereits Ende 2012 ein.
Heute könnte „Günther Schild“ Privatanlegern über deutsche Bundesanleihen auch nicht mehr viel Gutes sagen: Sie sind zwar immer noch sicher. Doch die Renditen sind bis zu Laufzeiten von acht Jahren negativ (siehe Grafik). Das heißt: Wer diese Papiere jetzt kauft und bis zur Fälligkeit hält, macht ein Minus-Geschäft.
Die Minus-Rendite frisst sich durch
Der Negativ-Zins geht vor allem von den negativen Einlagenrenditen aus, die Banken an die Europäische Zentralbank (EZB) zahlen müssen, wenn sie dort kurzfristig Geld parken. Die Strafgebühr liegt inzwischen bei 0,4 Prozent. Dazu kommt, dass die EZB selbst monatlich Anleihen im Umfang von bald 80 Milliarden Euro kauft, vor allem Staatspapiere. Das erhöht die Nachfrage, lässt die Kurse steigen und so die Renditen sinken.
Dabei frisst sich die Minus-Rendite immer weiter durch. Auch Anleihen vieler anderer Euro-Kernländer rentieren mit Laufzeiten von bis zu fünf oder sechs Jahren im Minus. Das gilt auch für kürzer laufende Pfandbriefe und Anleihen staatsnaher Institutionen wie der KfW.
Doch das heißt nicht, dass Anleihen prinzipiell für Investoren ein Verlustgeschäft sind. „Rendite und Return sind nicht dasselbe“, sagt dazu Shannon Kirwin, die beim Fondsanalysehaus Morningstar, Anleihefonds bewertet: „Investoren können selbst mit negativ-rentierenden Anleihen Geld verdienen, wenn genug Nachfrage am Markt besteht, die Kurse also weiter steigen und entsprechend die Renditen noch weiter sinken.“ So haben selbst Fonds mit dem Schwerpunkt auf kurzlaufende Euro-Anleihen laut Morningstar seit Jahresanfang im Schnitt einen Ertrag von 0,2 Prozent erzielt. Natürlich macht Anleger das nicht glücklich, aber ihr Vermögen hat sich angesichts der zuletzt ebenfalls negativen Inflationsrate von minus 0,2 Prozent dennoch leicht vermehrt.
Positive Erträge, keine großen Gewinne
Noch besser entwickelt haben sich Fonds, die auf Anleihen mit längeren Laufzeiten setzen. Denn deren Kurse sind noch stärker gestiegen als die der Kurzläufer. Fonds der Morningstar-Kategorie „Euro-Langläufer“ brachten in diesem Jahr bislang einen Ertrag von sechs Prozent.
Dabei gehen viele Fondsmanager und Ökonomen davon aus, dass das Wirtschaftswachstum weltweit schwach bleiben wird und die EZB den Anleihemarkt mit ihrer Geldpolitik weiter stützt. Große Gewinne sind damit laut Kirwin bei Bundesanleihen und Co nicht sehr wahrscheinlich, aber zumindest leicht positive Erträge könnten drin sein: „Anleger sollten Zinspapiere von daher nicht verwerfen.“
Dazu kommt, dass viele Fonds – auch die mit Schwerpunkt auf europäische Staatsanleihen – auch Anleihen mit höherer Rendite beimischen. Das können US-Staatsanleihen sein, Schwellenländer-Anleihen und vor allem Firmenbonds. Auch hier sind die Renditeaufschläge für Anleihen von zum Beispiel Firmen mit guter Bonität mit im Schnitt einem Prozentpunkt gegenüber Bundesanleihen nicht gerade üppig (siehe Grafik), aber: „Fondsmanager können auch mit negativen Renditen leben, solange sie positive Risikoaufschläge bekommen und auf Kursgewinne setzen“, sagt auch Matthias Minor, Leiter des Geschäfts mit neuen Unternehmensanleihen aus Deutschland bei der Royal Bank of Scotland.
Gerade bei Unternehmensanleihen sind die Aussichten auf weitere Kursgewinne gut. Hauptgrund: Die EZB will ab Ende Juni auch Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität aus dem Euro-Raum kaufen. Details dazu gibt es noch nicht, doch Investoren rechnen damit, dass die EZB monatlich Bonds im Umfang von fünf Milliarden Euro erwerben wird.
„Das ist zunächst einmal eine gute Nachricht, da die Kurse der Unternehmensanleihen durch die Käufe der EZB beziehungsweise allein deren Erwartung deutlich steigen“, meint Jens Herdack, Fondsmanager bei der Weberbank. Allerdings würden in letzter Konsequenz für Neueinsteiger auch in dem Bereich die Renditen wohl „sukzessive verschwinden.“ Dabei „kaufen Investoren schon jetzt nicht mehr unbedingt alles gerne und werden für Risiken nicht immer kompensiert“, räumt Anthony Bryson ein, der bei BNP Paribas die Sparte Finanzierungen von Firmen im deutschsprachigen Raum leitet.
Fazit: Die laxe Geldpolitik der EZB drückt die Renditen aller Anleiheklassen und macht die Anlage für Neueinsteiger nicht leichter. Mit breiter Streuung dürften Sparer ihr Vermögen mit Rentenfonds aber zumindest mittelfristig erhalten.